Das Siegerprojekt
Das Langhaus – von Aretz Dürr Architektur
Die Bauten sind eine harmonische Mischung aus modernistischer Sensibilität, lokaler Handwerkskunst, einheimischen Tragwerken und Respekt vor der Natur. Sie haben einerseits einen ungewöhnlichen Charakter, wirken andererseits aber merkwürdig vertraut.» Dieses Zitat stammt aus der Pritzker-Preis-Laudatio von 2002 für Glenn Murcutt, dem offensichtlichen Vorbild für dieses aufgeständerte und verglaste Langhaus im Oberbergischen, mit seinem Dach aus gewelltem Stahlblech. Inspiration für das junge Kölner Architekturbüro Aretz Dürr, deren Akteure etwa in den Jahren geboren wurden, als der damals 45-jährige Murcutt international Aufmerksamkeit erregte für seine wunderbar leichten Stahl- und Glasbauten, wie das ikonische Fredericks House von 1982.
Wunderbare Vorbilder sind vollkommen legitim, wie auch Murcutt selbst den rheinischen Mies van der Rohe als sein wichtigstes Vorbild nannte. Und was haben sie daraus gemacht? Ein fein detailliertes und transparentes Werk, das dort am Hang aufgeständert über einem massiven Sockel schwebt, im geschlossenen Bereich am Hang Garage und Hauswirtschaft unterbringt, auskragend Koch- und Wohnbereich mit regengeschützten Terrassen an beiden Seiten, oben die Schlafzimmer und Bäder. Es fügt sich in die Landschaft, wirkt authentisch und atmet die optimistische Frische der Moderne. Was heutzutage gar nicht selbstverständlich ist und sicherlich für Irritationen vor Ort sorgen dürfte. Normal ist das bei uns ja nicht, wenn Häuser die «Erde nur leicht berühren», wie der Altmeister predigte. Aber überzeugend schön.
Auszeichnung
Das Holzhaus – Pedevilla Architekten
Dieses Haus hebt sich durch seine ebenso expressive wie eigenwillige Erscheinung von der Vielzahl der eingereichten ebenfalls anspruchsvollen Projekte ab. Hier handelt es sich um einen echten Hingucker, dessen singuläre Qualitäten nicht nur auf den ersten Blick überzeugen. Das Gebäude ist alles andere als klischeehaft – vergeblich sucht man nach Rückgriffen auf gängige Lösungen – und doch drängt sich der Begriff des archaischen Hauses auf: Das schützende Dach, die überschaubare Kubatur, die ausdrucksstarken Öffnungen und Aufbauten sind vertraute Bilder in neuer Form. Dabei ist es Pedevilla Architekten gelungen, dem Projekt bei aller Auffälligkeit des Baukörpers durch strenge Reduktion in Geometrie und Materialwahl Ernsthaftigkeit und Überzeugungskraft zu verleihen. Der Grundriss ist kompakt, die Raumaufteilung pragmatisch. Die einfachen Figuren Trapez und Rechteck bilden die expressiven Formen, ein durchgängiges Oberflächenmaterial lässt die sorgfältig gestaltete Skulptur ungestört hervortreten. Ein schlüssiges Erscheinungsbild. Und doch lässt sich der Entwurf nicht in eine stilistische Kategorie ablegen, er ist ein Unikat. Diese Einzigartigkeit setzt sich im kompromisslosen Ortsbezug dieses Projektes fort, in der Verwendung von örtlichem Holz und Stein, verarbeitet von erfahrenen lokalen Handwerkern, im weitestgehenden Verzicht auf synthetisches Liefermaterial bis in die Namensgebung: ´ciasa – das Haus, im gadertalischen Ladinisch.
«Man lebt wie ein Specht im Bau, ganz angenehm, die Düfte sind gut, das Gefühl ist gut, man schläft gut.»
Vorgefundene, natürliche und alterungsfähige Materialien bedeuten kurze Lieferwege und versprechen dank hochwertiger Verarbeitung lange Haltbarkeit. Der Baustoff Holz kommt hier in all seinen Facetten zur Geltung. Die handgespaltenen Schindeln der Aussenbekleidung zeigen die individuellen Spuren der Bearbeitung, werden im Laufe der Jahrzehnte patinieren und das Gebäude mehr und mehr in seine Umgebung einfügen. Die Vollholzwände sorgen für gutes Raumklima ohne Dämmstoffeinsatz und die Sichtqualität des Zirbenholzes verleiht den Innenräumen Farbe, Struktur und Atmosphäre, unterstützt durch wohlüberlegte Lichtführung und klare Geometrie. Selbstbewusste Gestaltung und Handwerkskunst fügen sich in diesem kleinen Haus zu einem Gesamtbild, das die volle Anerkennung der Jury gewonnen hat.
Die Jury
Alle Gewinner im Überblick
Sieger:
Aretz Dürr Architektur, «Das Langhaus», Nümbrecht (DE)
Auszeichnung:
Pedevilla Architekten, «Das Holzhaus», St. Vigil, in Enneberg (IT)
Hertl Architekten, «Über den Dächern von Linz», Linz (AT)
Anerkennung:
bergmeisterwolf, «Hinter grünen Mauern», Vahrn (IT)
Lukas Lenherr Architektur, «Das schiefe Haus», Jonschwil (CH), Sieger «Das Beste Einfamilienhaus» www.architekturpreise.ch
Think Architecture, «Der Solitär», Zürichsee (CH)
JSWD Architekten, «Leben im Ensemble», Köln (DE)
Wespi de Meuron Romeo, «Das Steinhaus», Ascona (CH)