Langeweile? Lies!

Bücher für die Quarantäne

Nicht die Tatsache, dass zurzeit die meisten von uns ihren Alltag praktisch ausschliesslich zu Hause gestalten, soll hier thematisiert werden, sondern eine Möglichkeit, wie man damit umgehen kann und sich dabei etwas Gutes tut. Das Zauberwort heisst «lesen». Und damit sind nicht die Live-Ticker oder im Sekundentakt eintreffende Corona-Witze gemeint. Ich rede vom guten alten Buch. Gebunden mit Papier. Bücher, die die eigene Kreativität anfachen, den Geist für einen Moment weg von Negativem lenken, die Konzentration fördern und auf eindrucksvolle Weise den Schaffensdrang anderer Menschen aufzeigen. Bücher, die uns etwas (oder gleich mehrere Dinge) lehren – zu Kochen, beispielswiese, oder wie man sich um seine Beweglichkeit kümmert, wie man sich Erinnerungen bewahrt und die eigene Ausdauer schult. 

Einfach zu Hause sitzen und aus dem Fenster schauen. Das haben wohl viele von uns verlernt. Zeit, diese alte Technik der Selbst-Unterhaltung wieder aufzufrischen! Dieses grossformatige Künstlerbuch umfasst 120 iPhone- und iPad-Zeichnungen, die David Hockney zwischen 2009 und 2012 mit Blick durchs Fenster seines Hauses in East Yorkshire kreierte.

Betty Bossi ist die Grösste. War sie schon immer, weil dank ihr immer die leckersten Weihnachtsquetzli auf dem Tisch standen. Und jetzt macht sie alle ihre Kochbücher seit 1972 kostenlos zugänglich – mit der Rezept-Initiative «Betty kocht mit Dir!» soll die Bevölkerung zu Hause beim Kochen und Backen unterstützt werden. Ich versuche mich gleich am Rezept für Fasnachtschüechli ...

Dass es höchste Zeit ist zu handeln, findet auch Europas bester Vegi-Koch Paul Ivic. Er zeigt in seinem Buch das wahre Potenzial der Gemüseküche, denn die Klimakrise hat auch unsere Küche erreicht. Seine veganen und vegetarischen Rezepte machen es leicht, auf Fleisch zu verzichten. Zudem gibt er wertvolle No-Waste-Tipps und Ideen, wie wir unsere Klimabilanz verbessern können.

Nicht nur Kochen will gelernt sein – die Kids zu Hause sollen sich auch weiterbilden, selbst wenn sie nicht die Schulbank drücken (können). Wer noch am Alphabet zu beissen hat, der findet in diesem Bilderband nicht nur alle Buchstaben, sondern wunderschöne Illustrationen von Dawid Ryski, die helfen, den Buchstaben in bester Erinnerung zu behalten.

Erinnern werden wir uns auch immer an die wundervollen Illustrationen von Albert Uderzo. Sein Asterix und Obelix haben kleinen und dicken Mannen und Frauen Mut gemacht und unzählige Kindheiten geprägt. Leider ist die Zeichnerlegende kürzlich im Alter von 92 Jahren verstorben.

Wenn das kein Grund ist, um die eigene Asterix-Sammlung mit den noch fehlenden Ausgaben (es gibt unglaubliche Latein- und Mundart-Editionen!) zu ergänzen, dann weiss ich auch nicht, beim Teutates! Wenn du tatsächlich noch kein stolzer Besitzer eines Asterix-Heftes bist, dann solltest du jetzt mit der ersten Ausgabe beginnen, beim Teutates.

Eine Sammlung ganz anderer Art zeigt uns Postcards. Mit dem Bildband nimmt uns Beat Schlatter auf eine Reise mit durch über 400 Postkarten aus seinem privaten Fundus, zu touristenmageren Stränden, regenfreien Seepromenaden, zeittypischer Mode und Autos – auf eine Zeitreise durch die 1960er- bis zu den 1980er-Jahren. 

Wer nun auf der Suche nach alten Postkarten und Briefen über vergessene Erbstücke, verstaubte Möbel vom letzten Umzug und die Treibholz- und Muschelsammlung des vorletzten Urlaubs gestolpert ist, dem sei Zuhause. Gefunden. empfohlen. Es zeigt wie Menschen mit Sinn für das Schöne sich aus alten Dingen und Fundstücken aus der Natur eine neue Inneneinrichtung erschaffen. Nachhaltig und sinnvoll, vor allem solange die Brockenstuben geschlossen bleiben. 

Bleiben wir doch beim Sinn für das Schöne. Los Angeles hat schöne Ecken. Und ein paar richtig tolle Häuser. Diese thematisiert der Band Los Angeles Modernism Revisited. Das Buch präsentiert mehr oder weniger bekannte Bauten der Architekturpioniere Richard Neutra und Rudolph M. Schindler sowie von ihnen beeinflusste Architekten aus den 1930er- bis 1960er-Jahren. Höchste Raumökonomie und -qualität, gestalterische Reduktion und ein kluges Reagieren auf die klimatischen Bedingungen werden darin genauso offenkundig wie die Tatsache, dass die Häuser zu Recht auch als Modelle für heutige Architektur gelesen werden.

Schön sind auch die Gärten des Jahres 2020: Von einer Fachjury ausgewählt und ansprechend dokumentiert, zeigen diese Privatgärten, was alles möglich ist und motivieren hoffentlich, den eigenen Flecken Grün demnächst aufzumotzen!

Wie man den eigenen Garten, das Fensterbrett, die Terrasse oder den Balkon nicht nur attraktiv gestaltet, sondern auch noch das Flattern von Schmetterlingen hineinzaubert, das lernt man mit diesem Buch von Pflanzenspezialistin Jane Moore. 

Apropos Grün und Natur: das beste Schulzimmer überhaupt! Wieviel wir von Tieren und Pflanzen lernen können, zeigt uns Gary Ferguson in diesem grossartigen Buch, das von empathischen Wildgänsen, Affen mit Respekt und nachsichtigen Moosen handelt. 

Wer doch noch ab und an aus dem Haus muss, kann sich im Grünen einen Teil der Zutaten fürs Abendessen einpacken und mithilfe der über 50 Rezepte von Wildpflanzen essen Wirkung und Geschmack der heimischen Kräuter, Beeren, Nüssen und Samen testen.

Und da wir bereits von kulinarischen Höhenflügen sprechen, sollten wir uns auch den neusten Erkenntnissen der Lebensmittelsensorik widmen: Zungenbekenntnisse erklärt, warum der Wein im Urlaub immer besser schmeckt, weshalb wir einige Lebensmittel mögen und andere nicht und wie wir unseren Geschmacks- und Geruchssin trainieren können. 

Nicht nur unsere Sinne, sondern auch unser Körper und Geist sollen flexibel bleiben und gestärkt werden. Gerade in Zeiten, in denen der Griff zu Chips und Gummibärli viel leichter ist. Bewegung ist angesagt und wer genug von YouTube-Tutorials hat, dem sei dieser Klassiker unter den Yoga-Büchern empfohlen, mit dem man sich mühelos seine eigenen Yoga-Sessions gestalten kann.

Nun ist Yoga vielleicht (noch) nicht jedemanns Sache. Auch hierfür gibt es einen Klassiker, der sich nach wie als Körperstärkungs-Bibel bewährt hat, nicht nur für die Arnolds da draussen. Allerdings braucht es eine gewisse gewichtige Grundausrüstung, um allen Trainings in den eigenen vier Wänden folgen zu können.

Damit den Kleinen während der Quarantäne keine dummen Ideen kommen, sollten sie mit guten gefüttert werden. Das schaffen die über 40 Coolen Science Experimente aus Themengebieten wie Akustik, Temperatur, optische Illusionen, magnetische Anziehungskraft oder Codieren mit Links: Das Beste: Alles, was dazu benötigt wird, findet sich in einem normalen Haushalt!

Und dann ist da ja noch das Fahrrad, an dem IMMER irgendetwas geschraubt, ersetzt oder repariert werden kann. Praktisch von alleine geht das mit Nora Rysers Veloflickbuch.  

Da zum Glück alles stets im Wandel und in Bewegung ist, sich die Zeiten ändern und wir auch wieder hinaus gehen werden, hier schon einmal ein Tipp, mit was und wo man seine entschleunigte und bewusster wahrgenommene Zeit verbringen kann. 

Und wen es über unsere Landesgrenzen hinauszieht, der kann sich von Salt & Silver inspirieren lassen und mit dem ultimativen Reisekochbuch zumindest gedanklich und kulinarisch durch Lateinamerika reisen. Viel Spass!