Im Einklang mit der Natur

Wohnhaus in Tulum

Der tropische Dschungel von Tulum – einer Küstenstadt auf der Halbinsel Yucatán im Süden Mexikos – diente als ständiger Referenzpunkt für die Architektur der Casa Shalva. Hier hat sich der belgisch-israelische Unternehmer Aviv Siso eine Bleibe im Einklang mit der Umgebung geschaffen.

Eingerahmt von gewölbten Öffnungen, bilden üppige grüne Blätter den Hintergrund fast aller Räume. «Ich wollte, dass mein Zuhause die Schönheit der Natur zum Ausdruck bringt. Im Hebräischen suggeriert das Wort ‹shalva› ein Gefühl von Frieden und Gelassenheit. Mit der Casa Shalva habe ich versucht, meine Liebe für die Natur, grosszügige Räume, Minimalismus und klare Ästhetik zu vereinen.»

 

Ein Wohnzimmer mit einer Feuerstelle

Ein Highlight im Wohnzimmer: der Steintisch mit integrierter Feuerstelle. Draussen lädt ein Sofa zum Verweilen ein.

Siso erarbeitete den ursprünglichen Entwurf mit dem lokalen Studio Arquitectura Mixta und schloss das Projekt mithilfe seiner Freundin, Designerin Alexandra Pedregal, ab. «Die Pläne basieren auf einer Verbindung zwischen moderner Architektur und einer mexikanischen Hazienda, alles sollte in natürlichen Farbtönen gestaltet sein. ­Anfangs war es eine Herausforderung, die ursprünglichen Pläne an dieses Konzept anzupassen, aber ich glaube, es ist uns gelungen.»

 

Hausfassade mit Wohnzimmer und davor ein Pool

Mitten im Dschungel steht das Haus von Aviv Siso. 

In einer minimalistischen Grundhaltung verankert, sollte eine offene, fliessende Raumabfolge mit hohen Decken, grossen  Fenstern und weiten Bögen geschaffen werden, die ein Gefühl der Ruhe vermittelt. «Mein Ziel war es, Naturstein aus der Gegend, warmes Holz, neutrale Farbtöne und polierten Zement mit einer üppigen Landschaftsgestaltung aus tropischen Pflanzen zu kombinieren, um das Haus in den Dschungel zu integrieren. Dabei wollte ich auf die reiche lokale Handwerkskunst zurückgreifen. Hier findet man nämlich eine grosse Wertschätzung für das Handwerk. Polierter Beton, Zement und Steinmetzarbeiten sind zudem fest in der mexikanischen Baukultur und -tradition verankert.»

Grosszügige, gewölbte Öffnungen führen zum ruhigen Innenhof mit Swimmingpool.

Die monochromen Töne der Küche harmonieren mit dem Esstisch und den Stühlen aus Naturstein.

Einfache Schönheit

Die reduzierte Strenge aus mattpoliertem Beton wird durch eine Reihe offener, gewölbter Türen gemildert. Dabei erinnern die Torbögen an eine moderne Hazienda mit Gemeinschaftsräumen rund um den Innenhof oder ein marokkanisches Riad mit einem Pool im Zentrum.

Die unaufgeregte Atmosphäre ähnelt einer Galerie mit gedämpften Tönen und skulpturalen Möbeln. Trotz der massiven Statur des Gebäudes ist die Stimmung ruhig und ausgeglichen – ganz wie der Charakter des Besitzers selbst.

Geboren in Antwerpen und aufgewachsen in Israel, verbrachte Aviv Siso seine prägenden Jugendjahre in Belgien und zog schliesslich nach New York. Dort lebte er bis zu Beginn der Pandemie. «Ich habe 20 Jahre in New York City gelebt und wusste schon lange, dass ich irgendwann eine Pause von diesem intensiven Leben brauchen würde. Die Pandemie bot die perfekte Gelegenheit, um innezuhalten und etwas Neues auszuprobieren.»

Ein Mann in Jeans und weissem Hemd

Lebt seit der Pandemie im mexikanischen Dschungel: der belgisch-israelische Unternehmer Aviv Siso.

Seine Herkunft prägte auch die Designästhetik in der Casa Shalva. «Antwerpen ist voller kleiner Juwelen, besonders in den Bereichen Design, Kleidung, Kunst und Architektur. Stark beeinflusst hat mich die Idee, dass man Schönheit im Bescheidenen, im Untertriebenen findet. Das gibt mir meine Wertschätzung für Details, für grosse, offene Räume, für qualitativ hochwertige Materialien.»

Dekostücke wie die Kissen von «World by Hand» bringen warme Akzente ins abgesenkte Wohnzimmer.

Die vielen Fenster und Bögen sorgen immer wieder für überraschende Ein- und Ausblicke.

Statement aus Stein

Erdige Farbtöne, Holzelemente und auffällige Steinmöbel tragen dazu bei, das Haus mit der umliegenden Natur zu verbinden. Die skulpturalen Rohsteinmöbel von Sublime Studios sind in Form und Materialität ­ perfekt auf die Architektur abgestimmt.

Der ­ massive Esstisch mit den Bänken und Stühlen aus rohem Kalkstein dominiert die offene Küche und den Essbereich, die an einen abgesenkten Wohnbereich grenzen. Hier findet man ein eingebautes Ecksofa mit einem Steinbeistelltisch mit eingelassener Mini-Feuerstelle.

Von seinen Sitzen in Mexiko, Schweden und Australien setzt Sublime Studios weltweit Projekte um, bei denen sie japanische sowie brutalistische Designansätze integrieren. Die Rohsteinmöbel aus Crema-Maya-Stein suggerieren Modernität und wirken gleichzeitig, als wären sie aus einem längst vergessenen Tempel ausgegraben worden.

«Crema Maya ist ein ­ wunderschöner mexikanischer Kalkstein, sein neutraler Grundton und seine Maserung verleihen den daraus geformten Stücken ein Gefühl organischer Bewegung», so Stephanie Ström, Gründerin und Designerin von Sublime Studios.

Nebst Beton und schwarzen Akzenten sorgt das umliegende Grün für den einzigen Farbtupfer im Bad.

Warme Holzelemente und neutrale Textilien kreieren eine Wohlfühlatmosphäre im Schlafzimmer.

Die Schlafzimmer befinden sich im Obergeschoss und ermöglichen einen direkten Blick in die Baumwipfel.

Die Raumanordnung der Casa Shalva erlaubt das Entdecken verschiedenster Perspektiven: Die abgeschiedenen Schlafzimmer im Obergeschoss blicken in die Baumwipfel, von der Dachterrassenbar geniesst man den Sonnenuntergang und vom Tauchbecken auf dem obersten Balkon schaut man direkt in den Sternenhimmel. Abends versammelt man sich in der Gesprächsgrube im Wohnzimmer.

«Es ist ein Haus, das man mit einer Gruppe Menschen geniessen muss – es bietet Raum für kreativen Ausdruck, für Kunst, Musik, Meditation, gutes Essen und das Schaffen gemeinsamer Erinnerungen.» Danach kehrt wieder Ruhe und Frieden ein in die Casa Shalva, ein Ort der Verbundenheit und des Rückzugs zugleich.

Ein Magazincover

Weitere spannende Artikel finden Sie in der Ausgabe 07/08/2024 der Zeitschrift Das Ideale Heim.