
Hobiger Feichtner Architekt:innen wurde 2020 von Elisabeth Hobiger Feichtner und Martin Feichtner gegründet, heute realisieren sie Bauten in der Schweiz und in Österreich und sind gleichzeitig in der Forschung und in der Lehre tätig.
Von der vielbefahrenen Hardbrücke und dem grossen Rangierbahnhof, nur wenige hundert Meter entfernt, bemerkt man in den Büroräumlichkeiten von Hobiger Feichtner Architekt:innen kaum etwas. Sie blicken auf einen ruhigen Innenhof im Zürcher Kreis 4, der Raum ist hell und schlicht. An einer Wand hängen verschiedene Farbvarianten ihres jüngsten Projekts – der Umnutzung eines Bürogebäudes zu einer Kinderkrippe. «Wir arbeiten viel mit Varianten und zeigen diese an Modellen oder Visualisierungen, der Entwurfsprozess ist für uns immer eine Annäherung. So können wir schlussendlich zusammen mit der Bauherrschaft fundierte Entscheide fällen.» Bei der Kita kommt auch die Vorliebe des Duos für kräftige Farben zum Vorschein. «Grau und Weiss gibt es schon genug. Die Bauherrschaften springen zum Glück meist auf den Zug mit auf und sind schlussendlich sogar sehr mutig in ihren Farbentscheiden.»
Kennengelernt haben sich Elisabeth Hobiger-Feichtner und Martin Feichtner während des Studiums an der TU Graz. Beide zog es nach dem Studium in die Schweiz, wo sie bei diversen Architekturbüros erste Erfahrungen sammeln konnten: «In der Schweiz gibt es eine grosse baukulturelle Wertschätzung, das Verständnis für Architektur ist allgemein hoch. Auch die Bauherrschaften bringen viel Interesse für Design mit.» Diesem Interesse kommt das österreichische Architekt:innenduo gerne nach, denn ihre Projekte sind bis ins letzte Detail durchdacht und ausgefeilt. «Wir suchen deshalb immer früh den Kontakt zu den Handwerkern, weil wir schlussendlich davon abhängig sind, ob sich eine Idee überhaupt umsetzen lässt. Oft übernehmen wir auch selbst die Bauleitung, damit wir den direkten Austausch auf der Baustelle haben.» Flexibilität in der Bauphase ist vor allem auch bei Umbauten gefragt, denn oft taucht im Bestand etwas Unerwartetes auf. Doch diese Überraschungen nehmen Hobiger Feichtner als Chance wahr, nicht als Hindernis.
«Es ist schon sehr viel Substanz vorhanden, deshalb versuchen wir – auch bei Wettbewerben – wann immer möglich zu erhalten.»
Im Umbauen sieht das Duo die Zukunft: «Es ist schon sehr viel Substanz vorhanden, deshalb versuchen wir – auch bei Wettbewerben – wann immer möglich zu erhalten.» Das Arbeiten mit dem Bestand empfinden sie zudem als abwechslungsreich und inspirierend: «Die Recherche ist oft spannend, wir lernen viel dabei und können immer wieder in komplett neue Themen eintauchen.» So wurde zum Beispiel bei einem Wohnungsumbau in Zürich klar, dass die zwei Wohnungen, die die Bauherrin zusammenlegen wollte, schon immer eine Einheit waren. Als Erstes haben sie demnach alles später Hinzugefügte entfernt. Den alten Parkettboden, der nicht mehr überall erhalten war, ergänzten sie nahtlos mit Anhydrit. «Uns geht es nicht darum, das Historische zu rekonstruieren, sondern vielmehr um die Frage, wie wir mit einfachen Mitteln eine gute Wirkung erzeugen können. Die Veränderungsspuren sollen auch lesbar sein.» Beim Ausbau der Büroräumlichkeiten eines Notariats hingegen hatte das Architekt:innenduo eine neutrale Ausgangslage. Hier spielten sie mit den Erwartungen und wählten helles Holz und einen dunkelblauen Teppich als Grundlage anstelle des üblichen, anonymen Weiss und Schwarz. Runde Elemente wie kreisförmige Fenster oder ein Esstisch mit geschwungener Tischplatte bringen etwas Weiches und Freundliches in die Räumlichkeiten. Zur Ergänzung ihrer Projekte haben Hobiger Feichtner schon mehrere eigene Möbel kreiert – im Notariat zum Beispiel die zentralen Tische, an denen Verträge unterschrieben werden. «Diese kleinen Entwürfe geben dem Erlebnis eines Raumes nochmals einen an deren Tiefgang und unterstreichen die Wertigkeit eines Projekts.»

Dieser Hocker entstand als Geschenk an eine Bauherrin und sollte weitere Farbtupfer in ihre Räume bringen.

Diese und weitere spannende Geschichten sind in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Umbauen+Renovieren erschienen.