Enge Gassen und historische Bausubstanz: Umbauen in der Altstadt stellt Architekten und Bauherrschaften vor besondere Herausforderungen. So sehr ich das Grün rund um unsere Wohnung geniesse, so gerne habe ich auch das rege Altstadtleben rund um unsere frühere Wohnung gehabt. Das Stimmengewirr an lauen Sommerabenden, die romantische Stimmung in der Weihnachtszeit, den Bauernmarkt direkt vor der Haustür … Wenn mich jemand fragen würde, welche Wohnlage ich bevorzuge, wüsste ich tatsächlich nicht, was antworten.
Dieses Beispiel vom Umbau eines Altstadthauses zeigt, wie sich vermeintliche Schwächen wie die Enge, für die vor allem die mittelalterlichen Altstadthäuser berüchtigt sind, positiv umdeuten lassen, ohne die Häuser ihres typischen Charakters zu berauben. Die Architektin Ursula Barmettler und ihr Mann, der Holzbauingenieur Franz Willimann, Mitinhaber vom Holzbau-Ingenieurbüro holzprojekt gmbh, beweisen mit dem Um- und Anbau ihres Reihenhauses von 1548 in Sempach, wie sich mittelalterliche Bausubstanz erhalten und in zeitgemässen Wohnraum integrieren lässt. Ihr Haus ist ein Zeugnis sowohl für die baulichen Schätze, die Sempach zu bieten hat, als auch für eine erfolgreiche konstruktive Zusammenarbeit von Denkmalpflege und Altstadtkommission mit Architekten und Bauherrschaften. Da nur das ursprünglich Gebaute, nicht jedoch später Hinzugekommenes baugeschichtlich wertvoll war, wurde das Haus Schicht um Schicht ausgeräumt und bis auf die Holzkonstruktion zurückgebaut. Die mittelalterliche Struktur wurde um einen neuzeitlichen Anbau in Holzbauweise ergänzt, der sich gegen Süden zum Garten hin mit einer grossen Fensterfront öffnet und eine Laube von 1968 ersetzt. Auf einer überschaubaren Grundfläche, die jedoch alles andere als beengend wirkt, bewegt man sich durch verschiedene Atmosphären. Eine spannende Reise zwischen dem Mittelalter und heute.