Die internationale Möbelmesse Köln (imm cologne) präsentiert zum Jahresbeginn nicht nur Produktneuheiten, sondern gibt auch Denkanstösse zu Wohntrends und -strukturen. Eines der Highlights ist jeweils die Kunstinstallation Das Haus. Dabei wird ein Designer oder ein Designstudio auserwählt, seine persönliche Vorstellung des zeitgenössischen Wohnens auf 180 Quadratmetern zu präsentieren. In diesem Jahr bespielte das Designer-Duo von Studio Truly Truly die inszenierte Wohnfläche auf der Messe. Das Paar aus Australien wohnt inzwischen in Rotterdam und hat sich mit heutigen Wohnformen intensiv auseinandergesetzt. Entstanden ist ein Wohnraum mit fliessenden Übergängen, der stark durch Stimmungen und Materialien geprägt ist.
«Wir sehen das Projekt als eine Gelegenheit, einige typische Funktionsweisen des Wohnraums zu hinterfragen und Alternativen zu entwickeln. Der Raum, den wir für Das Haus entwickeln, soll zugleich ungewohnt und einladend sein – in einer Balance zwischen Abstraktion und Wärme», versprachen Truly Truly im Vorfeld. Auf den rund 180 Quadratmetern haben sie ein flexibles Wohnkonzept entwickelt, dass sich verändernden Wohnsituationen anpasst. Im Herzen des Hauses steht die Küche, die die gewohnte Struktur und Arbeitsbereiche durchbricht. Auch die Farb- und Materialwahl hebt sich von gängigen Konzepten ab; so zeigt sich die Küche mit glänzenden gelben Fliessen und bilden zu den sanften, hellen Farben des Loungebereichs einen klaren Bruch.
Die Wohnfläche haben sie bewusst in vier verschiedene Stimmungszonen gegliedert: Serene, Reclusive, Active und Reclining. Ein wenig abgeschirmt befindet sich der Schlafbereich sowie das Badezimmer. Von hier geht es entweder in den Rückzugsbereich – einer Sitzoase mitten im Grünen – oder zum Active-Bereich, der eine Symbiose aus Arbeitsbereich, Küche und sozialer Austauschort schafft. Am anderen Ende der Wohnfläche befindet sich der Loungebereich mit gemütlichen Sitzgelegenheiten. Obwohl der Entwurf vermehrt mit multifunktionalen Räumen und Mobiliar spielt, ist das Konzept von fliessenden Übergängen nicht neu. Vielmehr lässt sich ein bleibendes Bedürfnis nach gezielten Rückzugsmöglichkeiten herauslesen, das bereits in früheren Ausgaben im Zentrum stand sowie einen Raum, der Platz für den sozialen Austausch bietet und sich von gängigen Wohnzimmerstrukturen distanziert.
Obwohl Studio Truly Truly interessante Denkanstösse bietet, wünsche ich den Designern im nächsten Jahr den Mut, gängige Wohnraster gänzlich zu durchbrechen und uns mit ihren Visionen zu überraschen.