
«KBHØ1» ist ein Pilotprojekt von MAST für ein ganzes Archipel schwimmender Inseln im innerstädtischen Hafen von Kopenhagen.
«Wir haben beobachtet, dass sich die Häfen rasant verändern und sich nicht mehr auf Schiffe, Umschlag oder industrielle Aktivitäten konzentrieren – die ursprünglichen Gründe, warum Städte an diesen Orten entstanden sind. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, die Beziehung zwischen Stadt und Meer neu zu definieren.»
«Derzeitige Lösungen, darunter mit Styropor gefüllte Betonfundamente und Kunststoffpontons, sind unflexibel, schwer zu transportieren und in hohem Masse nicht nachhaltig», sagen Marshall Blecher und Magnus Maarbjerg. Mit ihrem Studio MAST haben die beiden wasseraffinen Tüftler ein neues System aus einfachen, flach verpackten Modulen entwickelt. Die Elemente bestehen aus recyceltem, verstärktem Kunststoff, sind leicht rund um den Globus zu transportieren und lassen sich zu unzähligen Konfigurationen zusammensetzen. «So können wir ein sicheres schwimmendes Fundament bilden.» Das System bietet eine nachhaltige und flexible Lösung für die Konstruktion von nahezu allem, was auf dem Wasser gebaut werden kann: Seien es schwimmende Häuser in Seattle, floatende Campingplätze auf dem Osloer Fjord oder Saunen am Flussufer von Hobart. Mit dem Prototyp eines schwimmenden Pavillons wollen Blecher und Maarbjerg noch einen Schritt weitergehen.
Das System «Land on Water» soll als wassergelagertes Fundament für schwimmende Infrastrukturen, öffentliche Räume oder Wohnungen dienen. Die beiden wissen, wovon sie sprechen – auch in praktischer Hinsicht: «Wir haben bereits mehrere Projekte umgesetzt, einige sogar mit eigener Hand, wie den Prototyp KBHØ1.» Zu «Land on Water» wurde MAST von Gabionenkonstruktionen inspiriert, einer uralten Technologie, bei der mit Schutt gefüllte Gitterkäfige verwendet werden, um stabile und kostengünstige Fundamente zu schaffen. «In diesem Fall haben wir das Konzept umgedreht, und die modularen Käfige mit lokal beschafftem, recyceltem Schwimmstoff gefüllt, der das Gewicht jeder darauf errichteten Struktur tragen kann.» Dadurch gestalten sich die Module auch anpassungsfähiger als bestehende Lösungen, da der Schwimmstoff jederzeit adaptiert werden kann, wenn oben Gewicht hinzugefügt oder verschoben wird.
Im Sinne der Umweltverträglichkeit kann bei «Land on Water» im Vergleich zu Stahl- und Betonfundamenten, die üblicherweise mit giftigen Antifouling-Anstrichen behandelt werden, auf derlei Massnahmen verzichtet werden. So bietet das System einen neuen Lebensraum für Fische und Krustentiere und einen Ankerpunkt für Mollusken wie Schnecken und Algen. Abgesehen davon, können sich Blecher und Maarbjerg vorstellen, dass ihr Projekt zu einer völlig neuen Art von dynamischen und organischen, netzunabhängigen schwimmenden Gemeinschaften führen und eine Alternative zu den grossen, geplanten schwimmenden Städten darstellen kann, die derzeit entwickelt werden: «So wie es aussieht, werden sich viele der Fehler wiederholen, die von Stadtplanern Mitte des 20. Jahrhunderts bereits begangen wurden – seien sie ökologische oder sozialer Art.»
MAST wollen den urbanen Raum auf dem Wasser neu denken. Aktuell beschäftigt sich das Duo mit dem Projekt Lynetteholmen, das auf eine dynamische und anpassungsfähige Stadtplanung abzielt, im Rahmen derer die CO2-Emissionen, Lärm und Umweltauswirkungen minimiert und gleichzeitig die Lebensqualität, der Gemeinschaftssinn und Freizeitmöglichkeiten direkt am Wasser gesteigert werden.

Mit der Vision eines schwimmenden Lynetteholmen präsentiert Studio MAST seine städtebauliche Idee der Landgewinnung.
MAST besteht aus dem australischen Architekten Marshall Blecher und dem dänischen Designer und Architekten Magnus Maarbjerg, der auf maritime Strukturen spezialisiert ist. Das Team ist in der skandinavischen Designtradition verwurzelt und widmet sich Projekten, die die Beziehung zwischen Stadt und Meer verbessern sollen. Von ihrem Studio und ihrer Werkstatt in den Bootswerften im Süden Kopenhagens aus arbeiten sie eng mit Bootsbauern und Schiffbauingenieuren zusammen, um Projekte umzusetzen und Prototypen zu testen.

Diese und viele weitere spannende Geschichten gibt es in Das Ideale Heim 05/2025 zu lesen.