Schicht um Schicht

Schweizer Manufakturen für Wohnkultur: Argolite

Melaminbad: Erst dank der Entwicklung von Melaminharzen konnten die Platten mit der nötigen Qualität hergestellt warden

Die Lagerhallen der Firma Argolite in Willisau sind vollgepackt mit riesigen Papierrollen. Das meiste Material kommt aus Europa, aus Finnland etwa – und vor dem geistigen Auge erscheinen die unendlichen Wälder der Taiga, die den Rohstoff liefern für ein Baumaterial, das lange Zeit als Kunstharzplatte bezeichnet wurde, heute aber auf den klingenden Namen HPL (High Pressure Laminate) hört. Mit der neuen Bezeichnung geht auch eine Qualitätsgarantie einher, die weltweit einheitlich ISO-zertifiziert ist. Die Argolite AG ist schweizweit die einzige Firma, die solche Platten herstellt. Sie wird in dritter Generation von Markus Höchli geführt.

 

Schritt 1: Die angelieferten Papierrollen werden nach Materialstärke gelagert.

Schritt 2: Das Papier wird mit Melamin getränkt, getrocknet und geschnitten.

Schritt 3: Die einzelnen Papierbögen werden gereinigt und nach Rezept aufeinandergelegt.

Schritt 4: Die vorbereiteten Schichten werden zu einer Platte gepresst.

Schritt 5: Im Hochregallager werden die Platten sortiert und gelagert.

Begonnen hat alles mit seinem Grossvater, der zusammen mit seinem Bruder eine Sperrholzfabrik im aargauischen Buchs gründete. 1951 erwarben sie von einem westdeutschen Betrieb die Lizenz zur Herstellung von kunststoffbeschichteten Spanplatten. Leider war das junge Verfahren mit Kinderkrankheiten behaftet, denn noch waren keine Melaminharze auf dem Markt. Bereits im Jahr 1953 wechselte man von der Spanplattenproduktion mit Kunstharzbeschichtung zur Schichtstoffplattenproduktion unter dem Markennamen Argolite.

High Pressure Laminate (HPL) sind Platten, die in der Schweiz ausschliesslich von der Firma ARGOLITE produziert werden.

Auch wenn die Auswahl an Formaten und Decors im Vergleich zu heute damals bescheiden war, so hat sich am Produktionsablauf nicht viel verändert.Dieser bedeutet auch heute noch viel Handarbeit, trotz Investitionen von rund 20 Millionen Franken in den letzten zehn Jahren. Die Papierbahnen werden in Melaminharz getränkt, getrocknet und auf Plattengrösse zugeschnitten. Danach werden die einzelnen Papierbögen aufeinandergeschichtet und je nach Rezeptur der Platte noch um eine Spezialpapierschicht ergänzt. Die oberste Schicht kann dank einer Metallplatte geprägt werden. Mehrere Platten werden aufeinandergeschichtet und zusammen in die Pressmaschine gegeben. Dank des hohen Drucks und der Wärme, die dabei entsteht, formt sich eine hochverdichtete Platte, die je nach Zusammensetzung auch für den Aussenbereich verwendet werden kann. In der obersten Schicht können je nach Wunsch auch Textilien, grossformatige Prints, magnetische Materialbahnen und so weiter eingelegt werden. Da die Produktionskette auf die Loszahl eins eingestellt ist, sind der Fantasie und den Bedürfnissen von Architekten, Innenarchitekten und Bauherrschaften keine Grenzen gesetzt. Je nach Einsatzbereich kann die HPL-Platte auch durch eine Spezialbelegung besondere Eigenschaften erhalten. 

www.argolite.ch

Der Text wurde im Dezember 2020 im Magazin «Schweizer Manufakturen für Wohnkultur» publiziert.

Einsatz: HPL-Platten können überall im Innenausbau und im Fassadenbau eingesetzt werden. Hier als Küchenfronten.

Markus Höchli Inhaber und Geschäftsführer von Argolite.