Sie wächst in einer Familie von Teppichhändlern im Iran auf, interessiert sich aber mehr für Kunst und Chemie. Dann lernt sie ihren Mann kennen, einen leidenschaftlichen Teppichsammler. Gemeinsam bereisen sie das ganze Land, immer auf der Suche nach der Essenz der orientalischen Seele. Und sie finden diese in mannigfaltigen Teppichen, durchwirkt von Geschichten, die sich in opulenten Szenerien ebenso widerspiegeln wie in grafischen Mustern. Heute pendelt Lila Valadan zwischen Hamburg und dem Iran – nicht mehr als Suchende, sondern als Unternehmerin mit festen Überzeugungen.
Frau Valadan, Sie kommen gerade aus dem Iran zurück ...
LILA VALADAN: Ich geniesse das Privileg, in zwei Kulturen leben zu dürfen. Meistens in Deutschland, aber meine Familie und meine Arbeit sind im Iran.
Wie erleben Sie das Land?
LV: Wissen Sie, das junge Iran ist sehr modern, grosse Städte wie Teheran sind europäischen Metropolen sehr ähnlich. Und dennoch spürt man diese Melancholie, die der orientalischen Seele so eigen ist.
Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus?
LV: Natürlich hat das Teppichknüpfen im Iran eine lange Tradition, trotzdem möchten die jungen Leute heute studieren und die Welt sehen. Es gibt nur noch wenige, vor allem Frauen, die das Handwerk erlernen. Aber diese Wenigen bewahren das Kulturgut und schreiben die Melancholie der orientalischen Seele in ihren Teppichen weiter.
Ihre Stücke sind alle individuelle Handarbeiten. Was macht sie so besonders?
LV: Ich sage es mal so: Für mich ist es eine Art transzendentale Erfahrung, wenn ich die fertigen Teppiche sehe (lacht). Ich bin der festen Überzeugung, dass die Hände der Knüpferinnen eine Energie haben, die im fertigen Stück weiterlebt. Manchmal arbeiten zwei Schwestern, Nachbarinnen oder auch Mutter und Tochter über Monate hinweg an einem Teppich. Dabei entsteht immer eine besondere Verbindung.
Kann man einen Teppich überhaupt losgelöst von seiner Kulturgeschichte betrachten?
LV: Das kommt sicherlich auf das Herstellungsland an, aber ein Perserteppich ist immer Kunst und Kultur. Unsere Tradition besteht aus vielen Gedichten und kleinen Erzählungen. Früher hat man prunkvolle Teppiche geknüpft, um sich ein Stück vom Paradies ins Haus zu holen. Man hat ein Gebäude errichtet, damit da ein Teppich reinpasst – nicht nur zum Schutz gegen Kälte, sondern auch um Geschichten zu erzählen.
Würden Sie auch mit externen Designer:innen zusammenarbeiten?
LV: Warum nicht? Ich stelle mir das sehr bereichernd vor. Mich würde beispielsweise interessieren, wie der Schweizer Architekt Peter Zumthor einen Perserteppich interpretieren würde.
Gibt es denn im Persischen auch das Sprichwort «auf dem Teppich bleiben»?
LV: (lacht) Soweit ich weiss nicht. Das müsste ich mal recherchieren.
Weitere Informationen: www.lilavaladan.com