
Bauherrin Camilla wünschte sich nach ihrer Rückkehr aus Mexiko eine farbenfrohe Wohnung.
Die Verbindung von Bauherrin Camilla zu dieser Wohnung in Rio de Janeiro geht bis vor ihre Geburt zurück: sie gehörte ihren Grosseltern und war bis anhin nie renoviert worden. Kürzlich war Camilla aus Mexiko zurückgekehrt und äusserte den Wunsch nach einem farbenfrohen, geräumigen, komfortablen Zuhause, in dem sie Gäste und Familie empfangen sowie Zeit mit ihren Hunden verbringen konnte.
«Ausgangspunkt für den Umbau war die Neuaufteilung der Räume entsprechend den Bedürfnissen und Routinen der Bauherrin. Beide Etagen waren in kleine Räume zerstückelt – eine Aufteilung, die nicht zum Alltag unserer Kundin passte», so Michelle Jagger und Natalia Schmidt vom Brasilianischen Architekturbüro MZNO Arquitetura, die sich dem Umbauprojekt annahmen. Im Erdgeschoss schufen sie deshalb eine offene Wohnküche und kombinierten zudem zwei Schlafzimmer zu einem grösseren Schlafraum. Die Treppe zum Obergeschoss wurde freigelegt, was für mehr Grosszügigkeit und Tageslicht sorgt. Im Obergeschoss entstand ein Gemeinschaftsraum, der fliessend in den Balkon übergeht und sich flexibel in ein Schlafzimmer umwandeln lässt. Hinzu kommen ein Badezimmer, ein Abstellraum sowie ein Waschraum.

Die Kleinteiligkeit im Erdgeschoss wurde zugunsten einer offenen Wohnküche sowie einem grosszügigen Schlafzimmer und Bad aufgehoben.

Der Grundriss des Obergeschosses zeigt die nahtlose Verbindung von Innen- und Aussenraum.
Bewusst haben die Architektinnen mexikanische Elemente in ihr Konzept integriert: «Wir haben uns am mexikanischen Architekten Luis Barragán orientiert, der einen sehr sensiblen Umgang mit Licht und Farbe pflegte. Die Räume sind grosszügig und harmonisch, rufen aber auch Überraschungsmomente und unterschiedliche Empfindungen hervor, wenn man durch die Wohnung geht. Als grafische Mittel haben wir Flächen, Farben und Lichter genutzt.» Dieser Einfluss zeigt sich zum Beispiel in der gelben Dachverkleidung, im Schachbrettmuster der Fensterrahmen im Obergeschoss, die ein sich ständig veränderndes Schattenmuster auf die Wände werfen, sowie auch in den markanten, abwechslungsreichen Bodenbelägen.
Aber auch brasilianische Einflüsse finden sich im Projekt wieder. So zum Beispiel in der Verwendung von Materialien wie «Cobogó» – diese perforierten Hohlblockziegel sind licht- und luftdurchlässig und seit der brasilianischen Moderne ein fester Bestandteil der dortigen Architektur. Auch der «Piso de Taco»-Bodenbelag ist ein typisches, brasilianisches Gestaltungselement. Er zeichnet sich durch kurze Holzstreifen aus, die in verschiedenen geometrischen Mustern verlegt werden können. Zudem zeugt die Raumaufteilung mit ihren grosszügigen Wohnräumen, die den Aussenbereich priorisieren, von der Wertschätzung der Brasilianer:innen für Geselligkeit und dem warmen, sonnigen Klima. Ausgeschmückt ist die Wohnung mit geerbten Möbeln und Volkskunstgegenständen.
Wo möglich haben die Architektinnen vorhandene Materialien erhalten – so zum Beispiel den ursprünglichen Holzboden oder die alten Türen der Wohnung. «Uns ist bewusst, dass auf Baustellen viel Abfall entsteht. Deshalb haben wir die Schönheit des Vorhandenen durch Restaurierungen hervorgehoben und für neue Elemente erschwingliche, äusserst langlebige Materialien gewählt, die sowohl funktional als auch ästhetisch sind.» Das Resultat ist ein Projekt, dass sich durch ruhige, harmonische Räume sowie auch lebendige Farbkontraste auszeichnet und ganz auf die Wünsche der Bauherrin zugeschnitten ist.