Alles, nur kein Reihenhaus. Das stand fest, als Yasmin und Frank Mevissen sich auf die Suche nach einem Eigenheim machten. Dem Paar schwebte ein moderner Flachbau wie das Haus Esters und das Haus Lange, ein Doppelentwurf Mies van der Rohes aus dem Jahre 1927/28*, in Krefeld vor. Die beiden Vintagehändler*innen sahen vor ihrem geistigen Auge die klaren Linien und lichtdurchfluteten Räume des Bauhauses und trafen zwischen Düsseldorf und Krefeld im Rahmen ihres Budgets doch immer nur auf kleinbürgerliche Wohnkultur. Und schliesslich, nach vier Jahren vergeblicher Bemühungen, gaben sie ausgerechnet einem Reihenhaus aus den 1950er-Jahren eine Chance und vereinbarten einen Besichtigungstermin. «Wir sind reingekommen, haben rausgeschaut und waren begeistert», erinnert sich Yasmin.
Weder Baujahr noch -typus entsprachen zwar ihren Vorstellungen – dennoch hatte das Haus alles, was sich das Paar wünschte: grosse Fenster, eine kluge Raumaufteilung ohne unnütze Ecken und Winkel sowie
einen wunderschönen Blick in den eigenen Garten. Denn an die Reihenhaussiedlung schliesst sich eine niederrheinische, flache Ackerlandschaft an. Der alte Baum- und Pflanzenbestand schützt vor Blicken der Nachbarn. Ein Glückstreffer, wie die beiden finden. Nach dem Kauf wurde renoviert. Die Fenster mit Metallrahmen wurden gegen neue aus Holz getauscht, alte Bodenbeläge herausgerissen und Buchen-Stäbchenparkett verlegt, Holzverkleidungen abgerissen, Deckendämmung, Dampfsperren angebracht und schliesslich die Wände umweltfreundlich mit Lehm gestrichen.
Als die architektonische Hülle nach nur sechs Monaten beinahe bezugsfertig war, folgte die Kür. Yasmin und Frank machten sich an die Innenraumgestaltung. Ein unscheinbarer, in die Jahre gekommener Windfang an der Eingangstür bestimmte die Farbgebung der Räume. Nuancen von zarten blauen, rosa und grünen Pastelltönen betören nun die Wände des Nachkriegsbaus. Und das sieht keinesfalls altbacken, sondern luftig leicht, zeitlos aus. Die zarten Töne gehen ein besonders raffiniertes Verhältnis mit dem natürlichen Licht ein.
Mich erstaunt es immer wieder, wie Farben Räume verändern.
Für Aufregung sorgen Akzente in Neonfarben. Vor diesem lichten Hintergrund bespielen immer neue Möbel aus dem eigenen Fundus die Räumlichkeiten. Bis vor zwei Jahren führten die Mevissens einen 180 Quadratmeter grossen Laden für Vintage-Design in der Krefelder Innenstadt. Heute liegt ihr Kerngeschäft im weltweiten Onlinehandel auf diversen Interiorplattformen. Gemeinsam finden sie auf Märkten und zunehmend auch im Netz Klassiker und Kuriositäten.
Den gesamten Artikel lesen Sie im Magazin Das Ideale Heim in der Juni-Ausgabe 2022.