Architektur und Innenarchitektur sind eigentlich zwei verschiedene Disziplinen, auch wenn Architekt*innen zuweilen glauben, beides gleich gut zu beherrschen. Der Unterschied beginnt bereits im Studium. Während Architekt*innen nebst Baugestaltung und Grundrissstudium auch in Statik, Technik und Städtebau unterrichtet werden, bekommen sie in ihrer Ausbildung kaum etwas über Licht, Akustik, Farbe und Textilien mit. Innenarchitekt*innen hingegen werden über drei bis vier Jahre auf das Zusammenspiel zwischen Struktur, Oberflächen, Farben und Licht geschult.
Der Architekt des hier vorgestellten Projekts im Zürcher Unterland hat dies vollumfänglich verstanden. Beweis dafür ist, dass er als Architekt, Bauherr und Bewohner in Personalunion für die Gestaltung des Innenraums die Hilfe von Doris Ambühl annahm, die mit ihrem Unternehmen Roomdresser, das sie zusammen mit Martin Piffer 2008 gegründet hat, bereits mehrfach zeigen konnte, dass eine minutiöse Innenraumplanung und das Aufeinanderabstimmen von Oberflächen, Materialien, Licht, Farbe, Akustik und Einrichtung einen absoluten Mehrwert für den Wohnkomfort eines Objekts bedeutet. «Wir haben für die Bauherrschaft bereits ein Objekt in den Bündner Bergen realisieren dürfen», erzählt Doris Ambühl. «Sie kannte also unsere Vorgehensweise und unseren personalisierten Einrichtungsstil. Und sie wusste auch, dass ein frühzeitiges Einbinden der Innenarchitektur in den Bauprozess gewinnbringend für alle Parteien ist.»
Der frühzeitige Einbezug der Innenarchitektur war bei diesem Objekt besonders matchentscheidend. Das Konzept des Innenausbaus beruht nämlich auf einer Raum-zu-Raum-Folge, deren Dramaturgie auf Durchsichten, Einsichten und Raumbezüge von einem Raum zum anderen aufbaut. «Diese offene Grundrissgestaltung kann eigentlich nur dank raumhohen Schiebetüren bewerkstelligt werden, die den Übergang von einem Raum zum anderen in geschlossenem Zustand vollends schliesst und in offenem Zustand strukturell öffnet. Das bedingt aber, dass die Anschlüsse und Schienenführungen bereits im Rohbau mitgedacht werden.» Die Wahl fiel auf Produkte des italienischen Herstellers Rimadesio. Im Eingangsbereich wurde das Produkt «Soho» installiert, im Schlafbereich das Produkt «Sail».
Wir betreten die Wohnung in unserem immaginären Rundgang über ein grosszügiges Entree, das bereits ein klares Statement abgibt. Die in Blattgold ausstaffierte Decke zusammen mit dem unglaublich poetischen Leuchter bereitet ein imposantes, aber auch wohlig warmes Ankommen. Der Stress des Alltags wird hier abgestreift, der Gast wird hochwertig willkommen geheissen. Wer die Raumfolge links vom Entree betritt, trifft auf einen mit grauen Wänden ausgestalteten Wohnbereich. Die etwa vierzig Zentimeter hohe Wandtäfelung in massiver Eiche zieht sich wie ein Band bis zum Esszimmer hin fort. Einmal wird die Täfelung raumhaltig und kann als Sitzbank mit integriertem Stauraum genutzt werden.