Wenn man über die Casa Gomis oder auch «La Ricarda» spricht, muss man verschiedene Geschichten erzählen: Da ist als erste die Geschichte der Familie Gomis Bertrand, die mit Inés Bertrand Mata (1915–1992) und Ricardo Gomis Serdañons (1910–1993) ihren Anfang nahm. Die beiden hatten nach ihrer Heirat im Jahr 1944 die Vision, ein Haus für sich, ihre Kinder und den Freundeskreis zu bauen, das ihren Lebensstil ausdrückte – Räume, die Kommunikation und Kreativität förderten. Und da ist auch die Geschichte eines Ortes, eines Bauplatzes, der abgeschieden zehn Kilometer südwestlich von Barcelona direkt am Meer gelegen ist und eine unnachahmliche, unverbrauchte Schönheit ausstrahlte. Und nicht zuletzt steht die Baugeschichte des Hauses selber im Mittelpunkt, die sich über viele Jahre hinstreckte.
In Bewegung kam vieles im Jahr 1949, als ein Freund den Architekten Antonio Bonet Castellana (1913–1989) dem Ehepaar Gomis Bertrand vorstellte. Bereits beim ersten Treffen war die gegenseitige Wertschätzung allgegenwärtig, und es entstand zwischen den dreien eine Freundschaft, die sich über die Jahre stetig vertiefte. Der in Barcelona geborene Architekt, der bei Le Corbusier und Josep Lluis Sert seine Ausbildung erfuhr, flüchtete nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Spanien nach Buenos Aires. In der südamerikanischen Metropole entstand in einem engen, emotional geführten Briefwechsel auch der Entwurf für La Ricarda – und zwar von der Organisation des Gebäudes, der ausgewogenen Materialwahl über sämtliche konstruktiven Details bis zu den Möbeln. Während der erste Entwurf von Anfang 1950 ein schwebendes, starkes und autonomes Bild des Hauses zeichnete, schlug Bonet 1953 für das finale Projekt ein Gebäude vor, das sich horizontal über eine grosse erhöhte Plattform ausdehnt, aber auch sehr eng mit der umgebenden Küstenlandschaft verwoben ist.