Ästhetik in allen Facetten

Zürich: medizinischer Campus Rivr

Der Empfangsbereich gleicht einer gemütlichen Lounge, durch die Fensterwand sieht man direkt ins Gemeinschaftsbüro der Ärzte.

Was hat eine Arztpraxis mit Design zu tun? Eigentlich nichts. Denn kaum jemand hinterfragt das gängige Inneneinrichtungskonzept – weder Ärzte noch Interiordesigner. Nicht so die Zürcher Ärztin Inja Allemann. Jahrelang fand ihr Arbeitsalltag in sterilen Krankenhäusern statt. Als sie sich mit Pascal Ducommun und Dorrit Winterholer entschied, die Gemeinschaftspraxis «Rivr» für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie, Dermatologie und Lasermedizin in Zürich West zu eröffnen, war ihr klar, eine sterile Arztpraxis kommt nicht in Frage. Für die Konzeption der gesamten Inneneinrichtung holte sie die beiden Designer Thilo Alex Brunner und Jörg Mettler von Brunner Mettler ins Boot. Die Designer sind bekannt für Produktedesigns für Sigg, Victorinox oder die Laufschuhe On. Aber auch Ladenkonzepte gehören zu ihrem Portfolio. Mit dem Inneneinrichtungsprojekt der Arztpraxis wagten sich die beiden Designer allerdings auf Neuland. Vielleicht gerade deshalb entpuppte sich das Duo als idealer Partner für die Umsetzung: «Wir wollten eine Arztpraxis, die sich nicht als solche anfühlt, sondern ein Ort, wo sich Patienten wohlfühlen und entspannen können», erklärt Inja Allemann.

Der Empfangstresen besteht aus dem Naturstein «Bermuda Blue» aus Brasilien, der auf Wunsch auf der Frontseite gerillt ist. 

Der elegante Wartebereich gleicht einer modernen Bibliothek. 

Die Behandlungs- und Besprechungszimmer wurden nach innen in den Raum versetzt und mit verspiegelten Fenstern versehen. 

Das Glas hat einen sogenannten dichroitischen Effekt und besitzt eine metallische Beschichtung die als Farbfilter funktioniert, dadurch entstehen die irisierenden Farben.

Rechts neben dem Empfangstresen befindet sich der Wartebereich, während man links zu den Besprechungs- und Behandlungsräumen gelangt. Der Wartebereich ähnelt einer coolen Lounge, wo man durch auserlesene Designbücher blättern und durch erlesene Pflegeprodukte schmökern kann, während man auf den Sofas gemütlich einen Kaffee oder Tee geniesst. Das Konzept von Brunner Mettler wirft den traditionellen Praxisgedanken komplett über den Haufen. Jedes Detail wurde auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. «Uns als Designer machte die Gestaltung der Verbindungselemente zwischen Funktionalität und Wohnlichkeit am meisten Freude», so Thilo Alex Brunner.

Die Herausforderung lag darin, den Twist zu finden, um das Interieur einerseits nicht überdekoriert und andererseits nicht kalt wirken zu lassen.

Das Ergebnis zeigt sich in vorgesetzten dunklen Fensterrahmen bei den Behandlungsräumen oder bei Designelementen, die sich durch das gesamte Interieur ziehen – wie etwa die gerafften Ablageflächen im Eingangsbereich, die sich in den Besprechungszimmern oder der gerafften Front des Tresens wiederfinden. Entgegen üblicher Standards gibt es keine isolierten Arztbüros, sondern eine gemeinsame Insel mit Arbeitsplätzen, die für Patienten durch eine transparente Scheibe von der Empfangslounge einsichtig ist. Weiter wurden die Möbel persönlich auserlesen und mit eigenen Designobjekten von Brunner Mettler kombiniert. Der Empfangstresen, die Produkteausstellflächen, die Ablageflächen an den Zimmerwänden sowie alle Einbauschränke wurden von den Designern eigens für die Praxis entworfen. Fotografien von Schweizer Fotografen komplementieren die Inneneinrichtung. 

Der Operationssaal erinnert durch das Farbkonzept an einen Pool, die Geräte wurden möglichst schlicht gehalten.

Der Gang zu den Besprechungs- und Behandlungszimmern wirkt dank der Fensterfront und den eingesetzten Holzelementen offen und freundlich. Durch die verspiegelten Fenster zum Gang hin können die Patienten unbeobachtet das Panorama auf den Hönggerberg geniessen. Die Tische sind rund, sodass nicht das übliche Gefühl eines Patientengesprächs aufkommt. Auch den Operationssaal haben die Designer komplett neu interpretiert. Durch die Farbgebung erinnert der OPS mehr an einen leeren Pool und schafft eine freundliche Atmosphäre. Highlight ist auch hier die Aussicht, obwohl Patienten kaum in den Genuss davon kommen. Analog dazu verhält es sich mit den Patientenzimmern. Wenn man nicht wüsste, dass man sich in einer Arztpraxis befindet, könnte man sich auch in einem modernen Hotelzimmer wähnen – lediglich das Krankenbett erinnert daran.

Der Pausenraum zeigt sich in einem modernen und gemütlichen Ambiente, wo sich das Personal auch mal zurückziehen kann.

Der Empfangsbereich zum OP-Trakt.

Die Ärzte haben keine privaten Bürozimmer, sondern teilen sich einen Arbeitsraum.

Die Behandlungs- und Besprechungszimmer sind alles andere als steril, durch gezielte Farbgestaltung wurde ein warmes Ambiente geschaffen.

Das Aufwachzimmer gleicht einem modernen Hotelzimmer.

Team Rivr: Dr. med. Inja Allemann, Dr. med. Dorrit Winterholder und Dr. med. Pascal Ducommun.