Wie würden Sie ein typisches Schweizer Bauernhaus beschreiben? Imposant, mit viel Holz, tiefgezogenen, schützenden Dächern und kleinen Sprossenfenstern? Vielleicht noch mit einer grossen Tenneinfahrt? Eine Beschreibung, die sicher nicht verkehrt ist, der Vielfalt der Bauernhäuser in unserem Land jedoch in keinster Weise gerecht wird. Denn ein Bauernhaus im Thurgau etwa sieht ganz anders aus als ein Bauernhaus im Tessin. Und doch haben alle etwas gemeinsam, wie Benno Furrer, ehemaliger wissenschaftlicher Leiter der Schweizerischen Bauernhausforschung, erläutert: «Als ein zentrales Merkmal lässt sich vielleicht festhalten, dass lokale Baumaterialien verwendet wurden.»
Das Material Holz stand im Fokus bei der Sanierung dieses Bauernhauses oberhalb des Sempachersees, das vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts seine Wurzeln hat. Roman Hutter Architektur beweist mit diesem Umbau, dass durch Wertschätzung der alten Bausubstanz, gepflegte Handwerkskunst und traditionelle, lokale Materialisierung Räume von einmaliger Wohnqualität entstehen können. Während die das Ortsbild prägende, geschindelte Südfassade mit ihren markanten Fensterreihen und Klebdächern unverändert blieb, orteten die Architekten an der Nordfassade weiteres Potenzial für Entwicklungsmöglichkeiten. Diese strassenabgewandte Seite war bereits in den 1980er-Jahren neu gestaltet worden und verfügte über keinen besonderen historischen Wert. Die Neuinterpretation von Roman Hutter Architektur besteht aus einem sorgsam detaillierten Holzraster aus unbehandelten Fichtenlatten, das analog ländlicher Wohnbauten spärlich befenstert scheint. Das hölzerne Stabwerk kaschiert jedoch im Bereich der zweigeschossigen Küchenräume grossflächige Verglasungen sowie weiter Öffnungen, die viel Tageslicht einlassen.
Vor ganz andere Aufgaben sahen sich Schröer Sell Architekten beim Umbau eines denkmalgeschützten Rebbauernhauses im Baselbiet gestellt. Durch einen innovativen Eingriff ist es ihnen gelungen, ausreichend Tageslicht in das Innere des ehemals dunklen Gebäudes zu bringen, sodass es unseren heutigen Ansprüchen ans lichte Wohnen gerecht wird. Zu der Kleingliedrigkeit des alten Wohnhauses bietet die Grosszügigkeit der umgebauten Scheune ein wundervolles Kontrastprogramm. Egal, ob man vom Stall oder von der Strasse eintritt, der atmosphärisch aussergewöhnliche Raum lässt einen sofort aufatmen. Scheinbar von überall dringt Licht ein – von vorne, von hinten und von oben.