1. Eclectic: Baur`s im Baur au Lac, Zürich
Als 2019 die Brasserie Baur`s in Zürichs Luxushotel Baur au Lac eröffnete, ging ein Raunen durch die Stadt: Immerhin hatte das Traditionshaus niemand geringeren als den britischen Designstar Martin Brudnizki für die Gestaltung von Resto und Bar beauftragt. Das Ergebnis überzeugt: dem traditionellen Brasserie-Stil huldigte MBDS mit rotem Marmor, antiken Spiegeln und überdimensionalen Kronleuchtern aus Muranoglas, einen modern-glamourösen Flair erhielt die Grossstadt-Oase durch sanfte Pistazie, einem Teppich mit graphischem Muster und Wandpaneelen aus Stoff in Rot und Gold. Dazu noch ausgewählte zeitgenössische Kunst und fertig ist die perfekte Kulisse für mondäne Barbesucher aus aller Welt.
2. Old Hollywood: Experimental Chalet, Verbier
Der italienische Interiordesigner Fabrizio Casiraghi musste etliche Runden mit den vier Pariser Hoteliers der Experimental Group drehen, bevor er sich mit seinen Vorstellungen im Experimental Châlet in Verbier durchsetzen konnte. Immerhin schwebte Casiraghi, dessen eleganter Stil bereits Luxusfirmen wie Fendi und Cire Trudon überzeugte, eine Prise alpiner Hollywoodglam der 40er-Jahre vor. Und um die modern interpretieren zu können, verlangte es dem Designguru nun mal nach viel weissen Bouclé-Bezügen auf Sesseln und Barhockern. Nicht gerade praktisch, aber sehr elegant und zu dem grün-weissen Teppich mit dekorativen Enzianblüten und Art deco-Lampen überaus behaglich.
3. Alpiner Luxus: The Chedi Andermatt, Andermatt
300 Millionen Franken hat die Realisation des 2013 eröffneten Chedi Andermatts gekostet. Dass davon etliche Taler in den Gastro- und Barbereich geflossen sind, ist nicht zu übersehen. Das 5-Sterne-Hotel in den Schweizer Alpen leistete sich gleich zwei Designgrössen, um alpinen Chic und asiatischen Zenstyle ineinander fliessen zu lassen. Allen voran setzte Jean-Michel Gathy, Chefdesigner von Denniston Architects and Planners in Kuala Lumpur mit dunklen Hölzern, weichem Leder, Panoramafenstern und offenen Feuerstellen Zeichen. Farben und Materialien sollen an die traditionelle Architektur der alten Schweizer Grand Hotels erinnern, modern wird`s durch den Signature Style Gathys, der ein Faible für symmetrische Linien und ausgewogenes Design hat. Für das Gastro- und Innnenraumdesign durfte sich zudem das Tokioer Spin Design Studio austoben. Deren Job war es, mit The Bar and Living Room einen idealen Après-Ski-Treffpunkt zu schaffe, was sie in einer gelungenen Kombination aus gemütlich-rustikalen Elementen (dezent eingesetzte Geweihe, weiche Wildlederhocker und Fellkissen) zu strengem Naturstein (Tresen, Boden) erreichten.
4. Urban Cool: Hotel Spedition, Thun
Der Auftrag lautete, ein Hotel zu schaffen, «in dem die Zeit stehen bleibt», ein Ort, an dem es um Entspannung, gutes Essen und Trinken und Zeit mit Freunden und Familie geht - kurz gesagt, ein Ort, an dem man das Leben geniessen kann, fassen es die schwedischen Designexperten von Stylt Trampoli zusammen. Das offene Restaurant «Spedition» integriert die lange Bar und bildet so ein Herzstück des Boutiquehotels. Dank eines antiken Hackklotzes, gedrehter Eichenbalken und einem Reifeschrank, in denen knochengereiftes Fleisch und Würste hängen, wird dem rustikalen Appeal des ehemaligen Käselagers gehuldigt. Die Farbpalette mit Petrolblau, Aubergine und Kanariengelb setzt urbane Akzente. Dem Unecso Prix Versailles war das schon 2017 eine Auszeichnung wert.
5. Midcentury Modern: Boutiquehotel Scheuble, Altstadt Zürich
Eine der wohl schönsten Bars im Midcentury-Style ist in der Zürcher Altstadt zu finden: Im Hotel Scheuble legten die Interiorprofis von Fischbach & Aberegg Hand an und verliehen dem Traditionshaus von 1878 neuen Glanz. Passend zu der Gastrohistorie der Familie Scheuble (u.a. Metropol, Bauschänzli und Africana), die in der Mitte des letzten Jahrhunderts Stars wie US-Schauspielerin Jayne Mansfield beherbergte gibt es entsprechende Gästebucheinträge zu sehen und abstrakte Kunst des Schweizer Malers Alois Carigiet. Handpatiniertes Messing, geflammter amerikanischer Nussbaum und Eichenparkett ergeben mit den in petrolfarbenem Velours bezogenen Barhockern und Designklassikern von Walter Knoll ein unaufgeregt elegantes Zusammenspiel. Modernen Twist erhält das Ganze durch die Betonmauern und Lampen aus Brooklyn.
6. Classic goes Pop: Rote Bar, Hotel Castell, Zuoz
Ganze zwanzig Jahre ist die Rote Bar im Engadiner Hotel Castell schon alt und hat doch nichts von seinen Hinguckerqualitäten eingebüsst. Zusammen mit der Multimediakünstlerin Pipilotti Rist schenkte die Zürcher Architektin Gabrielle Hächler dem aus der Jahrhundertwende stammendem Haus neues Leben. Der Barumbau sei wie eine Herztransplantation zu verstehen, so die Architektin, deren Ziel es war «einen Ort zwischen Traum und Wirklichkeit zu inszenieren, in die der Barbesucher eintauchen kann.» Am besten direkt an dem fugenlosen, geschwungenen Tresen, an dem man sich wie an einem glühenden Lavastrom wärmen darf. Durchdacht auch die im Flaschengestell integrierte Videoinstallation, die jeder verstehen wird, der schon mal zu tief ins Glas geschaut hat.
7. Exotic Chic: Le Loti Bar, La Réserve, Genf
Das Signature-Tier in Michel Reybiers 5-Sterne-Hotel La Réserve in Genf ist der Elefant, der sich nebst ein paar bunten Glasvögeln überall verteilt in der Luxusherberge wiederfindet. Wie passend, dass der Pariser Innenarchitekt Jacques Garcia bei seiner Neu-Inszenierung der Gemächer auch das Le Loti Restaurant und Bar in eine stylische Dschungelatmosphäre getaucht hat. Übergrosse Farne und exotische Blüten finden sich nicht nur auf Sofas und Kissen, sondern auch frisch eingepflanzt neben der gold-glänzenden Bar wieder. Gemäss der hier angebotenen Küche, Weine und Drinks treffen japanische Teehaus-Elemente auf verträumte afrikanische Lodge und laden nur fünf Minuten von der Genfer Innenstadt entfernt zu einer kleinen Reise ins Paradies ein.
8. Klassisch elegant: Grand Hotel Kronenhof, Pontresina
Der Auftrag an den französischen Architekten Pierre-Yves Rochon lautete, ein unter Denkmalschutz stehendes Grandhotel vom Neobarock in die Neuzeit zu führen ohne dabei seinen Charme zu verlieren. Kein leichtes Unterfangen – und so werkelte Rochon seit 2017 stetig im ganzen Haus. Diesen Sommer vollendete er das Upgrade der geschichtsträchtigen Bar. In dieser wurden die antike Wandverkleidung und Kassettendecke beibehalten, neuer Blickfang ist indes ein massangefertigter Leuchter, der in Anlehnung an die historische Kronenhofkrone designt wurde. Leuchtende Blau- und warme Rottöne tauchen den Raum in das Licht der Abendstunden und bilden zusammen mit dem bunten XXL-Teppich eine behagliche Wohnzimmeratmosphäre. Ein echter Hingucker ist zudem die poetische Reliefkunst der Französin Jane Puylagarde.
9. Fresh: Verve im Grand Resort Bad Ragatz, Bad Ragaz
Verve kommt aus dem französischen und steht für Elan, Schwung und Begeisterung – und genau diese Vitalität strahlt architektonisch gesehen auch die Bar im «verve by sven» aus. Als fixer Bestandteil und Zentrum des Health-Restaurants von Sternekoch Sven Wassmer spiegelt eine geschwungene Deckeninstallation direkt über der Bar die Grundidee wider: dass hier Gesundes auf den Tisch kommt, hat den Schweizer Architekt Claudio Carbone dazu inspiriert, Kräuter im Stuck einzulassen, die auf die Naturküche hinweisen. Passend dazu auch die lebende Wand, einer vertikal begrünten Mauer, die nicht nur optisch Zeichen setzt, sondern darüber hinaus für angenehm frische Luft sorgt und einen modernen Kontrast zu dem edlen Nussbaumparkett setzt.
10. Historische Perle: Bellevue Bar im Bellevue Palace, Bern
Manchmal besticht die Atmosphäre einer Bar weniger durch verwendete Materialien und architektonische Finessen, sondern schlicht durch ihre Geschichte. In der Bellevue Palace Bar jedenfalls ist man in der Tat versucht, den blank polierten Holztresen heimlich zu streicheln, während man sich fragt, wie viele Whiskey Sour seit der letzten Totalrenovierung 1913 hier so genippt wurden. Schon in den goldenen 20ern avancierte die Berner Bar zum Hotspot, während des zweiten Weltkriegs wurde sie indes Treffpunkt internationaler Diplomaten und Agenten. Die berühmtesten unter ihnen, von der britischen Agentin Elizabeth Wiskemann bis hin zum Deutschen Hans Bernd Gisevius, gingen im Bellevue Palace ein und aus. Nicht zufällig ist die BP also Schauplatz etlicher Spionagegeschichten in Filmen und Büchern geworden. John Le Carré, selbst einst beim britischen Geheimdienst, schrieb drei Novellen im Bellevue Palace, darunter die Vorlage zum Hollywood-Blockbuster «Our kind of traitor» mit Ewan McGregor. Und bis heute wird gemunkelt, dass in der sogenannten Nacht der langen Messer jeweils unmittelbar vor der Wahl des Schweizer Bundesrates die Parlamentarier in der Bellevue Bar konspirative Gespräche führen und Geheimpläne schmieden. Darauf einen Dujardin…