Wieso sehen wir uns immer mehr nach diesen idyllischen Oasen mitten im Nirgendwo? Absolute Isolation. Aber nicht nach der herzigen Pension am Brienzersee, dem alten Rustico im Tessin oder der einsamen Alphütte in den Bergen – nein, es muss ein modernes Luxus-Hide-Away sein. Schliesslich will niemand morgens auf fliessend warmes Wasser (oder andere Annehmlichkeiten) verzichten müssen.
Sind wir so verwöhnt und gleichzeitig so sehr in unserem Alltagsstress aus Terminen und ausuferndem Ambitionismus gefangen, dass wir schlichtweg verlernt haben, innezuhalten und runterzufahren? Und das nicht abgeschieden von der Zivilisation im Nirgendwo, sondern hier mitten im Alltag bei einem Spaziergang in der Natur, einem Sprung in den See oder meinetwegen einem Glas Wein in der Sonne. Ist unser Leben so sehr aus der Balance gekommen, dass wir uns nur noch in den Extremen lebendig fühlen?
Ich nenne sie die Generation Eskapismus (ich nehme mich hier übrigens nicht aus). Wir haben für die Tourismusbranche eine komplett neue Nische erschaffen. Mit den sogenannten «Luxus Hide-Aways» bekommen wir einen vermeintlich stillen Ort des Glücks, wo wir uns dem Alltag entziehen können, ohne dass wir auf Luxus und anderen Schnickschnack verzichten müssen. Absurd oder genial? Ich schwanke dazwischen.
Die Macher hinter DistricHive haben ein Capsule Hotel entwickelt, das sich genau dem Trend anpasst. Natürlich alles unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit. Das luxuriöse Modul-Hotel ist zu 100% autark und autonom und bietet Platz für bis zu vier Personen. Das faszinierende daran: Es wird durch künstliche Intelligenz gesteuert und wird vollständig über eine App verwaltet. Natürlich kann es ganz unkompliziert über die Webseite, Booking oder Airbnb gebucht werden.
Das Modul kann überall aufgestellt werden – auch im Gebirge, wo man nicht bauen kann, da es lediglich auf sechs Füssen steht, quasi wie ein Spaceship. Das sogenannte Öko-Hotel kann einen geringen CO2-Fusabruck gewährleisten, da es in der Lage ist, Wasser aus der Luft zu gewinnen und Strom aus Solarenergie zu erzeugen. Der Energiespeicher kann das Haus für vier Tage lang ohne Sonne versorgen. Zudem hat es eine eigene Abwasserreinigung, indem es Abfälle in Asche umwandelt. Das genutzte Wasser wird durch zwei Filterprozesse geleitet, so dass es als Bewässerungswasser dienen kann.
Die 35 Quadratmeter grosse Einheit verfügt über ein Schlafzimmer, ein Badezimmer sowie eine offene Küche mit Wohnzimmer. Zudem bietet sie dank multifunktionalen Möbeln viel Stauraum. Das Highlight ist sicherlich die Terrasse – perfekt um nachts bei einem Glas Wein in die Sterne zu schauen. Das erste Modul steht in Granada, Spanien, weitere sollen künftig auf der ganzen Welt folgen.
DistrictHive wurde von der portugiesischen Firma Districthive LDA und einem internationalen Team von Architekt*innen, Innenarchitekt*innen und Ingenieur*innen entwickelt. Die Macher hinter dem innovativen Modul wollen Tourismus auf nachhaltige, ökologische und verantwortungsvolle Weise neu denken. Das Öko-Hotel schliesst die Natur ein, ohne Spuren zu hinterlassen. Die Umweltauswirkungen auf das Gebiet sollen gleich null sein, da keine lokalen Ressourcen verbraucht werden. Und nach dem Abbau würde der Ort in demselben Zustand zurückbleiben, in dem er sich zuvor befand.
Was denken Sie, absurd oder genial?