Vor über 30 Jahren lernten sich Markus Jehs und Jürgen Laub kennen, heute gestalten sie Möbel für die renommiertesten Labels der Branche. In ihrem Stuttgarter Büro geben die beiden Einblicke in ihre Anfänge, die Zusammenarbeit mit international anerkannten Marken sowie ihre Ansätze und Designphilosophie.
Es ist bereits eine Weile vergangen, aber erinnern Sie sich noch daran, wie die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden zustande kam?
JÜRGEN LAUB: Während der Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd lernten wir uns kennen. Es war ein glücklicher Zufall, dass wir nebeneinandersassen und das Talent des jeweils anderen schnell erkannten. Aus dieser Begegnung entwickelte sich ein gesunder Konkurrenzkampf. Zunächst arbeiteten wir getrennt, um unsere individuellen Visionen ohne Kompromisse zu verwirklichen. Über die Zeit des Studiums hinweg wuchs jedoch die Neugier auf die Arbeit des anderen.
MARKUS JEHS: Wir verbrachten dann gemeinsam ein Praxissemester in den USA und wohnten in einem One-Bedroom-Apartment auf der Upper East Side. Bei so wenig Platz war es kaum möglich, sich aus dem Weg zu gehen (lacht). Auf Empfehlung unserer Professoren begannen wir dann, immer öfter gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Seitdem entstehen unsere Entwürfe in enger Zusammenarbeit.
Das hat sicher seine Vor- und Nachteile, oder?
MJ: Anfangs waren wir vielleicht etwas skeptisch, da wir es gewohnt waren, unsere Projekte unabhängig voneinander zu bearbeiten, um frei agieren zu können. Die Zusammenarbeit, zu der wir durch den Druck unseres Professors angehalten wurden, führte jedoch zu einem Ergebnis, das unsere Erwartungen weit übertraf. Dies mündete sogar darin, dass wir unsere Diplomarbeit gemeinsam abschlossen.
JL: Diese Erfahrung hat uns letztendlich überzeugt. Auch wenn wir zunächst dachten, die Zusammenarbeit könnte uns einschränken, stellten wir fest, dass das Endergebnis besser war als erwartet. Wir haben erkannt, dass wir uns hervorragend ergänzen und gemeinsam Projekte und Visionen realisieren können, die alleine vielleicht so nicht möglich gewesen wären.
Welche Projekte oder Wendepunkte betrachten Sie als entscheidend für den Erfolg Ihrer Design-Karriere?
JL: Ein entscheidender Moment in unserer Karriere war sicher die Zusammenarbeit mit Cassina, einer renommierten italienischen Möbelfirma. Durch diese Partnerschaft konnten wir neue Visionen ohne Einschränkungen umsetzen und haben eine eigene Identität in unseren Entwürfen entwickelt. Diese Zusammenarbeit hat uns neue Türen geöffnet und half uns, uns in der Designwelt zu etablieren.
MJ: Natürlich war Cassina ein Wendepunkt für uns. Dadurch bekamen wir die Gelegenheit, unsere Entwürfe auch anderen namhaften Firmen vorzustellen, die uns ernst nahmen. Erwähnt werden muss auch die Zusammenarbeit mit – unter anderen – Fritz Hansen und Knoll. Ein Schlüsselmoment war, als einer unserer Stuhlentwürfe bei Ycami Aufmerksamkeit erregte und der Designchef von Fritz Hansen äusserte, es sei das beste Produkt auf der Mailänder Messe, und fragte, ob er sich mit uns treffen dürfte.
Ihre Entwürfe sind bekannt für ihre durchdachte Verbindung von Funktionalität und Ästhetik. Wie nähern Sie sich einem neuen Projekt, und wie entsteht die endgültige Form eines Produkts?
MJ: Wir messen der Betrachtung des historischen und technologischen Hintergrunds jedes Projekts grosse Bedeutung bei. Unser Ziel geht über das rein Formale hinaus; wir streben danach, Lösungen zu entwickeln, die Funktionalität und Ästhetik harmonisch miteinander verbinden.
Woraus schöpfen Sie Ihre Inspiration für Designentwürfe?
JL: Unsere Herangehensweise beinhaltet die sorgfältige Auswahl der Materialien, das Einbeziehen der Geschichte sowie der Marke und allem voran das Erkunden der technologischen Möglichkeiten. Wir streben nach einer soliden funktionalen Basis für alle unsere Designs mit dem Ziel, Produkte zu schaffen, die sowohl praktisch als auch visuell ansprechend sind.
MJ: Generell handelt es sich um einen dynamischen Prozess. Es ist unser Anliegen, von Beginn an innovative Lösungen zu finden, die auch ästhetischen Ansprüchen gerecht werden. Dieses konsequente Streben führt letztendlich zu innovativem Design.
«Trends sind vergänglich – ein Möbelstück sollte langlebig sein und durch sorgfältige Ressourcennutzung überzeugen.»
Nachhaltigkeit wird in der Designwelt zunehmend zu einem zentralen Thema. Wie integrieren Sie nachhaltige Praktiken in Ihre Arbeit?
MJ: Nachhaltigkeit ist ein fundamentaler Aspekt unserer Designphilosophie. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, Produkte zu entwerfen, die nicht nur langlebig und zeitlos sind, sondern auch repariert und am Ende ihres Lebenszyklus recycelt werden können. Für uns ist die Langlebigkeit eines Produkts ein wesentliches Kriterium für Nachhaltigkeit.
JL: Trotzdem stehen wir vor Herausforderungen, besonders im Umgang mit Materialien wie Schaumstoff bei der Herstellung von Polstermöbeln. Wir sind aber stets bestrebt, die bestmöglichen nachhaltigen Lösungen zu finden und umzusetzen.