Als Bettina Germann den ersten eigenen Auftrag aus dem privaten Umfeld erhielt, arbeitete sie bereits fünf Jahre als angestellte Architektin bei Boltshauser Architekten in Zürich. Zusammen mit Romana Sander, die sie vom Studium an der ETH kannte, und Aurel Martin, der ebenfalls bei Boltshauser gearbeitet hatte und seit zwei Jahren selbstständig war, gründete sie atelier 4036. «Wir haben stark von Aurels Selbstständigkeits-Know-how und den Räumlichkeiten profitiert», berichtet Romana, die parallel zum Start in die Selbstständigkeit Mutter wurde. Die Bürogründung war Mittel zum Zweck, um Sicherheit für das Projekt zu erhalten. Der heutige Büroname war ursprünglich die Raumnummer des Ateliers, in dem sie 2019 die Zusammenarbeit starteten. Heute findet man die drei Architekt:innen im Zollfreilager in Zürich- Albisrieden. Als weitere Projekte aus dem Freundeskreis dazukamen, nach dem Motto: «Kannst du mal eine Skizze für unseren Anbau machen?», startete Bettina ganz in die Selbstständigkeit. Inzwischen arbeitet sie im Teilzeitpensum am Lehrstuhl Studio Boltshauser und atelier 4036 beschäftigt einige Mitarbeiter:innen.
So unterschiedlich die Interessen und Fähigkeiten von Aurel, Romana und Bettina auch sind; die Werte und Ziele stimmen überein. «Es liegt uns am Herzen, eine klare, einfache und ehrliche Sprache zu entwickeln, die die Bedürfnisse der Menschen respektiert und sich auf den jeweiligen Kontext bezieht», ist auf ihrer Webseite zu lesen. Und im Gespräch wird deutlich; die drei nehmen sich gern zurück und überlassen der Architektur, die sie erschaffen, die Bühne.
Romana, in der ein Künstlerherz schlägt, hat nach dem Master unter anderem in Indien gearbeitet. «Dort habe ich Resilienz dafür entwickelt, wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant.» Auch die hoch technologisierte Bauweise in der Schweiz sei ihr da so richtig deutlich geworden und wie man stattdessen mit einfachen Mitteln und baulichen Massnahmen gute Lösungen für Bedürfnisse und Anforderungen erarbeitet.
Aurel hat neben seinem ersten freiberuflichen Standbein, der Architektur-Fotografie und Visualisierung, eine Faszination für Stahl und Konstruktion entdeckt. «Auch wenn das Material überhaupt nicht nachhaltig ist. Es ist einfach sehr potent und fili-gran», erklärt der gebürtige Zürcher mit französischem Akzent, der in seiner Freizeit Möbel zusammenschweisst. Das konstruktive Interesse daran, wie Bauteile gefügt und verbunden werden, teilen die drei und verweisen auf die Zangenstützen des Anbaus in Brügg, für den sie mehrfach nominiert wurden und den Prix Brügg für nachhaltige Sanierungsprojekte erhielten. Die Kombination von Holz und Stahl ermöglicht hier einerseits schlankere Stützen sowie zugleich die Befestigung der Brüstung.
Das Haus aus den 1930er Jahren hatte zuvor zwei kleine 3-Zimmer-Wohnungen. Der Anbau erweitert jede Wohnung um einen grosszügigen und modernen Wohn-Essbereich mit Küche und Cheminée, der einen Bezug und direkten Zugang zum Garten schafft. Auch beim Umbau eines 200 Jahre alten, denkmalgeschützten Bauernhauses mit Schopf und Tenn in Oberbipp haben die drei durch ihren sorgfältigen Umgang mit der vorhandenen Substanz und der Auswahl neuer, natürlicher Materialien Wohnraum geschaffen, der sich äusserlich homogen in den ursprünglichen Gebäudeausdruck einfügt und sich innen hell, sinnlich und lebendig zeigt.