Bauen für ein Mehr an Freiraum

Baden: Wakkerpreis 2020

Blick auf die Stadt Baden, die zwischen der Limmatklus und dem Jurasüdausläufer liegt.

Die Stadt Baden liegt eingebettet zwischen der Limmatklus und dem Jurasüdausläufer.

Kaum zu glauben, dass es schon wieder ein Jahr her ist, dass ich von der Verleihung des Wakkerpreises berichtet habe. 2019 wurde Langenthal geehrt. In diesem Jahr ist es Baden im Aargau. Der Wakkerpreis wird jährlich vom Schweizer Heimatschutz an eine politische Gemeinde vergeben. Dotiert mit einem Preisgeld von 20.000 Franken, liegt der eigentliche Wert der Auszeichnung jedoch vielmehr in der öffentlichen Anerkennung vorbildlicher Leistungen. Und was ist die besondere Leistung von Baden? «Die verkehrsgeplagte Zentrumsstadt hat mit klugen Investitionen in öffentliche Freiräume Lebensqualität zurückgewonnen», so heisst es in der Mitteilung des Schweizer Heimatschutzes. Denn die zunehmende Verdichtung steht vielerorts konträr zu städtischen Freiräumen, ein – durchaus wichtiger – Verkehrsknotenpunkt verträgt sich nicht unbedingt mit unserer Vorstellung von Lebensqualität. Somit sehen sich Städte heute mehr denn je vor grosse Herausforderungen gestellt. Baden, das mit dem Schulhausplatz am Rande der Altstadt über eine der dichtest befahrenen Kreuzungen in der Schweiz verfügt, hat dem steigenden Autoverkehr die Stirn geboten und ein starkes Bewusstsein für den Wert seiner öffentlichen Freiräume entwickelt. Plätze und Strassenräume wurden über viele Jahre hinweg aufgewertet, der innere Stadtkern wurde vom Autoverkehr befreit, historische Garten- und Parkanlagen werden sorgsam gepflegt und in Entwicklungsgebieten neue öffentliche Freiräume angelegt. Baden und seine Bewohner*innen haben sich ihren Raum zurückerobert und dürfen mit Recht stolz sein auf ihre Stadt und ihre Leistung.

Die offizielle Preisverleihung findet übrigens am 27. Juni 2020 im Rahmen einer öffentlichen Feier in Baden statt.

Der Theaterplatz gehört wieder den Menschen, die von hier aus die Aussicht über die Limmat geniessen. Die Autos, die früher hier parkierten, wurden in den Untergrund verbannt. Der Platz befindet sich heute auf dem Dach eines neuen unterirdischen Parkhauses.

Der «Alte Stadtfriedhof» von Baden ist als Gartenanlage geschützt und kann seit 2012 dank feinfühliger Interventionen als Erholungsort und Quartierspielplatz genutzt werden. Die neue Funktion verdankt der «Alte Stadtfriedhof» auch der Tatsache, dass er nicht mehr wie bei seiner Erstellung 1821 weit abseits der Innenstadt liegt, sondern aufgrund der wachsenden Bevölkerungszahl mitten in Wohn- und Arbeitsgebieten.

Wo einst eine Unterführung, die treffenderweise «Blinddarm» genannt wurde, das Bahnhofsquartier mit der Altstadt verband, befindet sich heute ein lebendiger Platz.

50.000 Fahrzeuge überqueren täglich die Kreuzung am Schulhausplatz. Dank einer umfassenden neuen Gestaltung verbindet nun eine grosszügige unterirdische Passage die Vorstadt mit der Innenstadt.

Zur Blütezeit des Kurbetriebs am Ende des 19. Jahrhunderts entstand zwischen Bahnhof und Bäderquartier dieser grosszügige Kurpark, der heute der ganzen Bevölkerung als wertvoller Erholungsraum dient. Ein Parkpflegewerk regelt den angemessenen und denkmalpflegerisch korrekten Unterhalt der Anlage.

Autos, Busse, Fussgänger – die Weite Gasse von Baden war ein stark frequentierter Durchgang durch die Altstadt. Dank der Neugestaltung inklusive der Befreiung vom Auto- und Busverkehr gibt es hier heute ausreichend Raum, um zu flanieren, Kaffee zu trinken und einzukaufen.

Der 2003 eröffnete Trafoplatz ist Treffpunkt und offener Veranstaltungsraum auf dem Areal der einstigen BBC. Im Zuge der weiteren Entwicklungen im Gebiet wird der Trafoplatz in den kommenden Jahren um den benachbarten Brown-Boveri-Platz ergänzt.

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