Was gibt es Romantischeres, als den Sonnenuntergang über dem Meer, den Bergen oder der endlosen Wüste von einem stilvollen kleinen Refugium aus zu beobachten? Genau! In «Love Shacks» erzählt Susan Redman von verschiedenen Architekturrefugien rund um den Globus: Costa Rica, Australien, Hawaii, Griechenland und vielen weiteren Orten mit atemberaubender Flora und Fauna.
Dabei geht es nicht nur um spektakuläre Naturlandschaften, sondern vor allem um inspirierende Geschichten hinter den Bewohner*innen der «Shacks». Das Buch ist ideal für Reiselustige, Abenteuer*innen und für all diejenigen, die für einen Moment aus dem Alltag entfliehen möchten.
Im Interview erzählt die Autorin Susan Redman, was für sie Architektur und Verreisen in den aktuellen Zeiten bedeutet und entführt uns in ferne Länder, die das Fernweh für einen Augenblick stillen können.
Wie haben Sie diese abgelegenen Refugien gefunden?
Susan Redman: Als Journalistin, die sich auf Lifestyle und Design spezialisiert hat, war ich schon immer daran interessiert, die persönlichen Geschichten hinter kreativen Unternehmungen zu ergründen, insbesondere im Bereich der Wohnarchitektur und Inneneinrichtung. In «Love Shacks» gehe ich der Frage nach, warum Menschen sich ein Refugium in einer abgelegenen oder ländlichen Umgebung zulegen, es restaurieren oder bauen. Die Leser*innen können direkt von den Besitzer*innen von Behausungen auf der ganzen Welt hören und erfahren, was sie bei ihrer Suche motiviert hat. Im Grossen und Ganzen ähneln sich ihre Beweggründe, denn alle Nationalitäten suchen Trost und Freude am Leben in der Natur – sei es für ein Wochenende, einen Urlaub oder einen längeren Aufenthalt.
Wie sind Sie in Kontakt mit den Besitzer*innen gekommen?
SR: Die Eigentümer*innen kannte ich vorher nicht und es konnte sich auch nicht um ein Mietobjekt oder eine Privatwohnung handeln. Ich habe viele Monate lang im Internet und in verschiedenen Medien recherchiert, denn ich hatte ganz bestimmte Kriterien für die Projekte, die ich schliesslich auswählte und von denen ich wusste, dass sie für die Leser*innen am interessantesten sein würden: Erstens musste es eine Liebesgeschichte geben, deshalb schreibe ich die Hintergrundgeschichten der Paare oder Familien, denen die Häuser gehören. Zweitens mussten die Häuser schön gestaltet sein, ganz gleich, ob sie restauriert, renoviert oder in Zusammenarbeit mit einem Architekten entworfen wurden. Drittens mussten die Häuser in der Natur liegen, am besten weit weg von der Stadt, in der die Besitzer*innen leben.
Bei welchem «Hideaway» haben Sie sich am wohlsten gefühlt?
SR: Jedes der wunderschönen Häuser in «Love Shacks» bietet seinen Besitzer*innen und Besucher*innen ein Gefühl von Komfort, aber wenn es darum geht, ein Gefühl tiefer Gelassenheit zu vermitteln, würde ich Lilly's Pena's «Casa Salvaje» in Costa Rica sagen. Das von der Architektin Maria de la Paz entworfene Haus, weist zwar eine deutliche Anlehnung an die brutalistische Ästhetik auf, aber die Aufteilung und die Inneneinrichtung bieten aussergewöhnlichen Komfort und einen erhabenen Blick auf die Berge. Ich stelle mir vor, wie ich mit Lilly auf ihrer Veranda sitze und auf die Nebelwälder vor uns blicke, die Schönheit des Panoramas bewundere und die reine Waldluft einatme.
Im Grossen und Ganzen ähneln sich die Beweggründe, denn alle Nationalitäten suchen Trost und Freude am Leben in der Natur – sei es für ein Wochenende, einen Urlaub oder einen längeren Aufenthalt.
Direkt nach Corona ging der Trend gegen grosse Hotels und Massentourismus. Eigene Apartments und kleine Häuser in abgeschiedenen Orten waren für viele die perfekte Alternative. Doch ist dieser Trend immer noch zu spüren oder ist dieser bereits wieder abgeklungen?
SR: Aufgrund der Pandemie bedingten Einschränkungen des internationalen Reiseverkehrs und der Veränderungen am Arbeitsplatz, scheint das Interesse, der Stadt zu entfliehen, in der ganzen Welt gestiegen zu sein, und viele Menschen mieten Ferienhäuser. In «Love Shacks» war dies jedoch kein Thema, da nur die Hälfte der Immobilien zur Miete angeboten werden. Stattdessen konzentriert sich das Buch darauf, wie die Eigentümer*innen, ihre Familien und Freunde ihr Feriendomizil nutzen, unabhängig davon, ob es saisonal an andere vermietet wird oder nicht. Ich vermute sogar, dass der Trend zur Flucht ins eigene Heim ungebrochen ist. Der Besitz, der Kauf oder der Bau eines Ferienhauses, oft an abgelegenen Orten, die nicht unbedingt gut erschlossen sind, ist in vielen Kulturen fest etabliert. Familien vererben diese «Ausreisser»-Häuser oft über Generationen hinweg und werden dies zweifellos auch in Zukunft tun. Sogar die Sprache, mit der diese abgelegenen oder ländlichen Zufluchtsorte in den einzelnen Ländern beschrieben werden, hat sich im Laufe der Zeit kaum verändert. In den USA und Kanada werden sie oft als «Cabins» bezeichnet, im Vereinigten Königreich als «Vacation Homes», in Australien als «Shacks» und in Neuseeland als «Bachs». In Spanien heissen sie «Finca», in Mexiko «Casita», in Polen «Dzialka» oder «Dom Wakacyjny» und in Japan «Ko-minka». In den skandinavischen Ländern sind die Ferienhäuser als «Hytte» in Norwegen, «Mökki» in Finnland und als «Stuga» in Schweden bekannt. Historisch gesehen wurden diese «Hütten und Schuppen» oft aus billigen Materialien gebaut und später stilvoll renoviert. «Love Shacks» enthält viele Beispiele, wie die Strandhütte namens «Love & Mutiny» in Südaustralien und «Bushy Summers» eine Bergarbeiterhütte in Tasmanien. In den USA wurden Mitte des letzten Jahrhunderts billig gebaute Hütten in Rahmenbauweise sehr beliebt. Familien konnten Hütten nach Plan kaufen und bauen, oder Familiengruppen konnten gemeinsam eine Hütte kaufen, um die Kosten und den Unterhalt zu teilen. «Hemlock Hollow» im ländlichen Pennsylvania ist ein schönes Beispiel für ein altes und baufälliges A-Frame-Haus, das von neuen Besitzern einer jüngeren Generation renoviert wurde, ebenso wie die «Desert Cabin» in Joshua Tree und «Nene's Nest» auf Kauai, das ursprünglich eine Zuckerplantagenhütte war. Rustikale Häuser, die von ihren Besitzer*innen sorgfältig restauriert wurden, sind ebenfalls in «Love Shacks» enthalten. Zum Beispiel «Trullo Stella Mare» in Apulien und «Wild Surf Cabin» in Nova Scotia. Es gibt auch neu gebaute, architektonisch gestaltete Zufluchtsorte wie «Half Moon Bay Cabin» in British Columbia, «Sol to Soul» in Kalifornien oder «Baker Boys Beach House» in Queensland. In «Love Shacks» werden in jedem Kapitel die Träume der Besitzer*innen beschrieben, einen schönen Ort zu schaffen, an dem sie Zeit mit ihren Liebsten verbringen können. Deshalb sind Bilder von ihnen und von dem, was sie gemeinsam tun, überall im Buch zu sehen.
Wie sieht für Sie der «perfekte» Urlaub aus?
SR: Ein perfekter Urlaub sieht für mich so aus, dass ich mich mit Menschen, die ich liebe umgebe, um mit ihnen zu entspannen – vorzugsweise in einfachen Unterkünften in Strandnähe.
Was bedeutet das Reisen für Sie?
SR: Wie die meisten Menschen liebe ich es, zu reisen, um die natürliche Schönheit dieser Welt zu sehen, kulturelle Traditionen zu erleben und hoffentlich die Sichtweise anderer zu verstehen. Oft ist die Reiseerfahrung erbaulich und inspirierend, aber auch wenn die Dinge schief laufen, kann man viel lernen.
Die «Hideaways» aus Ihrem Buch, befinden sich in unbeschreiblich schönen und meistens abgelegenen Plätzen. Denken Sie, es gibt noch Orte, an denen keine Menschenseele war, um von kompletter Abgeschiedenheit sprechen zu können?
SR: Ich habe keine Ahnung, aber ich hoffe es aufrichtig. Die Reisenotizen am Ende jedes Kapitels in «Love Shacks» beschreiben einen natürlichen oder abgelegenen Teil der Welt, in dem sich die Immobilien befinden. Vielleicht möchte der Leser sie eines Tages besuchen – oder zumindest etwas über sie erfahren.
Wie verbringen Sie am liebsten eine Auszeit mit Familien und Freunden?
SR: Auch wenn meine Familie in der Stadt lebt, fahren wir regelmässig weg. Wir fahren oft an die Küste, wo es weniger bevölkert ist, um zu surfen oder zu schwimmen. Später spielen wir dann Karten, essen Meeresfrüchte und erzählen Witze.
Die «Hideways» haben jedes für sich eine wunderbar spannende Architektur. Welche Rolle spielt Architektur in Ihrem Leben?
SR: Ich finde es grossartig, dass schön gestaltete Wohnarchitektur Ehrfurcht einflössen und den Bewohnern einen Zufluchtsort bieten kann, um dem Stress unserer modernen Welt zu entkommen. Was ich jedoch besonders spannend finde, ist, dass Architekt*innen ihre Aufmerksamkeit und ihre Fähigkeiten zunehmend darauf richten, qualitativ hochwertige Wohnungen für Menschen zu entwerfen, die vielleicht nicht die Mittel für ein massgeschneidertes Haus oder eine Wohnung haben. Ob in Gemeinschaftseinrichtungen, auf privaten Grundstücken oder in öffentlichen Siedlungen - ästhetisch ansprechende und gut geplante Wohnungen sollten für alle zugänglich sein. Clever gestaltete Wohnräume können das Leben der Menschen verändern, ihnen Würde geben und Einzelpersonen und Familien die Möglichkeit geben, von den besten designorientierten Lösungen zu profitieren.