Rund um Keramik

Schweizer Keramikkunst

Ein Laden im Zürcher Niederdorf während dem Keramik-Event Rund um Keramik.

Bald verwandelt sich das Zürcher Niederdorf wieder in ein Schaufenster für vielversprechende Schweizer Keramik.

Zwischen dem 17. und 26. September 2020 wird das Zürcher Niederdorf ganz im Zeichen von handgefertigter Schweizer Keramik stehen. An diesen Tagen findet zum dritten Mal die Veranstaltung Rund um Keramik statt. Das Event, das ursprünglich aus dem zweimal jährlich stattfindenden Keramikmarkt auf dem Zürcher Hechtplatz entstand, bietet eine breite Einsicht in das vielfältige und noch grösstenteils unentdeckte Schaffen Schweizer Keramikerinnen und Keramiker. Wir sprachen mit den Initianten Stefan Jakob und Sibylle Meier über die Schweizer Keramikszene und alles rund um den Event. 

Sibylle und Stefan, Keramik assoziiert man häufig mit dem Ausland als Souvenir ferner Länder, da Keramik bei uns oft teuer ist. Ist das ein Irrtum?
Ja und nein. Unsere handgemachte Keramik ist schon eher teuer. Das ist sie aber auch im Ausland, wenn man darauf achtet, dass niemand ausgebeutet wird. Übrigens gilt das Gleiche auch für industriell gefertigte Keramik.

Was zeichnet Schweizer Keramikkunst aus und inwiefern hat sich die Branche in den letzten Jahren verändert?
Es ist eine kleine Szene, die auf einem hohen gestalterischen und handwerklichen Niveau arbeitet. In der Studio-Keramik gibt es wiederkehrende Moden. Nach einer Porzellan-Phase mit perfektem Finish sind momentan wieder farbige Steinzeug-Tone beliebt, bei denen man auch handwerkliche Spuren sehen darf – ein Trend, dem man zuletzt in den 90er-Jahren begegnet ist. Die industrielle Keramikproduktion ist dagegen weitgehend aus der Schweiz verschwunden.

Wie verändert die momentane Krise das lokale Handwerk? 
Einerseits gibt es von unserer Seite jetzt mehr Initiative, die Produkte online anzubieten. Andererseits haben wir nach dem Lockdown mehr Kundschaft in den Läden, weil die Leute Sehnsucht nach analogen Erlebnissen haben, was uns natürlich enorm Auftrieb gibt.

Am Samstag, 19. September findet der traditionelle Keramikmarkt auf dem Hechtplatz statt.

Der faszinierende Teller aus der Kristallglasur-Kollektion von Sibylle Meier, welcher bei «Rund um Keramik» 2018 in der Kleidermanufaktur SNE ausgestellt war, inspirierte Simon Mauz dazu, den Tellerjupe wortwörtlich zu nehmen... 

... so entstand eine Kleinserie Jupes, überdimensional bedruckt mit den Kristallen und Farbverläufen der Glasur. Die Jupes gibt es immer noch bei SNE zu kaufen. 

Wie kam es zur Idee und Gründung von «Rund um Keramik»?
Vor vier Jahren hatte Stefan die Idee, den Keramikmarkt auf dem Hechtplatz, der jeweils im Mai und im September stattfindet und nur einen Tag lang dauert, zu erweitern. Im September 2017 wurde «Rund um Keramik» schliesslich zum ersten Mal durchgeführt. Im benachbarten Niederdorf wurde während vier Tagen Keramik in zwei Mietgalerien ausgestellt. Die Ausstellungen trafen auf positiven Anklang. Einige der Ladenbesitzerinnen boten uns dann an, bei einem nächsten Mal Keramik in ihren Läden auszustellen. Dieses Angebot nahmen wir gerne an. Seither konnten wir «Rund um Keramik» stetig ausbauen.

Was erwartet die Besucher der diesjährigen Ausgabe?
Dieses Jahr werden rund 20 Läden, Werkstätte und auch das Musée Visionnaire im Niederdorf Keramik aus Ateliers aus der ganzen Schweiz ausstellen. Der Laden Brunngass Keramik wird ausserdem in ein Keramik-Café und Besucherzentrum verwandelt, wo sich die Besucherinnen und Besucher über das Programm informieren und Kaffee aus handgemachten Tassen trinken können. Gefällt einem die Tasse, kann man diese auch gleich dort kaufen. 

Zudem wird es bei der diesjährigen Ausgabe zum ersten Mal ein Rahmenprogramm geben, um den Austausch und die Wissensvermittlung zum Thema Keramik stärker ins Zentrum zu rücken. Wir werden exklusive Führungen im Museum Rietberg und im Völkerkundemuseum Zürich anbieten. Zudem wird es Vorträge und eine Lesung in der Wasserkirche geben, wo vom 16. - 23. September auch eine Performance von der Keramikkünstlerin Charlotte Nordin stattfinden wird.

Eure persönlichen Highlights an der diesjährigen «Rund um Keramik»?
Sibylle:
Als Prüfungsexpertin freue ich mich insbesondere auf die Ausstellung der besten Abschlussarbeiten der drei Schulen Bern, Vevey und Genf in der Galerie S. Brunner.
Stefan: Mein Highlight ist das Rahmenprogramm, das wir dieses Jahr das erste Mal durchführen. Die  Veranstaltung «Rund um Keramik» wird so noch vielfältiger.

Was erhofft ihr euch für die Zukunft der Branche?
Wir wünschen uns, dass der Trend, nachhaltig und lokal produzierte Waren zu kaufen, anhält und wir davon profitieren können. Dazu wäre wichtig, dass wir Keramiker und Keramikerinnen offensiver auftreten. Es gibt viele, die sehr gut arbeiten, aber einfach zu wenig präsent sind.

 

Das ausführliche Programm finden Sie unter: www.rundumkeramik.ch