Im Südwesten Frankreichs, zwischen Bordeaux und Biarritz, liegt der Küstenstreifen Les Landes. Seine riesigen Kiefernwälder erstrecken sich über Hunderte Kilometer entlang des Atlantiks bis hin zu den Sanddünen, wo sich Surferdörfer wie das berühmte Hossegor jeden Sommer bis zum Bersten füllen. Bewegt man sich jedoch ins Landesinnere, entdeckt man unzählige ruhige Strassen, gesäumt von Feldern mit wildem Heidekraut, zwischen denen hie und da ein kristallklarer Süsswassersee hervorblitzt. In dieser Umgebung wollte sich das Paar Fabrice und Jean Eric einen besonderen Rückzugsort schaffen, weit weg von ihrem hektischen Berufsalltag, ein Pied-à-Terre am Ende ihres Gartens.
Im Gegensatz zum Wohnhaus genoss die alte Garage einen privilegierten Standort mit Blick auf das angrenzende Naturschutzgebiet und einen Süsswassersee. Der vernachlässigte Bau diente damals lediglich der Behausung einer Sammlung von Secondhand-Funden, die noch auf ein geeignetes Plätzchen warteten. Langsam wurde den Eigentümern jedoch klar, dass die 52 Quadratmeter viel besser als Sommerhaus am Seeufer dienen würden. So beschlossen sie, die Garage in eine Cabin umzuwandeln.
In der Umgebung verankert
Um ihre Idee umzusetzen, wandten sich Fabrice und Jean Eric an ihre langjährige Freundin Dominique Cha. Dominique verfeinerte ihren eleganten Ethno-chic-Stil in der Modebranche, führte jedoch inzwischen zwei Interior-Geschäfte in Toulouse und Bidart namens Les Locataires. Und obwohl sie gelegentlich Einrichtungsprojekte für Kund*innen übernahm, war diese Aufgabe – ein kompletter Umbau von A bis Z – nochmals eine ganz neue Herausforderung.
«Die Cabin sollte zur Natur geöffnet, praktisch und ‹Zen› sein», erklärt Dominique. «Das waren die einfachen Vorgaben. Die Herausforderung bestand darin, ein Schlafzimmer, ein Badezimmer, eine Küche mit Esstisch und eine Lounge mit integriertem Stauraum auf nur 52 Quadratmetern unterzubringen», meint sie lachend – es schien anfangs ein Ding der Unmöglichkeit.
Nicht nur die Handwerker*innen, sondern auch die Materialien stammten vorwiegend aus der Region. Die Verkleidung ist aus einheimischem Kiefernholz – nicht umsonst ist der Wald von Les Landes der grösste natürliche Kiefernwald Frankreichs. «Je älter das Holz wird, desto besser wird es aussehen», prophezeit Dominique. «Es ist dasselbe Holz, aus dem die Promenaden durch die Sumpfgebiete rund um den See gebaut werden. Dies schafft eine materielle Kontinuität, eine gemeinsame, lokale Sprache.»
Raffinierte Raumnutzung
Im Innern liess Dominique die Dachkonstruktion sichtbar, anstatt sie hinter einer Zwischendecke zu verbergen. «Wir haben die Balken weiss gestrichen, damit sie zum Rest des Interieurs passen, aber gleichzeitig ihre eigene Schönheit preisgeben.» Die klaren Linien des massgefertigten eingebauten Stauraums um das Daybed-Fenster setzen einen modernen Akzent, während die mit Seegras bedeckten Türen die Naturverbundenheit des Gebäudes unterstreichen.
Das umliegende Naturschutzgebiet ist im Innern dauernd präsent, umrahmt von einem Schiebefenster, das im Baukörper verschwindet und so die Grenzen zwischen innen und aussen auflöst. Dies ist der Dreh- und Angelpunkt des Projekts, für den Dominique ein eigenes Futonbett im japanischen Stil entworfen hat, das tagsüber als perfekter Entspannungsort und nachts als Schlafplatz dient, entweder direkt unter dem Sternenhimmel oder geborgen im Innern oder gar halb drinnen, halb draussen. Es ist eine geniale Lösung.
Die Cabin kann über die Designerin gemietet werden.