Weshalb wollten Sie das Häxehüsli retten?
Gabriel Müller: Die Typologie, Nutzung und Form des Häuschens sind eine absolute Rarität. Mir ist kein vergleichbares Objekt dieser Art bekannt. Zudem war es in gutem Zustand. Eine solche Besonderheit einfach abzubrechen, schien mir problematisch. Die positiven Reaktionen aus der Öffentlichkeit und aus meinem Freundschaftskreis auf die Rettung des Häxehüsli haben mich in meinem Vorhaben bekräftigt. Ohne die unzähligen helfenden Hände wäre das Projekt Umzug Häxehüsli nicht zum Fliegen gekommen.
Wie viele Bauteile konnten Sie wiederverwenden?
GM: Insgesamt wurden über 10 000 Teile am neuen Standort wiederverwendet. Aus meinem Bauteillager haben wir ergänzt, was fehlte. Man kann deshalb durchaus sagen, dass das Häxehüsli ein Haus aus Abfall ist. Das Weiterverwenden von Bauteilen sehe ich als kreativen, aber auch nötigen Prozess an, der in historischen Häusern übrigens schon immer stattgefunden hat: Früher konnte es sich niemand leisten, etwas Intaktes einfach zu entsorgen. Doch um zu diesen Prozessen zu motivieren, braucht es Beispiele. Das Häxehüsli zeigt, was alles mit alten Baumaterialien gemacht werden kann und dass sich trotzdem etwas Schönes daraus ergibt.
Wie kamen Sie auf die Idee der Nutzung als Kleinstferienhaus?
GM: Ich würde es Spontankreativität nennen. Das Häxehüsli wäre auch problemlos fest zu vermieten. Aber die Nutzung für temporäre Auszeiten ermöglicht es, den Ort vielen zugänglich zu machen. Manches lässt sich nicht planen, es entsteht aus den Häusern heraus. Ich bin überzeugt davon, dass man mit den Häusern bauen und sich auf sie einlassen muss, damit ein flüssiger, effizienter Bauprozess entsteht. Ich bin ja kein Hotelier oder Gastronom, wir probieren es einfach aus und schauen, ob es sich bewährt. Vielleicht könnte in Zukunft auch etwas Ähnliches in den anderen zwei Bauten auf dem Grundstück entstehen. Es scheint so, als würde das Häxehüsli den alten Kornspeicher und die Trotte aus dem Dornröschenschlaf wecken.
Welche Ideen haben Sie?
GM: Das Kleinod mit seinem naturnahen Garten zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. So kamen wir auf die Idee, nicht nur das Haus, sondern die ganze Anlage der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein innovativer Gastronom schlug zum Beispiel vor, hier Brunch im Garten anzubieten. In die Scheune wird neben der bestehenden Schreinerei u. a. eine Töpferwerkstatt einziehen. Vielleicht könnte auch der Speicher zu einer Ferienwohnung umgenutzt werden oder es könnte ergänzend ein kleines Spa entstehen. Die historischen Räume haben ein grosses Potenzial, solange man nicht gegen sie arbeitet. Und man muss vorausdenken, um sich nichts zu verbauen. Dann hätte die nächste Generation nur noch Probleme statt Möglichkeiten.
Wie sehen Sie die Zukunft des Häxehüsli?
GM: Am schönsten ist es für mich, wenn durch die Wiederbelebung eines alten Hauses ein Ort seine Sinnhaftigkeit zurückerhält und die Leute beginnen, den Ort wahrzunehmen und zu schätzen. Es geht mir auch um die lokale Wertschöpfung. Manch einer fragt sich, was ich mit der alten Bohlenständerscheune, die nicht einmal geschützt ist, eigentlich will. Denn bisher haben wir die zwei Altbauten vor allem und teils mit grossem Aufwand nur gesichert. Nun mit dem Häxehüsli entstehen eine Dynamik und neue Nutzungsmöglichkeiten. Ich finde es spannend, solche Dinge anzustossen. Die Altbauten sind da und sie inspirieren zu neuen Ideen und Visionen.