In der Natur von Südafrika

Feriendomizil in Elgin Valley

Ein Wohnzimmer, mit einem deckenhohem Spiegel.

Die raumhohe Spiegelwand vergrössert den Raum optisch und holt die Natur in den Innenraum. 

Das Elgin Valley ist ein üppiges, von Bergen umgebenes Gebiet in der südafrikanischen Region Overberg. Dieses breite Hochlandtal, voll von Obstgärten und Weinbergen, ist Südafrikas Hauptregion für den Apfelanbau. Gut 60 Prozent der gesamten jährlichen Apfelernte werden hier produziert. Nicht umsonst wird das Tal auch als «Tal der Äpfel» bezeichnet. Weniger als eine Autostunde von Kapstadt entfernt, ist Elgin zudem ein perfekter Wochenendausflug für die Städter. Darunter etwa der Hotelier und Unternehmer Jody Aufrichtig, der diesen Ort für sein «Old Mac Daddy», einen einzigartigen Camping- und Wohnwagenpark mit scheunenartigem Haupthaus, wählte. Von der Region so sehr angetan, beschloss Jody kurzerhand, hier auch für sich und seine Frau Deirdre und die vier gemeinsamen Kinder ein eigenes Hideaway bauen zu lassen. Mit seinem Plan wendete er sich dabei an den Architekten Greg Scott, der gemeinsam mit seinem Team im Laufe der Jahre bereits an verschiedenen Projekten mit Jody zusammengearbeitet hat – darunter auch das «Old Mac Daddy». Und so begannen die Aufrichtigs, mit ihm über ihre Idee für ihr Wochenend- und Feriendomizil zu sprechen.

Der Aussensitzplatz öffnet den Wohnbereich in den von Wäldern und Natur umgebenen Garten. 

Jody liebt es, frühmorgens die Enten zu beobachten, die auf dem Stausee landen – hier findet er Ruhe und Klarheit. 

In unmittelbarer Nähe zum Wasser und umgeben von einer weitläufigen Landschaft thront die moderne Scheune. 

Greg hatte bereits für das Haupthaus des «Old Mac Daddy» mit einer modernen Scheunenästhetik gespielt und wollte diese Idee auch für das Ferienhaus der Aufrichtigs wieder aufgreifen. «Die Scheune ist eine sehr reine architektonische Form. Und natürlich passt sie auch gut zum Kontext der Umgebung», erklärt der Architekt. Scheunen lassen sich zudem einfach bauen – vor allem in abgelegenen Gebieten wie Elgin, wo man die Landschaft so wenig wie möglich beeinträchtigen möchte. Der Stahlrahmen des Portals konnte vorgefertigt und vor Ort schnell aufgebaut werden. Bei der anschliessenden Wellblechverkleidung wurden auf dem Dach auch gleich Solaranlagen installiert, um den Komfort nachhaltig und den ökologischen Fussabdruck klein zu halten. Zur Seeseite hin schneiden sich ein paar quaderförmige Fenster mit rundum hervorstehenden Holzrahmen in die Fassade, die gebündeltes Licht in den Innenraum bringen und dort die Ausblicke in die umgebende Natur rahmen. Von der Vorderseite des Hauses aus ist die stilisierte Scheunenform am deutlichsten zu erkennen. Der Eingangsbereich ist mit einer Pergola aus geschwärztem Holz überdacht, die einen gestreuten Lichteinfall und ein Schattenspiel erzeugt, ganz so, als würde man sich unter einem Blätterdach befinden. Darunter findet sich ein grosszügiger Aussensitzplatz samt Küche und einer einladenden Lounge wieder, der deutlich macht, dass sich das Leben hier grösstenteils draussen abspielt. So auch das der Aufrichtigs, wenn sie an den Wochenenden oder in den Ferien nach Elgin kommen. Jodys Lieblingsplatz etwa ist die Grillstelle, ausgestattet mit einem Gas- und einem Holzkohlegrill. Die Kinder gehen dann im See schwimmen und die Obstplantagen und Berge rund um die moderne Scheune laden zum Wandern und Entdecken ein.

Das Wohnzimmer welches mit schwarzen Möbeln ausgestattet ist und Blick auf die terrasse draussen hat.

Die Möblierung schafft eine durchgehende Verbindung vom Innen- zum Aussenraum. 

Tritt man ein, wird man von einem einladenden Wohn- und Essbereich begrüsst. Wände, Boden und Dach sind komplett in Fichtenholz gekleidet und schaffen eine helle Atmosphäre. Die Wände und die Dachschrägen folgen dabei der äusseren Silhouette des Gebäudes, sodass man die Form der Scheune auch innen lesen kann. Auf der dem Stausee zugewandten Seite sind eine Reihe von Fenstern eingelassen. Die tiefen Nischen, die die Fenster umrahmen, laden dabei dazu ein, sich hineinzusetzen, ein Buch zu lesen oder einfach die grandiose weitläufige Landschaft zu geniessen. Die Illusion, dass man durch das Haus hindurch auf die andere Seite sehen kann, wird durch eine raumhohe verspiegelte Wand in der Mitte des Wohnbereichs erzeugt, die den dahinter liegenden Garten spiegelt und den Ausblick damit direkt ins Haus holt. So lässt sich selbst mit dem Rücken zum Garten dessen Schönheit betrachten. Dadurch wird nicht nur der Raum optisch vergrössert, sondern auch die Natur mit dem Innenraum auf poetische Weise verbunden. Greg und sein Team standen den Aufrichtigs nicht nur beim Bau zur Seite, sondern entwarfen auch gleich einen Grossteil der Ausstattung, die im Gegensatz zu der hellen Holzverkleidung beinahe durchgehend in Schwarz gehalten ist und von einer klaren, reduzierten Sprache zeugt. Dazu gehört beispielsweise auch die skulptural anmutende Küche mit Gasherd, die sich in den grosszügigen Esstisch hineinzuschneiden scheint. Die Arbeitsplatte besteht aus geschwärztem Messing, das wärmebehandelt wurde, um einen bestimmten Schwärzungsgrad zu erreichen. «Das Material oxidiert mit der Zeit und es entsteht eine Patina, fast wie ein Charakter mit einer eigenen Geschichte», erklärt Greg. «Zudem unterstreicht sie auch die industrielle Ästhetik, mit der wir hier gearbeitet haben.»

Der Esstisch bietet derweil ausreichend Platz für die Familie und Gäste, die unmittelbar am Kochgeschehen teilhaben können. «Viele Leute haben Angst vor Schwarz», sagt Greg. «Ich liebe hingegen die Präsenz, die es hat: Schwarz verleiht jedem Möbelstück eine Identität, ohne dabei überladen zu wirken, was insbesondere in einem kleinen Raum ein Vorteil ist. 

Küche und Esstisch scheinen ineinander verschlungen. 

Im Durchgang von den Schlafzimmern zum Wohnbereich bekommt man einen guten Eindruck von der leicht unregelmässigen Lichtverteilung. 

Die üppige Fynbosbepflanzung reicht vom Seeufer bis hin zum Haus.  

Die Accessoires, auch diese in Schwarz gehalten, sind sehr bewusst gewählt. Alles scheint seinen Platz zu haben, nichts scheint zu viel und doch – oder vielleicht gerade deswegen – lädt das Haus zum einfachen Sein und Entspannen ein. Die Inneneinrichtung mag zwar sorgfältig kuratiert sein, doch die asymmetrische Anordnung der einzelnen Möbel bringt eine gewisse Dynamik ins Spiel.

Seitlich des offenen Wohn- und Essbereichs führt ein Durchgang vorbei an der Spiegelwand zu den Schlafzimmern und Bädern, die im hinteren Teil der Scheune angelegt sind. Die Badezimmer bestehen überwiegend aus hellen Oberflächen und Stein. Graue Betonplatten und weisse Kieselsteine kleiden den Boden, für die Wände wurde eine Steinmauer errichtet, deren rötlich-braune Steine vom Gelände selbst und der unmittelbaren Umgebung stammen und eine gewisse rustikale Note einfliessen lassen. Ihre Rauheit wird von den weissen Badezimmermöbeln, viele davon von Greg und seinem Team selbst entworfen, ergänzt. Die kreisrunden Waschbecken und dazu passende Spiegel lockern die ansonsten vorherrschende kantige Geometrie auf.

Die Tür zum Badezimmer ist geöffnet und man erkennt eine Badewanne die vor einer Wand aus Steinen besteht.

Die für die Wand im Badezimmer verwendeten Steine stammen allesamt vom Bauplatz der Scheune.

Blick auf des Bett im Schlafzimmer. Bettbezug ist dunkel.

Das Bett im Hauptschlafzimmer wurde von Greg entworfen. 

Ein Einzelbett in einem hellen Raum. Im Vordergrund ist an der Wand eine schwarze Leiter zu sehen, möglicherweise führt sie zu einem Hochbett.

Die Leiter im Kinderschlafzimmer führt zu einem weiteren Schlafbereich, wo laut Jody die Kinder am liebsten träumen. 

Das Fenster des Badezimmers ist mit Holzlatten verkleidet und lässt das Licht im Bad in einer besonderen Stimmung wirken.

Die mit schwarzen Holzlatten verkleidete Aussenfassade schafft eine einzigartige Lichtstimmung im Bad.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe von Atrium.