Die meisten erfolgreichen Unternehmen haben eine mindestens genauso beeindruckende Entstehungsgeschichte. So auch Google. Erzählungen nach sollen die beiden Gründer Sergey Brin and Larry Page ihre Idee von Google in einer Garage entwickelt haben. Ein Ping-Pong-Tisch fungierte dabei sowohl als Meeting-Tisch als auch zur Unterhaltung zwischendurch.
Heute sind die Büroräumlichkeiten von Google längst aus der Garage in moderne Bürokomplexe umgesiedelt – der grösste Entwicklungsstandort in Europa mit rund 5000 Mitarbeitenden befindet sich an der Europaallee in Zürich. Was allerdings geblieben ist, ist der Ping-Pong-Tisch – ein zentraler Bestandteil der Google-DNA, der noch heute an allen Standorten zu finden ist.
Die Arbeitszeit beginnt bei Google mit dem Verlassen der eigenen vier Wände, wo und wann allerdings die Arbeit erledigt wird, ist jedem Mitarbeitenden selbst überlassen. Eine Philosophie, die sich durch die Pandemie nochmals mehr im öffentlichen Arbeitsmarkt festigen konnte. Seit Homeoffice zur Normalität für viele Firmen geworden ist, macht eine strikte Präsenzzeit auch schlichtweg keinen Sinn mehr. «Jede*r hier bei Google hat eigene Ziele und Visionen und jede*r hat einen anderen Weg, um diese zu erreichen. Erfahrungsgemäss kommen die besten Ideen nicht, wenn wir am PC sitzen und auf den Bildschirm starren», betont Lucas Stolwijk, Regional Workplace Services Manager bei Google.
Lucas führt mich durch den Europaallee Campus und erklärt mir, auf was bei der Gestaltung der neuen Büroräumlichkeiten Wert gelegt wurde: ein modernes und google-like bunt gestaltetes Interieur mit viel Holz-, Filz- und Polsterelementen. Jede Etage zeigt sich dabei in einem anderen, ganz individuellen Look. Das Wichtigste, lerne ich, war allerdings nicht das Design, sondern die Luftqualität und Energieeffizienz. Das meiste Geld wurde an der Europaallee nicht etwa für fancy Mobiliar, sondern für die Klimaanlage ausgegeben.
Mindestens genauso wichtig wie ein gutes Arbeitsklima scheint bei Google der Kaffee zu sein. Bei internen Umfragen steht das Bedürfnis nach gutem Kaffee jeweils an oberster Stelle. Dies widerspiegelt sich wiederum in den Büros. Hier sehe ich nirgends Kaffeemaschinen auf dem Gang, stattdessen passieren wir mehrere Kaffeebars mit eigenen Baristas. Mir wird mitgeteilt, dass Mitarbeitende sogar kostenlos einen Barista-Kurs besuchen können, damit sie auch sicher immer einen guten Kaffee geniessen können.
Die Atmosphäre hier in Zürich wirkt allgemein sehr entspannt, gesellig und international. Überall schnappe ich Gesprächsfetzen in Englisch auf und wenn ich in der obersten Etage aus dem Fenster schaue, kommt für einen Moment das Gefühl auf, als befände ich mich inmitten einer Metropole wie London oder New York – aber sicher nicht neben dem Hauptbahnhof Zürich.
Wir passieren eine weitere Kaffee-Bar, die sich zu einem bunten Aufenthaltsraum hin öffnet. Während jemand lässig auf einem Sofa sitzt und am Laptop arbeitet, telefoniert weiter hinten eine Frau liegend auf einer Hängekonstruktion. Eine Etage tiefer treffen wir tatsächlich auf drei Mitarbeitende, die gerade inmitten einer Tischtennis-Partie sind. Was man sonst über den Arbeitsplatz Google nur von Gerüchten oder Zeitungsartikeln her kennt, bestätigt sich hier. Google zeigt sich als offener, moderner und äusserst lukrativer Arbeitgeber.
Obwohl mentale Gesundheit und Achtsamkeit heute wichtiger denn je sind, scheinen die Begriffe bei den meisten Firmen nur leere Buzzwörter zu sein, die in den Unternehmenskulturen längst nicht integriert sind. Nicht so bei Google: Hier sind Auszeiten nicht nur gewünscht, sondern werden scheinbar aktiv gefördert.
Ganz nach dem Motto «work hard, play hard», bieten die Büros nicht nur moderne Arbeitsplätze und kreative Lese- oder Besprechungsnischen, sondern auch genügend Möglichkeiten, um sich um die persönlichen Bedürfnisse und das eigene Wohl zu kümmern – dank Gym, Meditations-, Spiel- und Erholungsräumen, Kaffeebars, kulinarischer Vielfalt und diversen Workshops. Das Angebot ist riesig und darf von den Mitarbeitenden kostenlos, auch während den Arbeitszeiten genutzt werden. Auf Wunsch kommt auch ein*e Massseur*in am Arbeitsplatz vorbei.
Auch wenn immer wieder kritische Stimmen aufkommen, dass Arbeitgeber Mitarbeitende durch ein lukratives Freizeitangebot und Vorzüge an den Arbeitsplatz binden, betont Lucas Stolwijk: «Wir haben hier jederzeit Zugang zu unserem Arbeitsplatz, aber ich sehe hier kaum jemanden nach acht Uhr am PC sitzen, das ist von Google auch gar nicht erwünscht».
Für mich ist es allerdings weniger das Offensichtliche, das Google und seine Arbeitsatmosphäre so speziell und beliebt macht, sondern das, was im Hintergrund abläuft. Google ist äusserst sensibilisiert darauf, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, wo sich Mitarbeitende wohlfühlen und entfalten können. So engagiert sich Google für Themen rund um Pride, barrierefreies Arbeiten und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und zeigen sich fortschrittlich, wenn es um Inklusion und Diversität am Arbeitsplatz geht. Themen, die bei anderen Firmen nicht mal auf dem Radar stehen, sind hier fest in der Unternehmensstruktur verankert.
Auf dem Weg nach draussen darf ich noch einen Espresso mitnehmen und geniesse nochmals das internationale Flair, bevor ich mich wieder ins Getümmel der Europaallee stürze. Und merke erst jetzt, so einen guten Espresso hatte ich schon lange nicht mehr.
Welche Bedürfnisse haben Mitarbeitende in Bezug auf ihren Arbeitsplatz?
Lucas Stolwijk: Von unseren Mitarbeitenden erhalten wir das Feedback, dass sie es schätzen, in Büros zu arbeiten, wo sie Kolleg*innen treffen und Ideen in einer inspirierenden Arbeitsumgebung austauschen können. Und so dienen die Räumlichkeiten und Zusatzleistungen bei Google dazu, unseren Mitarbeitenden eine Umgebung zu bieten, in welcher sie kreativ sein und Innovationen vorantreiben können.
Wo geht der Trend hin was Büro / Arbeitsplätze betrifft, wenn man den Schweizer Unternehmensstandort international vergleicht?
LS: Die Jahre der Pandemie haben das Arbeiten auch bei uns flexibler gestaltet. Diese Neuerungen wurden in der Homeoffice-Zeit eingeführt, um den Bedürfnissen unserer Mitarbeitenden gerecht zu werden und um das virtuelle Arbeiten zu erleichtern - dazu gehören unter anderem Experimente mit modularen Büroeinrichtungen, und andererseits die flexiblere individuelle Arbeitsgestaltung wie die Möglichkeit zwei Tage pro Woche von zu Hause, oder auch bis zu vier Wochen pro Jahr von irgendwo aus zu arbeiten. Nichtsdestotrotz haben Mitarbeitende von Google Schweiz einen festen Arbeitsplatz mit höhenverstellbarem Tisch. Dies aus dem Grund, dass Teams, die an einem Produkt oder Thema arbeiten, auch physisch nahe zusammen sitzen.
Inklusion und Diversität ist Google wichtig, wie widerspiegelt sich das in der Unternehmenskultur konkret?
LS: Das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden ist ein ganz wichtiges Element unserer Unternehmenskultur. So entstanden aus Eigeninitiative von unseren Mitarbeitenden ebenfalls Programme wie beispielsweise das Empowerment Programm #IamRemarkable, mittlerweile haben auch abertausende von externe Personen an diesem von Google initiierten Programm teilgenommen.
Welche Themen werden in Zukunft in internationalen Unternehmen mehr Raum einnehmen? (z. B. Mentale Gesundheit, etc.)
LS: Grundsätzlich stellt Google den Mitarbeitenden Zusatzleistungen auf globaler Ebene zur Verfügung, sofern dies möglich ist. Und Google bleibt als Unternehmen flexibel und anpassungsfähig in Reaktion auf das, was in den nächsten Monaten und Jahren kommen mag. Wir stehen in engem Austausch mit unseren Mitarbeitenden und erhalten von sehr vielen von ihnen die Rückmeldung, dass die aktuellen Benefits weitgehend ihren Bedürfnissen entsprechen.