Mit Seele

Manufakturmöbel im Val Lumnezia

Hoch im Val Lumnezia, das sich von Ilanz 25 Kilometer in die Bergwelt Graubündens hinaufwindet, haben Hubert und Matthias Sanktjohanser einen besonderen Ort gefunden. Das denkmalgeschützte Ensemble mit Bauernhaushälfte und Stall haben sie eigenhändig umgebaut und in ein Feriendomizil sowie den perfekten Ausstellungsort für ihre Möbelkollektion verwandelt. An einem wechselhaften Frühlingstag – erst Nebel mit Schneegestöber und später doch noch die lachende Sonne – habe ich Vater und Sohn in Vrin im Dorfteil Cons zu einem Austausch getroffen.

historische Holzhäuser mit Berg im Hintergrund

Im Dorfteil Cons von Vrin hat die Familie Sanktjohanser einen Strickbau aus dem 18. Jahrhundert und einen Stall mit grossem Engagement und Leidenschaft selbst umgebaut.

Schwarzweussfoto von zwei Männnern in einem Innenraum

Vater Hubert und Sohn Matthias Sanktjohanser sind seit mehr als 20 Jahren ein eingespieltes Team.

Was bedeutet für euch gutes Design?

MATTHIAS SANKTJOHANSER: Gute Gestaltung berührt mich und ist ein kulturell vielschichtiger Prozess. Unsere Leidenschaft sind konsequente Formen und gut durchdachte Entwurfskonzepte. Uns interessiert die Qualität des Unaufgeregten.

HUBERT SANKTJOHANSER: Das Ganze ist nicht von heute auf morgen entstanden. Ich bin in der elterlichen Schreinerei aufgewachsen, geprägt durch eine moderne Interpretation des Bauhauses. Als Gymnasiast lernte ich meine Frau Anda kennen, die Architektur studierte, wie später unser Sohn Matthias. Gute Architektur war immer schon ein Thema für uns. Vor 25 Jahren wagten Anda und ich den Schritt zur eigenen Möbelkollektion. Seit 2017 ist Matthias gleichberechtigter Partner und Anda hat sich wieder mehr der Architektur zugewandt.

MS: Noch heute spielen die ersten Entwürfe eine grosse Rolle. Sie haben ihre Kraft behalten und wir blieben unserer formalen Sprache treu. Gute Gestaltung beginnt für uns dort, wo sich Material und Konstruktion, Funktion und Erscheinung zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfügen.

 

«Gute Gestaltung verstehen wir als einen kulturellen Prozess, der uns unmittelbar berührt und formt.» 

Beschreibt mir den Weg eines Möbelstücks von der Idee bis zur Umsetzung.

MS: Manchmal braucht es an einem Ort etwas Feines, mit dünnen Materialien, vielleicht nur schwarz oder weiss. An anderer Stelle ist ein Holzmöbel mit einer gewissen Präsenz die richtige Antwort. Für diese verschiedenen Aufgabenstellungen haben wir über die Jahre unterschiedliche Möbel entwickelt. Das ist oft ein langer Prozess und ein Wagnis. Die Prototypen bauen wir selbst, gefertigt werden die Möbel von unserem kleinen Team in der Werkstatt.

HS: Am Anfang stand die Idee, Möbeltypologien zu entwickeln, die – wie Matthias sagte – vielseitig einsetzbar sind, ehrlich konstruiert und damit für Generationen tauglich. Das betrifft Form, Materialität und Verarbeitung.

Wohnzimmer mit Holzwänden, Sofa und Sesseln

Wohnliches Ambiente mit Blickfreiheit – Sideboard «analog» auf Rollen in Esche, Beistelltische «euklid» mit farbigem Linoleum, Stapelbett/Sofa «iku7+» als Sofa.

Wie habt ihr das Bergdorf Vrin für euch entdeckt?

HS: Anda und ich waren vor 20 Jahren zum ersten Mal hier, um die Arbeiten von Gion Caminada anzusehen. Unsere Möbel liefern wir seit jeher überwiegend in die Schweiz. Dazu kommt unsere Leidenschaft für die Berge, die uns immer mit ihr verbunden hat. Als in Vrin eine Liegenschaft zum Verkauf stand, wurde unser Interesse sofort geweckt. Es war ein Tag im Februar 2020: Nur wenige Minuten nachdem ich aus dem Auto gestiegen bin und den alten Stall und den Strickbau betrachtete, begegnete ich Gion Caminada. Er fragte mich direkt, ob ich das Haus kaufen wolle. Ich erzählte ihm von unserer Möbelkollektion und der Idee, sie im Stall zu zeigen. Daraus entstand über die Jahre ein bereichernder Austausch mit ihm und seiner Familie.

MS: Der Ort Vrin steht für ein spezifisches baukulturelles Verständnis. Gion lebt und arbeitet hier und hat in jahrelanger Arbeit einen Weg gefunden, Vergangenheit und Zukunft sowie gemeinschaftliche und formale Fragen zusammenzuführen.

HS: Ein solches Haus hat auch eine soziale Komponente, die Nachbarn, die Dorfgemeinschaft. Wenn man abends vor dem Haus sitzt und Nachbarn kommen spontan auf ein Glas Wein vorbei, empfinde ich das als Bereicherung. Letztendlich gab das für mich den Ausschlag.

Vom Ausstellungsraum im umgebauten Stall ist der Blick frei auf die benachbarten Gebäude. Sideboard «tektur» in Kompaktwerkstoff schwarz, Tisch «dinavier» in Eiche massiv.

Alt und Neu im harmonischen Zwiegespräch – Tisch «alphabet» mitBank «format», beide in Eiche, Beistelltische «euklid» und ein einfaches Sofa

Warmer Rückzugsort, nun ummöbliert: Sideboard «analog» auf Rollen in Esche, Beistelltische «euklid», Stapelbett/Sofa «iku7+» als Doppelbett.

Vom 26. bis 30. Juni kann die Kollektion von Sanktjohanser in den neuen Räumlichkeiten im Dorfteil Cons in Vrin entdeckt werden.

Anmeldung und weitere Informationen unter:

 

www.architekturraummoebel.ch

www.sanktjohanser.net

 

Diese und viele weitere spannende Geschichten gibt es in Das Ideale Heim 06/2025 zu lesen.