Jurysieger
«Die Qualität aller eingereichten Projekte war hoch», resümiert Jurypräsident Roger Moos. Die Auswahl fiel der Fachjury, der neben Roger Moos Sarah Barth, Marianne Julia Baumgartner, Daniel Frédéric Minder und Britta Limper angehörten, entsprechend schwer. Am Ende waren sich jedoch alle einig: Der Jurypreis von «Der beste Umbau 2024» geht an Biolley Pollini Architectes und M-AP Architectes für ihr Projekt «Umbau und Erweiterung zweier Wohnhäuser» in Lausanne. Biolley Pollini Architectes und M-AP Architectes haben für sich und ihre Familien zusammen mit den Nachbarn einen Ort geschaffen, der den Gründerzeit-Häusern mit Leichtigkeit und Schalk eine neue, aussergewöhnliche Wohnqualität verleiht. Das Projekt zeigt, dass man gemeinsam weiterkommt. Die Jury begründet ihren Entscheid folgendermassen:
«Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel, wie mit einem minimalinvasiven Eingriff ein Maximum an Mehrwert für die Wohnqualität erreicht werden kann. Die Absetzung des Neubaus in Holz macht Sinn und ist aus Nachhaltigkeitssicht zwingend. Das Material der Fassade zielt darauf ab, die Leseart der ursprünglichen Volumina zu bewahren und gleichzeitig ein neues Ganzes zu schaffen. Der Zwischenbau vermittelt mit seiner Gestaltung und Verkleidung aus glasierten Terrakotta-Ziegeln geschickt zwischen den beiden Bestandesbauten. Im Innern prägt der Erhalt der ursprünglichen Fassade den Raum. Interessante Ein- und Durchblicke entstehen. Es ist eine Art Weiterbauen im Bestand, das viel Empathie für das Vorhandene, aber auch für die zukünftige Nutzung des Gebäudes aufweist. Dank einem intensiven Dialog auf der Suche nach dem Passenden und dem Feilen der Lösungen im Detail entstand ein überraschendes, zeitgemässes Werk. Ein Einsatz, der unserer Meinung nach, die Kürung zum Besten Umbau 2024 verdient hat.»
Besondere Nennung
Nebst dem Jurysieger hat die Jury eine weitere Auszeichnung vergeben. Die Besondere Nennung wurde an Esch Sintzel Architekten verliehen für ihr Projekt «Wohnen im ehemaligen Weinlager». Ein geglücktes Experiment mit einem Hauch Poesie.
«Die Um- und Weiternutzung von historischen Gebäuden kennen wir. Aber die Umnutzung eines Gewerbebaus von architektonisch geringem Wert in ein Wohnhaus ist neu und wegweisend für die Schweizer Baukultur. Es ist eine logische Konsequenz im Bestreben die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Ein Gebäude hat nebst dem architektonischen und monetären Wert auch einen Ökologischen. Nämlich die graue Energie die darin steckt. Für diesen Aspekt steht das Projekt «Wohnen im ehemaligen Weinlager» exemplarisch ... Natürlich ist die Umnutzung dieser Bauten mit vielen Herausforderungen verbunden. Zentral ist die Frage der Eingriffstiefe. Wieviel und welche Teile des Hauses können sinnvoll weiterverwendet werden? Esch Sintzel haben sich für den Erhalt der Tragstruktur aus Beton entschieden. Die mächtigen Pilzstützen des ehemaligen Weinlagers sind die prägnantesten Elemente des Bestandes und bilden den Ausgangspunkt des Entwurfs. Um ihre Wirkung trotz der Kleinteiligkeit der neuen Wohnnutzung zu bewahren, werden sie in verschiedener Weise freigespielt und in Szene gesetzt. Die Wohnungsgrundrisse sind geschickt um die Pilzstützen organisiert, so dass sie Teil der räumlichen Gliederung werden. Und die inneren Erschliessungswege sind durch die erhalten Struktur schön rhythmisiert. Insgesamt entstand auf der Basis eines profanen Gewerbebaus ein architektonisch hochwertiges Wohngebäude mit einer Vielfalt an Wohnungstypologien für alle Generationen und Lebensformen. Ein höchst zukunftsfähiges Vorzeigeobjekt, das eine besondere Nennung verdient hat», so das Fazit der Jury.
Publikumssieger
Buchner Bründler Architekten haben eine ehemalige Remise aus dem 19. Jahrhundert in einem idyllischen Gartenhof am Spalentor in Basel zum Wohnhaus ausgebaut – und beweisen dabei den virtuosen Umgang mit Raum, Licht und Material. Mit ihrem Projekt «Wohnhaus Missionsstrasse» haben die Architekten die Herzen des Publikums erobert und sind mit Abstand als Sieger aus dem Publikumsvoting hervorgegangen. Das Gebäude war vor dem Umbau durch eine massive Bruchsteinmauer in einen Nutzbereich mit Stallungen, Kutschenraum und Heuboden und einen Wohnbereich für die Bediensteten unterteilt. Bedingt durch zweiseitige Brandmauern erhielten die Innenräume kaum direktes Tageslicht. Der Eingriff reagiert mit einer offenen Raumkomposition auf die ungünstige Lichtsituation. Zum einen werden die vormals separierten Gebäudeteile mittels einer in die Trennmauer geschnittenen, doppelgeschossigen Kreisöffnung verschränkt. Zudem wird das bestehende Tragsystem von einer in Ortbeton gegossenen Betonstruktur überlagert, die eine Vielzahl situativ geformter Räume entstehen lässt, darunter zwei Atrien, die zenitales Licht bis in die Gartenebene führen.