Ein neuer Massstab für den denkmalgerechten Umbau

Foundation Award 2024

Der Foundation Award ist ein Förderpreis, der seit 2010 jährlich an vielversprechende, neu gegründete Architekturbüros in der Schweiz vergeben wird. Der Preis soll jungen Büros helfen, sich im hart umkämpften Architekturmarkt zu etablieren und ihre Ideen umzusetzen. Die Jury, bestehend aus erfahrenen Architekt:innen und Fachleuten, bewertet die eingereichten Projekte hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Relevanz, Nachhaltigkeit und handwerklichen Qualität.

Der diesjährige Preis in der Kategorie «Gebautes Projekt» ging an das Architekturbüro steigerspielmann gmbh für das herausragende Projekt «Umbau - Wohnhaus (1919), Arbeiterhäuser Tössfeld, Winterthur». Das Architekturduo steigerspielmann haben wir bereits in einem früheren Beitrag vorgestellt. Dieses Porträt findet ihr hier

Die Wohneinheiten der Häuserzeile an der Tössfeldstrasse sind durch eine unterschiedliche Farbgebung gekennzeichnet.

Die 1919 erbaute Arbeitersiedlung der Schweizerischen Lock- und Maschinengesellschaft liegt an der Tössfeldstrasse in Winterthur.

Sensibler Umgang mit historischem Erbe: Das Arbeiterhaus Tössfeld

Das prämierte Projekt von steigerspielmann in Winterthur zeigt eindrücklich, wie sensibel und respektvoll ein historisches Gebäude in die Gegenwart überführt werden kann, schreibt die Jury. Das ursprünglich 1919 erbaute Arbeiterhaus an der Tössfeldstrasse in Winterthur wurde mit grosser denkmalpflegerischer Sorgfalt saniert.

Im Laufe des letzten Jahrhunderts hatte das Haus durch zahlreiche Umbauten seine Authentizität verloren. steigerspielmann entfernten schadhafte Materialien, restaurierten Original-Bauteile und nahmen nur minimale räumliche Eingriffe vor, um die ursprüngliche Baustruktur zu erhalten. Was nicht mehr zu retten war, wurde sanft erneuert.

Erhaltung historischer Details

Ein bemerkenswertes Detail ist der Terrakottaboden in Küche und Flur, der nach dem Rückbau des Bodenbelags freigelegt wurde. Obwohl als Nutzschicht ungeeignet, haben die Architekt:innen ihn sorgfältig mit einer Trennschicht konserviert, bevor die neuen Terrazzoplatten verlegt wurden.

Diese Vorgehensweise überlässt die Entscheidung über den Erhalt des Originalbodens den zukünftigen Bewohner:innen. Die neue Küche, die sich an historischen Vorbildern inspirierte, und die Farbgestaltung des Treppenhauses, die sich an den ursprünglichen Farben aus der Erbauungszeit orientierte, zeugen von der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Gebäudes.

Vor der Verlegung der neuen Terrazzoplatten haben die Architekten den Terrakottaboden sorgfältig mit einer Trennschicht konserviert.

Neue Weisstannenriemen ergänzen die instandgesetzten Bodenbretter und ein Holzeinsatz aus verschiedenen Laubhölzern erinnert an das ehemalige Warmluftloch.

Der restaurierte Tragofen wurde an der Stelle der früheren Heizquelle aufgestellt.

Um die Grundrissstruktur zu erhalten, wurde die Nasszelle anstelle des geplanten Gästezimmers im ehemaligen Abstellraum realisiert. 

steigerspielmann hat mit diesem Projekt bewiesen, dass sie in der Lage sind, die vorhandenen Qualitäten und Potenziale eines historischen Gebäudes zu erkennen und atmosphärisch in die Gegenwart zu übertragen, heisst es bei der Nomination.

Ihre Eingriffe sind subtil, sensibel und präzise und geben dem Arbeiterhaus seinen ursprünglichen Charakter zurück. Die sorgfältige Restaurierung der Bauteile unterstreicht die hohe handwerkliche Qualität und das ausgeprägte Materialbewusstsein, die dieses Projekt auszeichnen.

Das Resultat ist ein bedeutender Beitrag zur Baukultur, der nicht nur als Vorbild für die gesamte Häuserzeile dient, sondern auch für einen Baustil, der viele Wohnquartiere auf ehemaligen Industriearealen in der Schweiz, prägt. steigerspielmann hat gezeigt, dass nachhaltige Architektur und ein respektvoller Umgang mit dem baulichen Erbe Hand in Hand gehen können. 

Baustelle

Ein Foto von der Baustelle, das die laufenden Bauarbeiten und den Fortschritt des Projekts dokumentiert.

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