
In schwarzem Gewand hebt sich das neue Zuhause von Alison und Bruce Damonte markant, aber dennoch vertraut von der malerischen Reihe benachbarter Häuser ab.
Auf den ersten Blick wirkt das Haus mit seiner schwarz gebeizten Zedernholzfassade wie eine minimalistische Skulptur – ruhig, zurückhaltend, fast geheimnisvoll. Doch hinter der dunklen Hülle entfaltet sich ein farbintensives, materialreiches Universum – ein Spiegelbild seiner Bewohner, der Innenarchitektin Alison Damonte und dem Architekturfotografen Bruce Damonte.
2010 kaufte das Paar ein über hundert Jahre altes Holzhaus im hügeligen Viertel Bernal Heights in San Francisco. Gemeinsam mit dem befreundeten Architekten Casper Mork-Ulnes, Gründer des Büros Mork-Ulnes Architects, begannen sie mit den Umbauplänen. Doch dann kam alles anders. Ein verheerender Brand in der Nacht vor Weihnachten 2017 zerstörte das Haus fast vollständig. Was als sensible Modernisierung begann, wurde so zum radikalen Neubeginn. Die Zielsetzung blieb jedoch bestehen: ein dreigeschossiges Haus mit drei Schlafzimmern und dreieinhalb Bädern zu realisieren – als privater Rückzugsort, als Raum für ihre Kunst- und Möbelsammlung und als Experimentierfeld für ihre berufliche Arbeit. Das Ergebnis: das «Silver Lining House» – durchdacht bis ins Detail, persönlich und kreativ.
Kunterbunter Mix
Wer das Haus durchschreitet, begibt sich auf eine Reise durch die Designgeschichte – und durch die persönliche Sammlung der Bewohner. Ikonen des Möbeldesigns stehen neben Fundstücken und Unikaten. Im obersten Stock setzt ein Tisch aus recyceltem PET von Dirk Vanderkooij einen farbenfrohen Akzent. Seine Oberfläche bildet einen poetischen Kontrast zu den Chromgestellen der «Delta»-Stühle von Rudi Verelst. In der angrenzenden Küche treffen massgefertigte Schränke mit integrierten Griffen auf eine imposante Insel aus Quarzit. Darüber schwebt wie ein Kunstwerk die pinkfarbene «Disky 7»-Leuchte von Johanna Grawunder. Die «Visu»-Barhocker von Muuto bringen nordische Ruhe in die expressive Szenerie.
Wer das Haus durchschreitet, begibt sich auf eine Reise durch die Designgeschichte – und durch die persönliche Sammlung der Bewohner.
Auch die Wohnräume erzählen von der sorgfältigen Auswahl. Viele Stücke hat Alison Damonte auf Reisen entdeckt oder sie stammen aus besonderen Kontexten. Die Samtsofas «Camaleonda» von Mario Bellini im Leseraum standen einst in einem legendären Gästehaus im Castro-Viertel. Die «Naeko»-Sessel von Kazuhide Takahama – bezogen mit leuchtend gelbem Mohair – bringen italienische Eleganz in den Wohnraum.
Im Rhythmus der Räume
Alison Damontes Handschrift ist expressiv – und zugleich präzise inszeniert. Ihre Räume erzählen in Materialien, Farben und Oberflächen von Kunst, Design und Erinnerungen. Ein wiederkehrendes Element sind die gerillten Tambour-Paneele, die als Wandverkleidung die Gestaltung der Fassade im Innenraum fortführen. Spiegel und Chromflächen bringen Licht ins Spiel, vervielfachen Perspektiven und geben dem Interieur eine schwebende Leichtigkeit. In der «Ladies Lounge» reflektiert eine Discokugel das Tageslicht und sorgt für einen spiegelnden Effekt. Ein organisch geformter Tisch von Alma Allen ergänzt die Szene mit skulpturaler Präsenz, während ein USM-Haller-Sideboard zwischen Klassik und Popästhetik vermittelt.
Spiegel und Chrom bringen Licht ins Spiel, vervielfachen Perspektiven und geben dem Interieur eine schwebende Leichtigkeit.

Der zentrale Treppenschacht wird zum Lichttrichter, der das Sonnenlicht vom Dachfenster bis ins Erdgeschoss streut. Garderobenständer: «Modell AT 16» von Osvaldo Borsani.
Ein nachhaltiger Neubeginn
Trotz der inszenierten Opulenz bleibt das Haus von Alison und Bruce Damonte auch ein Projekt mit ökologischer Haltung. Über 65 Prozent der ursprünglichen Wandstruktur konnten erhalten werden, die zentrale Treppe dient der natürlichen Belüftung, Photovoltaik versorgt das Haus mit Energie. Der Brand wurde so – im besten Sinne – zur Zäsur: Er machte den Weg frei für ein Zuhause, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet. Oder, wie das Ehepaar Damonte sagt: wie Phoenix aus der Asche.