«Das Auslegen und Befestigen der Schindeln auf dem Dach hat mir am besten gefallen, aber tatsächlich war die ganze Woche spannend und lehrreich.» Die diplomierte Designerin Tonja Gnannt erzählt von ihren Erlebnissen beim Umbau eines sanierungsbedürftigen Hauses in Steinhaus, bei dem sie im Rahmen eines freiwilligen Einsatzes unter professioneller Anleitung tatkräftig mitgeholfen hat. Das für das Ortsbild prägende Gebäude mit historischem Kern von 1487 wird im Band «Kunstdenkmäler des Kanton Wallis» als wohlproportioniertes «Heidehüs» mit der für die Region und Bauzeit charakteristischen Ständerkonstruktion im Giebelfeld beschrieben. 2019 befand sich das Heidehüs in desolatem Zustand, über Jahrzehnte war es leer gestanden. Seit 2023 steht es nun unter kantonalem Schutz, die Stiftung Baustelle Denkmal übernahm das vernachlässigte Bauwerk im Baurecht.
Tonja Gnannt gehört zu den über 100 Helfer:innen, dank denen das Heidehüs instand gesetzt und für die kommenden Jahrzehnte gesichert werden konnte. Insgesamt fünf Jahre dauerten die Bauarbeiten und beinhalteten unter anderem den Aufbau der historischen Sockelmauern, den Ersatz der Balken des Strickbaus, die Instandstellung der Laube, des Schindeldachs und des Giltsteinofens aus dem Jahr 1862 sowie das Restaurieren der Stube mit historischem Täfer. Für die zukünftige Nutzung als Unterkunft für weitere Arbeitseinsätze in der Region Goms wurde die Küchenzeile ergänzt und eine einfache Nasszeile eingebaut – allerdings ohne dass dafür historisch wertvolle Substanz geopfert werden musste.
Kommende Arbeiten der Stiftung Baustelle Denkmal im Centovalli beinhalten die Sanierung des Palazzo Tondü und der Casa Fiscalini.
Die meisten der Freiwilligen im Einsatz verfügen über keine handwerklichen Vorkenntnisse oder Fachwissen zur Aufbereitung und Instandsetzung historischer Bauteile. Mit Neugier, Interesse und Engagement ausgestattet, nutzen sie die Chance, welche die Stiftung Baustelle Denkmal Teilnehmenden bietet: Teil eines Bauprojekts zu sein, welches das Schweizer Baukulturerbe auf unprätentiöse und dennoch effektive Weise zu erhalten sucht. Dieses schweizweit einmalige Angebot ermöglicht nicht nur die Erhaltung, Pflege und Aufwertung schützenswerter und geschützter Bauten, die aus dem Rahmen des funktionierenden Immobilienmarktes fallen; im Idealfall sensibilisiert der Einsatz auf der Baustelle die Freiwilligen für die Bedeutung von Baudenkmälern und für den sorgfältigen Umgang mit historischer Substanz. Als «Botschafter:innen der Baukultur» informieren sie ihr persönliches Umfeld und kehren später vielleicht an den Ort ihres besonderen Erlebnisses zurück – und tragen so zur Tourismuswertschöpfung bei.
Die nächsten Projekte sind bereits geplant, ab 2026 soll der bekannte Palazzo Tondü in Lionza im Centovalli saniert werden. Zuvor wird aber im kommenden Sommer 2025 an der benachbarten Casa Fiscalini gearbeitet – auch sie soll für künftige Einsätze als Unterkunft dienen. Spannende Herausforderungen wie die Sanierung des Daches in traditioneller Weise mit Rundhölzern und den originalen, unbehauenen Steinplatten oder die Restaurierung der Schablonenmalereien im Inneren stehen an. Und es darf mit angepackt werden!
6. Juli bis 16. August 2025: Einsatz für Freiwillige in Lionza
Nächstes Projekt: Dachsanierung Alehof Arth, SZ
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