Mergoscia, im malerischen Verzascatal gelegen, ist ein beliebtes Ferien- und Ausflugsziel. An einen sonnigen Südhang gebaut und mit Ausblick auf den Lago Maggiore, ist das Dorf ein attraktiver Ausgangspunkt für vielfältige Wanderungen. Trotz einer regen Bautätigkeit hat es sich den Charakter eines typischen Tessiner Bergdorfes bewahren können. Zurzeit bestehen Pläne, die verfallenen Gebäude wie Mühle, Backhaus und Trotte sowie die ursprünglichen Terrassierungen mit den Trockenmauern wieder instand zu stellen. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern der Gegend ist Mergoscia ein lebendiger Ort mit einer funktionierenden Infrastruktur geblieben.
Das Ferienhaus in Mergoscia ist eine ganz persönliche Geschichte für Susanne Fritz, verbunden mit vielen Kindheitserinnerungen und Ferienaufenthalten. Als eines von vier gleichen Häusern in den 1980er-Jahren von einem der ersten Generalunternehmer im Tessin gebaut – die übrigens alle an deutsche Ehepaare verkauft wurden –, haben ihre Grosseltern sich mit dem Kauf einen Traum erfüllt. Denn seit ihren Jahren im Mädchenpensionat und den Reisen mit den Eltern war die Schweiz für ihre Omi ein Sehnsuchtsort. Als Architekt mit Liebe zum Handwerk und einem Hang zum Rustikalen hat der Grossvater das Haus im Laufe der Jahre immer wieder umgestaltet, mit vielen kleinen Einbauten und einem Pizza-Ofen im Grotto, das eigens zu diesem Zweck aus dem Fels gehauen wurde – und das, wie damals üblich, nur über eine Aussentreppe erreichbar war. Die Omi hingegen las mit Hingabe die «Elle Deco» und hat in die rustikalen Innenräume mit Vorhängen aus Seidenbrokat und den entsprechenden Accessoires ihren ganz eigenen Stil eingebracht. Auch die vielen kleinen Nischen spiegelten die Interessen der beiden so verschiedenen Bewohner wider, die Grossmutter stellte Madonnen- und Engelsfiguren darin auf und in denjenigen des Grossvaters waren Wein- und Schnapsflaschen untergebracht, weshalb diese Nischen auch mit Türen versehen waren.
Als Susie und ihr Mann Niels Becker 2017 das Haus übernommen haben, war die Wohnqualität des traditionell introvertierten Gebäudes durch die vielen Eingriffe und Einbauten zusätzlich stark eingeschränkt. Dazu kam, dass die damals dem Dorfbild angepasste Bauweise nur über kleine Fensteröffnungen verfügte, was die grosse Qualität der Lage – die Aussicht über den See – nur beschränkt zuliess. Das ursprüngliche Projekt, das einen minimalen Umbau und eine sanfte Sanierung vorsah, wurde ein Jahr nach der Baueingabe noch einmal überarbeitet, da diese in den Schubladen des Bauamtes vergessen ging. Dieses Jahr erwies sich für die Planung als positive Verzögerung. Anstelle einer zurückhaltenden Renovation strebten die Architekten nun einen umfassenden Umbau der Innenräume und eine Vergrösserung sämtlicher Fassadenöffnungen an.
In der Süd- und Ost-Fassade sind grosse, neue Fenster eingebaut worden. Diese bieten den gewünschten Ausblick und lassen gleichzeitig die ehemals dunklen Innenräume grosszügiger erscheinen. Als Teil der baulichen Veränderungen wurde das ehemalige Lager im Untergeschoss durch eine interne, neue Treppe mit dem Wohnraum verbunden. So ist ein zusätzliches Speisezimmer mit direktem Zugang zum Garten entstanden, das Platz für eine grössere Gesellschaft bietet und wofür auch der bestehende Pizza-Holzofen perfekt genutzt werden kann. Zusätzlich haben die Architekten das Dachgeschoss zu einem Rückzugsort ausgebaut, dadurch gibt es jetzt dort auch genügend Platz für ein Gästezimmer. Früher nur über eine Luke mit Auszugsleiter erreichbar, führt nun eine spezielle Raumspartreppe in den neuen, hellen Dachbereich. Sämtliche Nassräume wurden umgebaut und an die heutigen Anforderungen angepasst.