Landleben

Bauernhäuser und Scheunen

Das Haus im Thurgau besteht aus einem Wohnteil (rechts) und einer Scheune, die heute beide dem Wohnen und Arbeiten dienen.

Die Vertikalen im grossen Wohnraum in der ehemaligen Scheune sind auf ein Minimum beschränkt, sodass dieser Bereich einen Kontrast zur Kleinteiligkeit des alten Wohnhauses bildet. Die geöffnete Fassade sorgt für Tageslicht und bringt die Umgebung ins Haus.

Das Einbaumöbel, das die Architektin entworfen hat, trennt die Küche vom Wohn- und Ess-Bereich. Es ist nicht raumhoch und ermöglicht zudem Durchblicke.

Die freigelegten Holzbalken an den Wänden und Decken verleihen den Räumen im alten Wohnteil eine besondere Atmosphäre.

Geschützt vom mächtigen Dach der Scheune, kann man den Tag gemütlich ausklingen lassen.

Vom gedeckten Sitzplatz sind die Wohnboxen aus Holz, die in die Scheune gestellt worden sind, gut sichtbar. In der kleineren Box rechts befinden sich der Waschraum und eine Speisekanmer.

Durch die geöffnete Tenneinfahrt blickt man auf den gedeckten Sitzplatz und durch den Wohnraum hindurch auf das Fachwerk der gegenüberliegenden Fassade.

Elma Ateliers – Zwei, die sich gefunden haben

Die Architektin Eleonore Poullet de Lavallière, Elma Ateliers, hat für sich und ihre Familie ein Thurgauer Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert umgebaut. Ihr Gespür für die Räume und das Volumen hat zu einer sanften Renovation des alten Wohnteils sowie zu einer gekonnten Umnutzung der Scheune geführt. Vom Öffnen der Scheune über das Finden der Proportionen bis zur Materialisierung und zum Design der Schrankgriffe – jeder Schritt und jedes Detail hat seine Geschichte.

Die Scheune, die in ein Wohnhaus umgenutzt worden ist, war vor dem Umbau in einem schlechten Zustand. Trotz des Umbaus ist jedoch noch immer die ursprüngliche Funktion des Gebäudes ablesbar.

Der Ess- und Wohnbereich besticht durch seine Grosszügigkeit und macht die beeindruckende Tiefe der alten Scheune erlebbar. Die grossen Fenster zu beiden Seiten ersetzen die alten Tore des Tenns. Die Querträger auf Kopfhöhe lassen die Balkenlage der früheren Heubühne erahnen.

Der zweite Wohnbereich im Obergeschoss erstreckt sich über die gesamte Etage und führt auf der einen Seite auf einen kleinen geschützten Balkon, auf der gegenüberliegenden Seite auf die Hocheinfahrt. Über eine Sambatreppe, die in ein Sideboard übergeht, erreicht man den Heim-Arbeitsplatz.

Die Hocheinfahrt ist heute ein «Freiluft-Esszimmer». Das Tor lässt sich schliessen, und die Holzlamellen rechts und links sind verstellbar. Dank kleiner Glasöffnungen im Dach erhält der Raum mehr Tageslicht.

Hinter dem Haus grasen nach wie vor die Kühe des Nachbarbauern. Der rechte Hausteil neben der Hocheinfahrt gehört anderen Eigentümern, die diesen selbst umgebaut haben.

2Eck Architekten – Wohnen in der Scheune

Der Architekt Daniel Gerber, 2Eck Architekten, hat eine alte Scheune zu einem Wohnhaus umgenutzt. Wo früher das Heu gelagert wurde, befinden sich heute zeitgemässe Wohnräume. Dem Architekten war es wichtig, den Charakter der Scheune zu bewahren. Da dieser stark von der Bausubstanz und der Raumstruktur geprägt wird, sollte beides so weit wie möglich erhalten bleiben. Auch die Grosszügigkeit sollte nicht verloren gehen. Dies gelang ihm unter anderem dadurch, dass er die Anzahl der Geschosse unverändert beliess und kaum Zwischenwände einzog.

Das wuchtige Emmentaler Bauernhaus erstrahlt heute wieder in seiner ursprünlichen architektonischen Stärke. Der Umbau des Ökonomieteils (links) fällt von der Strassenseite her kaum auf. Anhand des Daches wird aber sichtbar, bis wo Erneuerungen vorgenommen wurden.

Die Rückseite des ehemaligen Stalls mit Heuboden ist geprägt von Alt und Neu. Man verzichtete auf neue Öffnungen, erhielt die alten Gimwände und ergänzte sie mit neuen, deren Bretterabstand jedoch etwas grosszügiger gehalten ist.

Das einstige Tenn funktioniert als verbindende Zone zwischen dem ursprünglichen Wohnteil – die patchworkartige Wand (links) bildet dessen Abschluss – und den neuen Wohnungen im ehemaligen Stall.

Während die raue Oberflächenbeschaffenheit des rohen Betons an die Struktur einer Baumrinde erinnert, sind alle weiteren Ausführungen in glattem Birkensperrholz gehalten.

Das Dachgeschoss bildet die «Baumkrone»: Betonpfeiler stützen das Dach, der darunterliegende Raum überwältigt mit der stimmungsvollen Atmosphäre einer Kathedrale.

Freiluft Architekten – Alte Wurzeln, neue Triebe

Durch einen mutigen Umbau des Ökonomieteils stärken Freiluft Architekten die Wurzeln eines alten Emmentaler Bauernhauses und verleihen ihm gleichzeitig eine neue Identität – dank einem Kern und Geäst aus massivem Beton. In die zentrale Betonstruktur platzierten die Architekten Küchen und Bäder. Auf diese Weise bleibt in den zwei Mietwohnungen um den tragenden Kern herum frei bespielbarer Wohnraum ohne eine strenge Zimmerstruktur.

An der Südfassade wird der grösste Eingriff im Innern, das Verschieben der Geschossniveaus im Bereich der heutigen Wohnküchen, auch aussen sichtbar: Die neuen Fenster auf der linken Seite sind auf die geänderten Geschosshöhen angepasst.

Das neue Zwischengeschoss mit Küche und Essbereich erreicht eine Raumhöhe von über drei Metern. Es bildet eine offene Einheit mit dem Wohnbereich auf dem alten Geschossniveau, das knapp einen Meter höher liegt und über ein paar Holzstufen auf der Rückseite des neuen Cheminées erreichbar ist.

Fenster und Tür auf der Westseite sind neu; ein Teilabbruch des hangseitigen Gebäudeteils verhalf dem Haus, besonders in Küchen und Essbereich, zu mehr Licht und Luft. Der Blick aus dem Küchenfenster fällt auf die alte Aussenwand, die nun als Gartenmauer dient.

Der Wohnraum ist offen zum tieferliegenden Essbereich mit Küche. Statt Gussböden wie die weiter unten gelegenen Räume haben die Wohn- und Schlafräume auf der obersten Ebene massive Lärchenriemenböden.

Michael Hemmi – Bewahren durch Erneuern

Der Schutz des Ortsbildes gab den Anstoss, ein heruntergekommenes Bauernhaus im Bündnerland, das wohl im 17. und 18. Jahrhundert errichtet worden ist, zu erhalten und umzubauen. Dazu waren tiefe Eingriffe in die Bausubstanz nötig. Der Architekt Michael Hemmi, dessen Projekte von einer enormen Sensibilität sowohl für den Bestand als auch für Materialien und Raumstimmungen zeugen, hat es geschafft, ganz selbstverständlich ein neues Raumgefüge zu entwickeln. Die qualitativ schlechten Umbauten aus den 1960er-Jahren wurden zurückgebaut und innerhalb der Grundstruktur zwei neue Wohnungen organisiert.

Freigespielt: Das Wohnhaus mit angebautem Stall und Scheune. Die Nebenbauten, die im Laufe der Zeit um das Hauptgebäude erstellt worden waren, wurden beim Umbau entfernt, was dem Gebäude zu mehr Präsenz verhalf.

Via Tenntor gelangt man ins Wohnhaus. Oberhalb der Balkenlage ist eine Brücke, die zwischen Wohnhaus und der ehemaligen Scheune vermittelt.

Kochen und Essen finden auf zwei Ebenen in einem offenen Raum statt. Die Kochzone ist durch ihren technischen Ausdruck und rohe Materialien geprägt, der Essbereich strahlt mit Holzeinbauten und -möbeln Behaglichkeit aus.

Blick von der Brücke zum Sommerzimmer, dem einstigen Heuboden. Über die Öffnungen gelangt Tageslicht von Raum zu Raum.

Im Dachgeschoss vermittelt das Bad zwischen dem Masterbedroom und dem Kaminzimmer. Fliesen setzen farbliche Kontraste in gekonnt eingesetzten Nischen.

Käferstein & Meister Architekten – Verschiedene Welten

Käferstein & Meister Architekten liessen einem ehemaligen Bauernhaus im Kanton Zürich, das 1924 auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus erstellt worden war, sein äusseres Erscheinungsbild und schufen im Inneren eine neue Welt, die den Bezug zum Bestand auf spielerische Weise sucht und findet. Der Umbau überzeugte auch die Jury des Architekturpreises Der beste Umbau 2018.

Aus dem 18. Jahrhundert oder älter: Das Bauernhaus mit Wohnteil, Stall und Scheune sowie einem separaten kleinen Nebengebäude.

Küche, Eingangsbereich und zentraler Flur wurden zu einem offenen Bereich kombiniert, der zum neuen Hauptraum und Herz des Hauses wird.

Waschküche und Bad schieben sich wie eine Holzkiste in die Scheune. Für eine optische Verbindung vom Tenn, das heute Lager und Werkstatt ist, ins Bad sorgt ein Fenster. Für mehr Privatsphäre kann der Fensterladen geschlossen werden.

Ein eingestellter Kubus gliedert den Dachraum in verschiedene Bereiche. Er nimmt Stauraum auf und verbirgt im Innern eine überraschende, grüne Badwelt.

Marco Naef – Auf dem Dorf in der Stadt

Zahlreiche Bauernhäuser und schmale Strassen ohne Trottoir: In seinem alten Kern lebt das einstige Bauerndorf auch als Teil von Winterthur weiter. Der Architekt Marco Naef hat eines der historischen Häuser für eine junge Familie in mehreren Etappen umgebaut. Die kleinteilige, nicht originale Struktur im Erdgeschoss wurde aufgebrochen und ein grosser Bereich für Küche und Entree geschaffen. Ein Jahr später folgte der Umbau des Dachgeschosses.

Die Fassade des historischen Wohngebäudes wurde saniert. Die Fensterläden wurden nur im unteren beheizten und bewohnten Teil ersetzt.

Der Blick vom Essbereich Richtung Küche (unten) und Wohnbereich mit Arbeitsplatz (oben). Die zwei Durchgänge rechts führen jeweils zum Entree (unten) und der historischen Wohnstube (oben) mit Bad und Ankleide.

Die Tenndurchfahrt wurde zum offenen Wohnraum mit Küche und Essbereich. Die Zweifarbigkeit erzeugt eine Spannung an dieser Schnittstelle zwischen einstigem Ökonomieteil und Wohnbereich.

Kaufmann Widrig Architekten – Weitergeflickt

Kaufmann Widrig Architekten haben den Wohnteil eines Bauernhauses von 1740 saniert und in die Tenndurchfahrt erweitert. Beim Umbau ist die ursprüngliche Unterteilung des Wohnteils in zwei Einheiten wieder hergestellt worden. Die Verwebung von Alt und Neu sowie kleinteiliger und grosszügiger Raumstruktur ist mit wenigen Eingriffen gelungen. Und was bei einem neuen Bauwerk als misslungen gelten würde, wurde hier zum Konzept erklärt: Die Ergänzungen durch Kaufmann Widrig Architekten sind so ausgeführt, dass sie das vorgefundene Flickwerk aus den vielen verschiedenen Epochen einfach weiterführen.

Aussen deuten nur die erneuerten Holzsprossenfenster und der geöffnete Eingangsbereich darauf hin, dass an dem Bauernhaus etwas verändert wurde.

Von den Zimmern ist die alte Holzfassade zu sehen, aber nicht direkt zu erreichen. Dorthin gelangt man durch neue, unauffällige Türen, die in die seitlichen, mit Isofloc isolierten Wände hineingesägt wurden.

Die Kochinsel aus Beton ist gleichzeitig auch Esstisch, an dem das Familienleben stattfindet. Im Zementestrich ist eine Fussbodenheizung integriert, ebenso wie im Gang und in der «Technikschicht».

In der ehemaligen Scheune wurden zwei Einliegerwohnungen mit jeweils eigenem Vorbereich realisiert. Eine Öffnung in der Rückwand und ein Dachfenster schaffen eine abwechslungsreiche Lichtstimmung.

LVPH architectes – Doppeldeutige Fassade

Zwanzig Jahre lang stand das Bauernhaus von 1740 in Le Mouret leer. LVPH architectes haben es für eine Familie mit zehn Pferden umgebaut und zusätzlich in die ehemalige Scheune zwei kleine Wohnungen implantiert. Die Bauherrschaft wollte den Esprit des alten Gebäudes bewahren und war bereit, dafür Abstriche beim Wohnkomfort zu machen. Schnell kam Begeisterung auf für das Konzept der Architekten, durch raumgrosse Glasflächen einen Meter hinter der alten Holzfassade einen neuen thermischen Abschluss auszubilden. Entstanden ist ein Projekt mit ungewöhnlichen Zwischenräumen.

Zur Strasse hin präsentiert sich der beeindruckende Bau als weisses, kalkverputztes Volumen. Dahinter ist der dunkel gehaltene Anbau sowie der Fläscherberg erkennbar.

In der Küche schufen die Architekten einen Bezug zum Aussenraum, indem sie eine Nivellierung und eine Vergrösserung der alten Öffnung vornahmen.

Der schwarze Betonneubau orientiert sich optisch an der alten Scheune aus Holz, die früher dort stand. Der Gemüsegarten setzt sich durch einen dezenten Gartenzaun von der Strasse ab.

Ein besonderes Raumerlebnis bietet das grosse Wohnzimmer im Neubau mit seinem überhohen Giebel und seinen grossen Öffnungen in die Landschaft.

Franziska Eggenberger und Michael Mader – Konträre Kräfte

Die beiden jungen Architekten Franziska Eggenberger und Michael Mader erhielten den Auftrag, im Dorfkern von Fläsch ein sanierungsbedürftiges ehemaliges Bauernhaus umzubauen. Als Erinnerung an verschiedene Anbauten, die zum Haus gehörten, aber nicht erhaltenswert waren, beschlossen sie, das bestehende Wohnhaus durch einen neuen Anbau zu ergänzen. Dieser setzt sich bewusst von der Formen- und Materialsprache des Altbaus ab. Dadurch ist ein feinfühliges Zusammenspiel zwischen Alt und Neu entstanden, das einerseits vorhandene Themen aufnimmt, andererseits eine Neusetzung wagt, die den Bau weiterdenkt.