In den meisten Fällen ist die Rollenverteilung von Interieur und Architektur klar: Die Architektur bietet den gebauten Rahmen, das Interieur den füllenden Inhalt dazu. Das Schwedische Note Design Studio hat nun mit dem Italienischen Möbelhersteller Zilio Aldo zusammengespannt und mischt die Karten mit der Linie «Arkad» neu.
Die Sitzgelegenheiten sind inspiriert von der Ästhetik von Arkaden, einem architektonisch häufig aufgegriffenen Gestaltungsmerkmal. Das Studio hat im Designprozess Formen aus der Architektur auf Möbelgrösse herunterskaliert und untersucht, welchen Einfluss das auf das Objekt hat. Gleichzeitig haben sie beobachtet, wie die Mini-Architektur im Raum wirkt.
«Arkad» ist ein Blickfänger – die eng aneinander gedrängten Bögen des Hockers haben automatisch etwas graphisches, das ihrem architektonischen Ursprung geschuldet ist. Dabei handelt es sich genau genommen gar nicht um das tatsächliche Element der Arkade, sondern dem Freiraum darunter, den das Design von «Arkad» als Negativ aufgreift.
Eine Umkehrung also, die wir als Betrachter aber sofort verstehen, da sich die Form bereits in unser visuelles Verständnis eingebrannt hat. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Arkaden in der modernen Architektur kaum noch verwendet werden. Ihre Glanzzeiten im 18. und 19. Jahrhundert sind längst vorüber. Damals florierten die grossen, herrschaftlichen Einkaufspassagen in Europa, in denen die immer kunstvolleren Bögenstrukturen dem Bürgertum einen geschützten Raum boten, um das Einkaufen zu einem sozialen Ereignis zu machen. Die Galleria Vittorio Emanuele II in Milano ist ein Paradebeispiel.
Die meisten Arkaden-Elemente, die wir heute noch kennen und durch die wir uns bewegen, sind alte Strukturen. Häufig Prachtbauten, öffentliche Gebäude oder ehrfurchtgebietende Bauwerke wie das römische Kolosseum. Trotzdem ist es auch heute noch faszinierend, durch Arkaden zu wandeln (nicht zu gehen) – und diesen Raum zu spüren, der eine Kombination von Draussen und Drinnen ist, und den sie aus dem Nichts kreieren und der Schutz und Exponiertsein auf seltsame Weise zusammenbringt.
Wir kennen es von der Architektur, dass zwei seitlichen Begrenzungen, in diesem Fall Säulen, meistens auf eine obere Grenze treffen, die in rechtem Winkel zu ihnen steht. Der Archetyp von Raum funktioniert so. Doch was eine Arkade nun tut, ist ein einziges «denkste!». Sie erweitert die obere Grenze um einen Bogen in unterschiedlich überraschendem Winkel. Man weiss, dass es statisch möglich ist – sogar stabiler als die rechtwinklige Version wäre – aber staunt trotzdem heimlich darüber. Schön, dass «Arkad» diesem Gefühl Tribut zollt.