Struktur in der Landschaft

Auszeichnung: Callwey Verlag «Häuser des Jahres»

Anerkennung

Das einstöckige Haus hat eine Betonfassade mit grünen Fensterrahmen. Das Foto zeigt das Haus umgeben von Bäumen.

Harmonisch eingefügt: Die Architekt*innen reihen fünf quadratische Räume Z-förmig aneinander und schützen sie unter einem Satteldach.

Wochenendhaus am See - von Amunt
Struktur und Strukturalismus in der Landschaft 

Was hat Glück mit Architektur zu tun? Wenn Räume so gestaltet werden, dass sie Emotionen auslösen, können die beiden Begriffe ein ideales Gespann bilden. In einem Haus zu wohnen, in welchem ich glücklich bin, bedeutet, dass Architektur ihren Dienst erfüllt hat. Wenn ich das Haus am See im Stillen betrachte, in Gedanken die Aussen- und Innenräume mit ihrer Materialisierung und Farbgebung durchwandere, die Atmosphäre, die verschiedenen Blickbeziehungen in mich aufsauge, wächst in  mir das Gefühl, dass ich mich hier schlicht wohlfühle. Das Team von AMUNT um Sonja Nagel, Jan Theissen und Björn Martenson hat sich auf die Fahne geschrieben, nach einer intensiven Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen ihrer Auftraggeber und Bauherrinnen und dem Ort des Geschehens selbst, jede Aufgabe neu zu denken und zu planen – und dies mit einer bedingungslosen Lust. Diese ausufernde Neugier und Freude spüre ich auch bei diesem eigenwilligen und aussergewöhnlichen Ferienhaus.

Erlebnisreich: Die Räume folgen der Höhenentwicklung des gewachsenen Terrains.

Gemütlich: Das Zusammenspiel von harten und weichen Materialien im Innenraum sorgt für eine interessante Raumerfahrung.

Mitten in der Natur auf einem kleinen Hügel schwebt das Gebäudevolumen wie selbstverständlich über dem Grund und verzahnt sich durch seine Z-förmige Grundform, innen wie aussen, perfekt mit der Umgebung. Das roh belassene und skulptural ausgeformte Betonskelett mit seiner gefalteten Dachlandschaft fällt auf, gibt sich für mich gleichzeitig leise und fügt sich so in seine nahe Umgebung auf dem Grundstück eines Bauernhofes ein. Der eingeschossige Pavillon erinnert mit seinem ehrlichen Einsatz von Beton und seiner Formgebung an die Architektur des Brutalismus. Er steht aber im Heute und ist auf erfrischende Weise eigenständig. Das Haus empfängt mich mit ausgebreiteten Armen und macht mich schlicht neugierig. Ich will endlich über die Schwelle treten. Hier empfängt mich ein überraschend vielfältiges, offenes Raumgefüge mit kleinen Niveausprüngen, welche die einzelnen Nutzungszonen mit Bedacht strukturieren. Die hellbeigen Ziegel, welche den Boden und die Wände bis Brüstungshöhe bekleiden, harmonieren mit dem Grün der Dachkonstruktion. Fröhlich, geborgen, belebend wirken die Innenräume auf mich – und sitze ich gemütlich im Wohnraum, blicke durch die grossflächigen Fensterfronten, zieht mich immer wieder diese Landschaft in ihren Bann. Nun weiss ich, dieses Haus macht glücklich.

Versetzt: Der Küchenbereich ist leicht angehoben und separiert so Wohnen und Kochen.

Harmonisch: Ob in den Schlafzimmern oder im Wohnraum – der Blick auf die Umgebung ist allgegenwärtig.

Das Bild zeigt das Haus in der Dämmerung. Das schräge Dach bildet eine prägnante Dreiecksform.

Skulptural: Inspiriert vom spanischen Künstler Eduardo Chillida haben AMUNT eine prägnante Betonskelettstruktur ausgebildet.

AMUNT, Jan Theissen, Sonja Nagel, Björn Martenson, Aachen & Stuttgart

«Natur und Stadtferne wünschte sich das Bauherrenpaar am Wochenende und in den Ferien. Es bekam eine Raumskulptur, die die Architektur- und Kunstgeschichte heiter und komfortabel wohnlich weiterschreibt.»
Hier sieht man die drei Architekten. Sie tragen alle weiss und blicken in die Kamera.

AMUNT: Jan Theissen, Sonja Nagel, Björn Martenson, Aachen & Stuttgart

Architektur: AMUNT, Aachen & Stuttgart, www.amunt.info
Standort: Trenthorst (DE)
Anzahl Bewohner: 4
Wohnfläche: 69 m2
Grundstücksfläche: 1375 m2
Bauweise: Stahlbeton, Holzsparrendach
Fertigstellung: Oktober 2022