Wenn wir an Luzern denken, denken viele an die Postkartenmotive: Kapellbrücke, Bergpanorama, Vierwaldstättersee. Ein Ort, der sich beinahe von selbst fotografiert. Doch Städte verändern sich, sobald man innehält. Sobald man nicht mehr von Punkt zu Punkt rennt, sondern sich treiben lässt. Soft Maps ist eine neue Serie, in der wir Schweizer Städte durch die Augen von Menschen erkunden, die hier leben — Designer:innen, Künstler:innen, ruhige Beobachter:innen. Sie zeigen uns nicht das Offensichtliche, sondern Plätze, die selten auf einer Karte stehen und gerade deshalb bleiben.
In Luzern treffen wir Paulina Annen. Sie ist Inhaberin des Concept Stores the stories, führt das Keramikstudio moon + clay und hat ihr eigenes Schmuck- und Modelabel sun + her. Vor 16 Jahren ist sie aus Litauen nach Luzern gekommen und geblieben. Was Luzern für Paulina ausmacht, ist die Kompaktheit. Alles liegt in Velodistanz. Es gibt kein endloses Angebot — aber genug, um Raum zu lassen: zum Atmen, zum Schaffen, zum Nachdenken.
Während Tourist:innen sich zwischen Kapellbrücke, Löwendenkmal und Bootssteg bewegen, findet Paulina Inspiration im Kleinen: im Licht, das an Fassaden klebt, in der Stille eines Quartiers, das kaum jemand ansteuert, in der Art, wie der Herbst die Blätter färbt und der See sein Blau verändert. Luzern, sagt sie, müsse gar nicht mehr sein – nur ein paar schöne Cafés, wo man auch arbeiten kann, täten Luzern gut.

Paulina Annen ist Inhaberin des Concept Store the stories sowie dem Keramikstudio Moon and Clay in Luzern.
Was macht Luzern für dich zu einer lebenswerten Stadt?
Paulina Annen: Luzern ist klein – genau das macht es für mich so angenehm. Ich kann alles mit dem Velo erreichen und muss nie weit fahren. Hier liegt alles nah. Klar, das Angebot ist nicht so gross wie beispielsweise in Zürich, aber ich sehe viel Potenzial. Vor allem die junge Generation könnte noch mehr ausprobieren und experimentieren.
Was wünschst du dir mehr in Luzern?
PA: Ganz klar: Cafés. Das ehemalige Nordcafé habe ich geliebt – es war gemütlich, ein Ort zum Bleiben. Ich wünsche mir mehr Plätze, an welchen ich sitzen, arbeiten oder verweilen kann – mehr Räume, die offen, lebendig und inspirierend sind.
Wie verbringst du einen perfekten Sonntag in Luzern?
PA: Im Sommer bin ich gern am Ufer des Sees. Dort gehen wir hin zum Baden, Kaffee trinken, lesen, schreiben oder um miteinander zu plaudern. Am Sonntagmorgen bin ich oft in meinem Keramik-Studio, aber den Nachmittag koste ich gerne voll aus. Jetzt im Herbst gehe ich durchs Quartier spazieren, schaue Häuser und Gärten an und beobachte, wie sich das Licht in den Bäumen verändert. Das macht mir Freude.
Du bist in Litauen aufgewachsen. Was unterscheidet Litauen und die Schweiz?
PA: Den litauischen Sommer liebe ich. Man kann abends lange draussen in den Strassen in der Altstadt bleiben und Vilnius hat eine tolle Kulturszene. Den Winter hingegen bei minus 20 Grad kann ich mir kaum noch vorstellen. Als ich in Litauen lebte, war ich jung und war viel unterwegs auf Partys mit Freunden. Heute führe ich ein ganz anderes Leben. Ich bin seit 16 Jahren in der Schweiz und habe zuvor fast genauso lange in Litauen gelebt. Die prägendste Zeit war aber definitiv hier in Luzern. Meine Familie lebt heute noch immer in Vilnius. Dort braucht man immer ein Auto, Taxi oder Bus, alles liegt weit auseinander.
Was inspiriert dich in Luzern?
PA: Kein besonderer Ort, es ist eher die Stadt selbst, die Häuser, die Strassen, die Natur und die Berge. Alles ist so kompakt und schön – das inspiriert mich am meisten.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
PA: Minimalistisch, warm und balinesisch angehaucht. Zu Hause und im Studio dominieren weiche Farben wie beige und peach. Es sind Elemente, die mir täglich Wärme und Ruhe geben.
Wo trifft man dich in Luzern an?
PA: Meistens in meinem Shop the stories oder in meinem Keramikstudio – über die Jahre sind so auch viele Freundschaften entstanden.
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