Aus Wohnungen wird ein Kindergarten

Kreislaufwirtschaft

Wollishofen gilt als ein familienfreundliches Quartier in Zürich. Dort steht auch die Primarschule Manegg, die durch den Zuzug von Familien einen erhöhten Bedarf an Kindergartenplätzen aufweist. Der Bau aus den 1930er-Jahren liess aber keine Erweiterung mehr zu, um mehr Platz dafür zu schaffen.

So entschied sich Immobilien Stadt Zürich als Bauherrin, die sanierungsbedürftigen Mietwohnungen im Obergeschoss zu einem Kindergarten umzufunktionieren. Dabei sollten möglichst viele Baumaterialien wiederverwendet werden, um dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft gerecht zu werden. Dafür wurde das Zürcher Architekturbüro Bischof Föhn beauftragt.

Zwei Männer in Jeanshemd

Die ETH-Architekten Stephan Bischof und Norbert Föhn vom Zürcher Architekturbüro Bischof Föhn.

Das Architekturbüro wurde 2012 gegründet und zählt heute 22 Mitarbeiter. Laut eigenen Angaben setzen sich die Architekten sowohl mit Stadtentwicklungs- und Neubaufragen als auch mit «Umbau- und Umnutzungsstrategien historischer Bausubstanz» auseinander. Ihre Auftraggeber sind vielfältig und umfassen private Bauherrschaften, Wohnbaugenossenschaften sowie institutionelle und öffentliche Bauträger.

Pionierprojekt angestrebt

Mit einem Fokus auf die Umnutzung von Bestandesbauten haben die Architekten vor allem die kleinkammerigen Wohnungen rückgebaut und mit Stahlträgern grössere Räume gebildet, die als Aufenthalts- und Gruppenräume für die Kinder dienen. Mit dem Umbauprojekt wollten sie ein Pionierprojekt der Kreislaufwirtschaft schaffen. Der Einsatz von möglichst vielen Re-Use-Bauteilen war dabei entscheidend. Genutzt wurden die vorhandenen Baumaterialien aus den ehemaligen Wohnungen.

Als wiederverwendete Bauteile wurden die Vordachkonstruktion, die Aussentreppe, Geländer, Pflanzentröge, die Stahlkonstruktion zur Beschattung der Aussenräume, diverse Stahlträger, Holzstützen, Brandschutztüren, Akustikelemente, Sanitärapparate und eine gebrauchte Küche wieder eingebaut.

Um diesem Ansatz gerecht zu werden, arbeitet das Architekturbüro aus Zürich mit den Fachplanern Zirkular aus Basel zusammen. Das Büro ist auf «das Bauen im Kreislauf» spezialisiert und hat sich einen Namen bei der Wiederverwendung und Weiternutzung von Gebäuden gemacht. Unter den Architekt*innen und Fachplanenden gibt es auch das neue Berufsbild der «Bauteiljagd».

Das Credo von Zirkular lautet: «Uns leitet die Vielfalt von zirkulären Bauprinzipien: Das Weiterbauen im Bestand, das Entwerfen mit Vorhandenem sowie das Ergänzen von Neuem.» Sie beraten Architektur- und Planungsbüros bei der Wiederverwendung von Bauteilen und verfügen auch über ein Netzwerk, in dem sie solche finden und beschaffen können.

Eine Raum mit Türe

Der Kindergarten besticht durch ein kräftiges Farbkonzept. 

Zwei Wassertroge

Auch diese Waschbecken wurden restauriert und wiederverwendet. 

Ein Raum als Kindergarten

Früher Wohnungen, heute ein Kindergarten: Der Umbau der Primarschule Manegg vom Architekturbüro Bischof Föhn. 

Türgriffe auf dem Boden

Wiederverwendete Türgriffe, die im Kindergarten zum Einsatz kommen. 

Das Architekturbüro Bischof Föhn hat für ihr Pionierprojekt auch ein kräftiges Farbkonzept entwickelt: Damit werden die unterschiedlichen wiederverwendeten Materialien im Innenraum visuell zu einer Einheit zusammengehalten.

Im Vergleich zu einem konventionellen Umbau, der ausschliesslich aus neuem Material besteht, konnte beim Pilotprojekt mit Re-Use Bauteilen eine rund 30 Prozent Einsparung der grauen Emissionen nachgewiesen werden.

www.bf-architekten.ch