Die Zwanzigerjahre – Zeit des Umbruchs, Zeit des Aufbruchs. In der Gesellschaft, in der Kunst, in der Mode, im Design und in der Architektur. Die neue Sachlichkeit hält Einzug in den Alltag und findet ihren Ausdruck in der bildenden wie auch in der darstellenden Kunst. In der Architektur macht das Gewachsene, Vertraute Platz für das Unbekannte und doch irgendwie so selbstverständliche Neue. Das «moderne Wohnen» entsteht als radikaler Kontrast zum «bürgerlichen Wohnen», ohne dieses jedoch vollständig abzulösen. Denn gerade in der Architektur wurde die reduzierte Formensprache von vielen als kühl oder industriell empfunden. Auch heute noch polarisieren vor allem die Wohnhäuser, die im Stil des neuen Bauens errichtet worden sind. Darin zu wohnen, entspricht nicht jedem.
Geradezu als «Manifest des neuen Bauens» kann das Haus Huber in Riehen bezeichnet werden. Es verfügt über keinerlei repräsentative Räume und ist sehr knapp gehalten. Der Architekt Meinrad Morger hat das Haus, das Ende der 1920er-Jahre von Artaria und Schmidt erbaut worden ist, für sich und seine Familie sanft umgebaut und dabei die Haltung der Architekten in der Erbauungszeit respektiert. «Beim Haus Huber wird serielles und nützliches Denken postuliert: Es ging darum, Wohnraum zu schaffen», so Meinrad Morger. Das Haus ist gegen Süden ausgerichtet und steht quer zum Hang. Es ist etwa 50 Meter von der Strasse zurückversetzt, und ein grosser Nutzgarten mit Kirschbäumen ist ihm vorgelagert. Konstruktiv handelt es sich um einen Stahlskelettbau, der von zwei Stützenreihen getragen wird. Der Stahlbau verfügt über ein 3-Meter-Raster auf vier Felder verteilt. Das Stahlskelett ist mit Bimsbetonstein vermauert und weiss verputzt.
Für das «bürgerliche Wohnen» steht diese Villa aus den 1930er-Jahren in Lausanne. Das äussere Erscheinungsbild, der grosszügige Garten sowie die mehrheitlich noch intakte Architektur des Bestandes waren für die heutigen Besitzer die Gründe, die sie zum Erwerb der Villa bewogen hatten, die einst ein Arzt als Domizil für seine Familie bauen liess. «Das Potenzial des Hauses liegt im Volumen seiner Räume, in den bauzeitlichen Details und den grossen Fenstern, die Bezug zum Aussenraum schaffen», beschreibt Architekt Germain Brisson. Mit seinem Team von Bureau Brisson Architectes hat er die Villa, die bauliche Eingriffe zuletzt in den 1960er-Jahren erfahren hatte, in Rekordzeit umgebaut. Behutsames Herausschälen der bauzeitlichen Qualitäten allein reichte den Architekten beim Umbau nicht. Mit zeitgenössischen Elementen setzten sie Akzente, die aber irgendwie auch Reminiszenz an das Gestern sind.