Bereits der Aufstieg zur umgebauten Alphütte ist traumhaft und hilft, den stressigen Alltag hinter sich zu lassen und mal einen Gang runterzuschalten. Am besten lässt man das Auto unten bei der Jugendherberge in Valbella stehen (die Alphütte hat da einen eigenen Parkplatz) und läuft die restlichen Meter, circa eine Viertelstunde, zu Fuss. Die Hütte, die im Wesentlichen aus einer mächtigen Scheune besteht, ist bereits von weitem sichtbar. In geschlossenem Zustand verrät aber nichts den letztes Jahr abgeschlossenen Umbau. Erst wenn jemand bereits oben ist, und den einen Teil der Fassade nach Süden geöffnet hat, erahnt der Neuankömmling, dass es sich hier nicht nur um die Sanierung des bereits bestehenden Wohnhauses handeln muss, sondern der Eingriff ein bisschen tiefer greift.
Aber wie kam die Familie Parpan überhaupt zu diesem Traumobjekt ausserhalb der Bauzone? «Ich joggte immer wieder an dieser Alphütte vorbei und war fasziniert von der Lage mit Blick über das Plateau der Lenzerheide bis weit ins Oberhalbstein hinein», erzählt Christian Parpan. «Wir wussten, dass das Gebäude früher dem Hotel Schweizerhof auf der Lenzerheide gehört und dieses auch von Gästen für Ausflüge genutzt wurde. Später übernahm der Kanton die Liegenschaft. Der Stall wurde jedoch in den letzten Jahren nur sporadisch von der kantonalen Landwirtschaftsschule Plantahof genutzt.» Die Immobilie musste dringend renoviert werden und so überliessen die Verantwortlichen des Kantons die Alphütte der Familie Parpan im Baurecht.
«Wir haben bereits unten im Dorf ein Einfamilienhaus für uns gebaut, dieses Objekt hier oben hat aber einen ganz anderen Stellenwert. Es ist unser Rückzugsort, und da es sowohl im Winter (per Schneetöff oder mit den Ski direkt von der Piste) als auch im Sommer gut erreichbar ist, sind wir so oft hier oben, wie es nur geht», meint Nicole Parpan. «Es ist unsere Alphütte, und wir haben auch viel Arbeit und Herzblut da reingesteckt.» Tatsächlich ist der Umbau zu einem Familienprojekt geworden, das im Moment auch noch nicht abgeschlossen ist, sondern wohl noch einige Jahre weitergehen wird. Und es helfen alle mit: von den zwei Jungs über Vater und Mutter bis zum Grossvater sowie sonstige Freunde und Bekannte.
Zu diesen gehört auch der Architekt Christoph Cavigelli. Er ist selbst in der Gegend verankert und hat für die Familie Parpan sowohl ihr Einfamilienhaus im Dorf wie auch einige andere Immobilien realisieren dürfen. «Wir wissen genau, wie wir ticken und haben auch das nötige Vertrauen zueinander», meint der Architekt. So war es auch möglich, den Entwurf grösstensteils zum Selbstbau der Bauherrschaft zu überlassen. «Als Erstes mussten wir mal gehörig ausräumen», erzählt die Bauherrin und der Bauherr, der selbst ein Transportunternehmen auf der Lenzerheide führt, und fügt hinzu: «Nebst dem Rückbau war auch eine frostbeständige Fundierung sowie die Sicherung der bestehenden Holzkonstruktion ein wichtiges Thema des Umbaus.» Zum Glück konnte man hier auch auf ein weiteres Mitglied der Familie zählen, denn der Vater des Architekten führte ein entsprechendes Bauingenieurbüro in Domat/Ems.