Im Farbenrausch

Wie ein Schulhaus das Lernen revolutioniert

Von aussen sieht man dem Gebäude der ZAG seine Vergangenheit als Bürogebäude immer noch an.

Schon im Eingangsbereich lassen bunt beklebte Glasschirme erahnen, welches Farbenspiel einen im Inneren erwartet.

Je nach Sonnenstand entstehen neue, spannende Farbspiele.

In Winterthur steht seit letztem Jahr nicht nur eines der grössten, sondern auch eines der buntesten und inspirierendsten Bildungszentren der Schweiz: das Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen, kurz ZAG.

Das ZAG bildet jährlich 3500 Lernende in Gesundheitsberufen aus. Angesichts des wachsenden Platzbedarfs beschloss der Kanton Zürich, ein ehemaliges Bürogebäude aus den 90er Jahren in Bahnhofsnähe zu mieten und in ein Ausbildungszentrum umzubauen.

Mit der Gestaltung des Gebäudes wurde das Zürcher Designstudio Kueng Caputo beauftragt, das nicht nur ein aussergewöhnliches Farbkonzept entwickelte, sondern auch die gesamte Möblierung der öffentlichen Räume übernahm  - und dafür mit dem Goldenen Hasen ausgezeichnet wurde. Kueng Caputo haben wir bereits in einem früheren Beitrag vorgestellt. Dieses Porträt findet ihr hier.

Farbkombinationen

 

Jedes Stockwerk der Berufsschule hat seine eigene Bodenfarbe, die sich durch das ganze Gebäude zieht. Die Räume sind in kräftigen Farben gestaltet und folgen einem vertikalen Farbkonzept. Dabei wurden Wände und Böden in insgesamt 61 Farbkombinationen gestrichen.
Farbkombinationen
Farbkombinationen
Farbkombinationen

Farben, die bewegen und Orientierung schaffen

Kueng Caputo haben eine wahre Farbexplosion geschaffen. Wochenlang testeten sie Farben, kombinierten, verwarfen und entwickelten schliesslich eine Matrix aus 61 Farbtönen, die nicht nur die Räume in unterschiedliche Stimmungen tauchen, sondern auch der Orientierung dienen. Jedes Stockwerk hat seine eigene Bodenfarbe, während die Wandfarben der Klassenzimmer vertikal durch das Gebäude verlaufen. Das Ergebnis? Eine Lernumgebung, die mal warm und anregend, mal kühl und beruhigend wirkt - je nachdem, wo man sich gerade befindet.

Piazza statt Pausenhof

Herzstück des neuen Schulgebäudes ist die Piazza, die sich zwischen Bibliothek und Cafeteria erstreckt. Sie ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Hier können die Studierenden nicht nur arbeiten und lernen, sondern auch, wie man so schön sagt, «chillen».

Mit eigens entworfenen und lokal produzierten Hockern, Bänken und Tischen wird die Piazza zum coolen Treffpunkt - nur mit Steckdosen und Lernmaterial.

Kueng Caputo hat das ZAG mit Möbeln ausgestattet, die genau auf die Räumlichkeiten zugeschnitten sind und vor Ort produziert wurden.

Da die Lernenden noch zu Hause wohnen und viel Zeit im ZAG verbringen, hatten die Designerinnen die Idee, Erschliessungszonen in Aufenthaltsorte umzuwandeln.

Die Aula wird durch Vorhänge in mehrere Räume unterteilt. Die Bühne kann bei Bedarf auseinander genommen werden und dient dann als Bank.

Das ZAG bietet jede Menge Platz zum Lernen. Je nachdem, in welchem Raum man sich befindet, wirken die Farben mal aktivierend, mal beruhigend.

Nicht alle sind sofort begeistert von den knalligen Farben und dem besonderen Mobiliar. Einige Schüler:innen vermissen die alten Sofas - aber wer braucht schon Sofas in einer Schule, die aussieht wie das ZAG?

Und dann ist da noch die Sporthalle: leuchtend gelb, ein echter Hingucker. Zugegeben, etwas ungewöhnlich für eine Sporthalle, aber eines ist sicher: Langweilig wird es hier bestimmt nicht!

Die Sporthalle im Untergeschoss ist mit einer knalligen Farbe in Szene gesetzt

Hier kommt natürlich eine aktivierende Farbe zum Einsatz.

Kueng Caputo haben mit ihrem Entwurf etwas einzigartiges geschaffen. Die Jury des Goldenen Hasen lobte das konsequente Raumkonzept, das die Lernenden in den Mittelpunkt stellt - und das spürt man in jedem Winkel. So viel Farbe, so viel Leben - weit entfernt von grauer Spitalatmosphäre.

 Das bunte ZAG als Vorbild?

Ob das ZAG zum Vorbild wird, bleibt zu hoffen, aber eines ist klar: Hier wird Kreativität und Lebensfreude genauso vermittelt wie Wissen.