Mit dem Wald bauen

Holz als Baustoff

Duft, Haptik, Ausstrahlung, Wärme … Holz hat als Baustoff unschätzbaren Wert. Alte Holztäfer, knarrende Dielenböden, Fenster oder Fassadenverkleidungen aus Holz machen ein Haus lebendig. Doch nicht nur bereits verbautes, altes Holz ist von hohem baulichen wie auch ideellen Wert. Auch für neue Bauteile bietet sich Holz durchaus an. «Holz hat unglaublich viele Vorteile beim Bauen, weil man sehr genau damit arbeiten kann», sagen die Architekten Barbara Frei und Martin Saarinen. «Beim Bauen im Bestand liegt der Vorteil darin, dass man auf der Baustelle mit der Motorsäge Hand anlegen kann. Teilweise sind die Innenwände bei einem Altbau so schief, dass exaktes Ausmessen nur bedingt möglich ist. Holz lässt sich zwängen und biegen, was ein grosser Vorteil ist.» Bei diesen zwei Umbauprojekten kommt Holz auf ganz unterschiedliche Art und Weise zum Einsatz.

Für ein erst 15 Jahre altes Einfamilienhaus im Aargau ersannen horisberger wagen architekten eine besondere Fassade aus Massivholz. Dank dem präzis komponierten Spiel mit einer einfachen Form entfaltet die neue Hülle eine faszinierende plastische Wirkung. Die Fassade überzeugt jedoch nicht nur optisch, sondern bietet darüber hinaus einen baulichen Wärmeschutz, der die Sonneneinstrahlung verringert.

Bei der neuen Brüstung der strassenseitigen Terrasse wurde das Thema der Fassade aufgegriffen und als durchlässige Konstruktion umgesetzt.

Besonders schön entfaltet sich die dynamische Wirkung der wellenartigen Hölzer im Zwischenraum der Doppelfassade vor den Schlafräumen. Die Fassade besteht aus Keilen aus astarmem Fichtenholz, die zu Deckleisten gefügt sind.

Ansicht von Süden aus dem wunderschönen Garten, dessen Blumenpracht einer Vielfalt von Faltern und Insekten Heimat und Nahrung bietet.

Der gegen Westen und Süden grossflächig verglaste Wohnbereich ist auch mit den weniger filigranen Holzfenstern noch von Licht durchflutet.

Vor einer ganz anderen Aufgabe standen LVPH architectes. Bei der Renovation und dem Umbau des Château de Balliswil aus dem 17. Jahrhundert in einem kleinen Weiler im Kanton Fribourg stiessen sie auf einen Reichtum an alten hölzernen Bauteilen und Malereien, die es zu restaurieren galt. Auch bei den neu hinzugefügten Bauteilen blieben sie dem Baustoff aus der Natur treu und verwendeten ausschliesslich massives Tannenholz. Dank einer couragierten Bauherrschaft und der mutigen Renovation wurden die historischen Räume zu drei ganz besonderen Mietwohnungen.

Das Château wurde 1868 durch ein Wohngebäude (links) ergänzt und durch eine Galerie mit ihm verbunden. Zum Anwesen gehören auch landwirtschaftliche Gebäude und eine Kapelle.

Ein grosser Essraum mit offener Küche empfängt den Eintretenden. Die geschwärzte Holzdecke weist darauf hin, dass sich hier schon früher eine Küche befand. Die schlichte Präsenz der neuen Elemente setzt dem Bestand gegenüber ein unaufdringliches Zeichen.

In diesem Eckzimmer im Erdgeschoss entstand die Idee von Holzmöbeln, die geschossübergreifend das Haus strukturieren. Die denkmalgeschützte Wandmalerei machte eine «gefahrenfreie» Raumnutzung notwendig. Ein just eingepasstes Einbaubett war die Lösung. 

Das Dachgewölbe wurde stellenweise mit Eisenstützen verstärkt. Die Tonbodenplatten sind aus dem Anwesen zusammengetragene Originale, die Musterprägungen, Jahreszahlen und sogar Hundepfotenabdrücke zeigen.

Ein ausführliches Interview mit den Architekten Barbara Frei und Martin Saarinen sowie weitere Informationen zu den hier gezeigten Umbauten finden Sie in Ausgabe 6/18 der Zeitschrift Umbauen+Renovieren.