Nach acht Jahren hat St. Moritz wieder ein eigenes Kino. Das Scala Cinema an der Via Maistra, gleich gegenüber vom altehrwürdigen Kulm Hotel, bietet von Mittwoch bis Montag ein ausgewähltes Filmprogramm an. Das legendäre Tonfilmhaus hat über Jahrzehnte die Menschen in St. Moritz begleitet. Von den ersten Tonfilmen über Farbfilme bis ins digitale Zeitalter. Nun wurde es rund acht Jahre lang umgebaut.
Das Scala beherbergt seit der Wiedereröffnung nicht nur ein Kino, sondern ein Restaurant, eine Bar, eine Boutique der Uhrenmarke Omega und das Cresta & Bob Museum. St. Moritz ist mit der legendären Cresta Run und der ältesten Natureis-Bobbahn der Welt der Inbegriff fürs Bobfahren.
Erinnert an die «Roaring Twenties»
Das neu renovierte Scala erinnert durch das Interieur Design und zahlreiche Details an die langjährige Tradition des Hauses. Die Rillen im Beton an der Aussenfassade wirken als Stilelement modern, die prägnanten schwarz-goldenen Lettern erinnern aber gleichzeitig auch an die «Roaring Twenties».
Die boomende Wirtschaft, das Aufkommen des Automobils und Jazz als Musikrichtung machten damals auch vor St. Moritz nicht Halt. Zu diesem Lifestyle passten die waghalsigen Sprünge und turboschnellen Bobfahrten der «englischen Gentlemen», die im bekannten Winterkurort zu Besuch waren.
Dieses Lebensgefühl wollten die Verantwortlichen vom Architekturbüro Küchel in die heutige Zeit bringen. Das kühle und aufgeräumte Ambiente im «Art déco»-Stil wirkt elegant. Die schneeweissen Wände mit den geschwungenen Kurven und den fast schon an grosse Schneeflocken erinnernden Lichtspots sind einmalig und unverwechselbar in St. Moritz. Die Innenarchitektur verweist auch klar auf die Schneelandschaft im Winter in der Region.
Etwas gar schnell für den Anfang
Betritt man das neue Scala, sticht natürlich als Erstes die monumentale Miniatur-Bobbahn ins Auge. Sie wurde vom umtriebigen Objekt- und Installationskünstler Carsten Höller entworfen und reicht von der Decke bis ins Untergeschoss.
Diese imposante Innenarchitektur zusammen mit der Kunstinstallation bringt mich sofort dazu, ein paar Selfies zu schiessen. Die Indoor-Bobbahn ist einfach ein «catchy» Motiv – und nicht nur eine Kunstinstallation zum Anschauen, sondern auch zur Benutzung gedacht. Eigentlich, denn heute ist sie gesperrt.
Wie auch die originalen Bobs von damals, besteht auch die Rutsche aus Stahlplatten. Dabei haben die Betreiber des Scala aber kurz nach der Eröffnung bemerkt, dass die Rutschbahn zwar grossen Spass bereitet, aber die Besucher beim Rutschen superschnell werden. Zu schnell.
Auch wenn die Geschwindigkeit beim Bobfahren den nötigen Kick gibt, ist die Rutsche derzeit nicht in Betrieb und wird geprüft. Scala-Geschäftsführerin Lara Müller sagt: «Die Rutsche wird hoffentlich nächste Woche wieder eröffnet.»
Die Rutsche ist ein Teil des Museums im ersten Stock des Gebäudes neben dem Kinosaal. St. Moritz gilt als Geburtsstätte von zahlreichen Alpin-Sportarten. Das Cresta & Bob Museum soll die Entstehung dieser Sportarten näher bringen und Anekdoten aus den Anfängen erzählen. Dazu kommt auch die Dokumentation der Austragung der Olympischen Winterspiele 1928 und 1948 in St. Moritz.
Eine weitere Kunstinstallation in der Bar
Wer nach dem Museums- oder Kinobesuch hungrig ist, kann sich im Scala Restaurant verköstigen. Das Restaurant passt vom Holz-Interieur wiederum zum typischen Berghütten-Stil der Bündner Berge. Es ist nicht clean wie das Entrée des Hauses, sondern warm und heimelig. Die Küche ist auf Tapas spezialisiert. Dazu gibt es an der Bar eine Auswahl von rund 120 Weinen, darunter auch einige lokale Produzenten.
Zum Ausklingen des Abends lohnt sich ein Besuch im James-Turrell-Raum in der Bar des Scala. Turrell ist ein amerikanischer Künstler, der vor allem durch seine epischen Lichtinstallationen bekannt geworden ist. Die Nächte sollen dort genauso elektrisierend sein wie die Kunst, schreiben die Betreiber. Die Bar ist am Wochenende sowie für Events geöffnet.