Die drei hier gezeigten Umbauten beweisen, dass ein Mehr an Wohnraum in Städten nicht immer auf Kosten von Bestandsbauten oder Grünflächen geschehen muss. Caruso St John Architects haben in Zürich Wiedikon ein Industriegebäude in ein Wohn- und Atelierhaus umgenutzt. Ausgehend von der gemischten Nutzung, die das Gebäude seit seiner Entstehung prägte, entwickelten die Architekten ein Raumprogramm, das sich weitgehend am Bestand orientierte. Dem dezenten grau-weiss gestrichenen Bau setzten die Architekten gleichsam einen Hut auf. Je nachdem, von welcher Seite man schaut, sieht man diese Erweiterung nicht einmal. Das Gebäude wurde mit einem Satteldach aufgestockt, das einem grossen Vogel-Origami gleicht und unter dem ein kleines Raumwunder entstehen konnte. Eine unkonventionelle Lösung, die sich mit einem geringen Budget realisieren liess. Während die Büroräume im Untergeschoss und das Atelier im ersten Geschoss kaum verändert wurden, erweist sich die doppelstöckige Dachwohnung als präzis orchestriertes und apartes Zusammenspiel von Farben und Formen.
Ebenfalls in die Höhe gebaut hat der Architekt Lukas Raeber. Er schuf gemeinsam mit seinem Team urbanen Wohnraum in Kleinbasel, der der handwerklichen und baulichen Grundhaltung der Kreislaufwirtschaft folgt. «Wir mussten sehr viel Eigenrecherche betreiben, Details entwickeln, Normen hinterfragen und Unternehmer*innen von neuen Lösungen überzeugen», erläutert Lukas Raeber, der über eine bestehende Werkstatt vier neue Geschosse aus vorfabrizierten Holzelementen setzte. Dabei wird die Traufhöhe der Nachbarliegenschaft weitergeführt und als Sheddach mit Photovoltaikanlage neu interpretiert. Im Erdgeschoss vermischen sich Vorgefundenes und Neues wie selbstverständlich, während in den oberen Stockwerken der Holzbau den Kleinwohnungen eine warme Atmosphäre verleiht. Grossformatige Metallelemente schützen den Holzbau vor der Witterung und geben dem Wohnhaus einen urbanen Ausdruck. «Die einfache Bauweise und Konstruktion bleibt im fertigen Zustand sichtbar, wobei das Wechselspiel der Materialien entscheidend zur räumlichen Atmosphäre beiträgt», so Lukas Raeber.
Das dritte Objekt steht im Zentrum von Bern. Hier hat der Architekt Bernhard von Erlach ein um 1995 ausgebautes Dachgeschoss in einem historischen Gebäude in einen gemütlichen Rückzugsort verwandelt, einen Wohn- und Kochbereich mit viel Cachet und mit einer Dachterrasse mit Blick über die Altstadt. Von allen Seiten dringt über Lukarnen und Fenster Tageslicht in den offenen Dachraum. Lebhaft wechseln sich Licht und Schatten ab, wandern über eine unter der Dachschräge angeordnete Sitzlandschaft und im Raum verstreut angeordnete Aufenthaltsbereiche. Unterschiedliche Materialien, Strukturen und Farben sowie Ausblicke in alle Richtungen und Höhen buhlen um Aufmerksamkeit, während ein zentrales Küchenmöbel, das sich bis unter den First reckt, die Szene überwacht. Bernhard von Erlach hat für die Familie einen Adlerhorst gestaltet, in dem man die Welt «da unten» problemlos zurücklassen kann.