Selbstverständlich umbauen

Nachhaltig umbauen

«Nachhaltig ist, nicht zu bauen», sagt Pascal Angehrn. Es mag erstaunen, diesen Satz von jemandem zu hören, dessen Geschäft das Bauen ist – Pascal Angehrn leitet die Zweigstelle Zürich des Baubüro in situ. Doch wenn man sich mal anschaut, wie viel gbaut wird und wie gross der Ressourcenverbrauch beim Bau ist, kann man ihm nur zustimmen. Wie man mit einigermassen ruhigem Gewissen doch bauen kann, beweist das Gründerteam des Baubüro in situ, Barbara Buser und Eric Honegger, seit über 20 Jahren. Bauen ist für sie vor allem Umbauen, Umnutzen und Weiternutzen von Gebäuden und Bauteilen. Und so langsam kommt ihre Arbeit aus der Nische: Von der Jury als «Pioniere der Nachhaltigkeit» gewürdigt, haben Barbara Buser und Eric Honegger den Prix Meret Oppenheim 2020 erhalten. Der Umbau dieses Reihenhauses von 1949 am Stadtrand von Zürich verdeutlich ihr Vorgehen. Die Substanz war sanierungsbedürftig, und die kleinen Räume wurden dem Alltag einer vierköpfigen jungen Familie nicht gerecht. Zudem sollte eine Aufstockung die 80 Quadratmeter Wohnfläche erweitern. Denn eine gute Nutzbarkeit und das Wohlbefinden sind essenziell, damit ein Gebäude lange und nachhaltig genutzt wird. Alles, was neu ist, ist einfach und funktional gehalten, fehlende Stellen im Plattenboden in der Küche sind mit Zement ausgegossen, und der Stahlträger im Durchgang von der Küche zum Essbereich stammt von einer anderen Baustelle. Nachhaltig und pragmatisch.

Die alten Fensterläden wurden frisch lackiert und wieder montiert. Dass die Fenster wegen der Fassadendämmung nun etwas kleiner sind, fällt kaum auf.

Vielfältige Durchblicke und fliessende Übergänge generieren räumliche Vielfalt und gefühlte Weite auf 40 Quadratmetern.

Offene, hohe Räume mit Weitblick: Das Dachgeschoss wirkt sehr grosszügig. Seine Nutzung ist flexibel, sowohl im Moment als auch für die Zukunft.

Natürlich und selbstverständlich weitergebaut wurde auch ein Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert im Tösstal. Marazzi Reinhardt setzen ganz auf die Kraft des Ursprünglichen und bei dem Umbau äusserst behutsam vor. Das Bewahren des Charakters der Liegenschaft war den Eigentümern oberstes Anliegen, selbst wenn dies gewisse Einschränkungen oder Anpassungen betreffend Wohnkomfort bedeuten würde. Entsprechend bescheiden war das Pflichtenheft: eine neue, grosszügigere Küche, das Sanieren der Haustechnik und eine neue Fenstertür zum Garten. Ansonsten galt es lediglich zu optimieren, was vorhanden war.

Das wie selbstverständlich in den Kessel eines kleinen Tals eingebettete Haus scheint sich seine eigene Zeit und Geschwindigkeit geschaffen zu haben.

Die neuen Küchenmöbel und das Lichtkonzept integrieren sich unaufgeregt in den Bestand. Die Kochinsel orientiert sich in ihrer Materialität am alten Kochherd und bildet das neue Zentrum der Küche. Da die Küche nicht unterkellert war, konnte der Boden abgesetzt werden, was zu einer angenehmen Kopffreiheit beim Kochen und einem grosszügigen Raumgefühl beiträgt.

Vom Eingangsbereich des Strickbaus führt eine Treppe in die oberen Geschosse. Ein erstaunlich grosser Vorraum dient als Bibliothek, verbindet die einzelnen Zimmer und führt in den angrenzenden Riegelbau. Der neue Heizkörper ergänzt einen der zahlreichen Öfen.

Cover der Zeitschrift Umbauen+Renovieren. Es zeigt eine Kochinsel in einem alten, hölzernen Raum.

Die ausführlichen Reports zu den beiden Umbauprojekten sowie ein Interview mit Barbara Buser und Pascal Angehrn von Baubüro in situ über ihre Philosophie und Arbeit finden Sie in Ausgabe 1/21 von Umbauen+Renovieren.