Wer beim Architekturbüro Eloise C. Baumann anruft, hat nicht etwa Frau Baumann am Apparat, sondern spricht mit Deborah Andermatt, Runa Barbagelata oder Lukas Herzog. «Eloise ist quasi unsere fiktive Chefin», meinen die drei schmunzelnd. Das Pseudonym – bewusst haben sie einen Frauennamen gewählt – setzt sich aus den Zweitnamen der drei Architekt:innen zusammen und ist unter anderem eine subtile Kritik am Geniekult, der die Autorenschaft von Architekt:innen zelebriert.
«Wir sehen uns selbst nicht im Zentrum unseres Schaffens. Es sind immer viele Personen an einem Bau beteiligt, wir sind lediglich Teil des Prozesses. Auch ist ein Bau nicht etwas Abgeschlossenes – vielmehr geben wir unseren Input in die Welt hinaus, der sich dann weiterentwickeln darf.» Diese Haltung verkörpert zum Beispiel ihr Umbau des «Campus Glattal», bei dem sie ein Bürogebäude zu einem Schulhaus umnutzten: hier wurden Räume geschaffen, die mit multifunktionalen, beweglichen Möbeln von den Schüler:innen mitgestaltet werden können.
Anstatt ihren Projekten ihren eigenen stilistischen Stempel aufzudrücken, ist es dem Trio vielmehr ein Anliegen, auf den spezifischen Kontext und die Gegebenheiten einzugehen. «Wir wollen neugierig und offen bleiben, um jedem Projekt unvoreingenommen begegnen zu können.» Gerade Themen des gesellschaftlichen Wandels geben immer wieder neue Denkanstösse. Der «Campus Glattal» ist exemplarisch dafür. Die Stadt Zürich sieht sich nämlich mit einer rasch steigenden Anzahl Schüler:innen konfrontiert. Mit der Umnutzung eines leer stehenden Bürobaus sollte für diese flexibel und nachhaltig neuer Schulraum geschaffen werden. «Gerade weil es schnell gehen musste, entstand ein gewisser Spielraum, um die Normen von Schul- sowie Bürobauten zu hinterfragen und neu zu denken», so die Architekt:innen.
Beim Projekt «Kapf» hingegen hat sich das Trio mit der omnipräsenten Wohnungsknappheit auseinandergesetzt. So schufen sie aus zwei nicht mehr genutzten Garagen und einem Kellerabteil eine Gartenwohnung auf kleinstem Raum für die alternden Besitzer:innen eines Wohnungsgebäudes, deren ehemalige Wohnung so für neue Bewohner:innen frei wurde.
Auch intern erfindet sich das Dreigespann, das bereits seit dem ersten Semester seines Architekturstudiums zusammenarbeitet, immer wieder neu. «Im Moment teilen wir uns zum Beispiel die Bauleitung zu dritt, was erstaunlich gut funktioniert. So müssen wir intensiv kommunizieren und jede:r sieht das Projekt bei der Übernahme wieder mit neuen Augen.» Dank ihren unterschiedlichen Werdegängen verfügen sie über einen grossen Wissenspool: Herzog fand über eine Hochbauzeichnerlehre und die Passerelle an die ETH, Andermatt war nach dem Studium in diversen Architekturbüros – unter anderem auch in Japan – tätig, während Barbagelata auf dem Amt für Hochbauten der Stadt Zürich als Projektleiterin erste Erfahrungen sammelte. Alle drei schätzen die Interdisziplinarität ihres Faches und widmen sich ebenso gerne breiten gesellschaftlichen Überlegungen wie auch der Entwicklung konstruktiver Details in enger Zusammenarbeit mit Handwerker:innen. Zudem schätzen sie, dass sie mit ihrer Arbeit die Umwelt der Nutzenden ihrer Gebäude positiv mitgestalten können. Während sie klare Vorstellungen der Bauherrschaften willkommen heissen, sehen sie ihre Aufgabe als Expert:innen auch darin, unausgeschöpftes Potenzial in einem Auftrag zu erkennen: «Wir wollen keine Schubladenlösungen schaffen, sondern immer wieder das Überraschende entdecken.»
Eine Auswahl ihrer Bauten & Projekte:
- Umbau Ferienhaus, Lauchernalp, 2022
- Umbau Büro zu Sekundarschule, Zürich, 2022
- Umbau Gartenwohnung, Zürich, 2020
- Neubau Velopavillon, Zürich, 2020
- Ausbau Wohnatelier, Schlieren, 2020
- Neubau Mehrgenerationensiedlung (Vorprojekt), Rupperswil, 2019
- Umbau Bauernhaus (Vorprojekt), Gipf-Oberfrick, 2018