Die internationale Interior- und Designausstellung «neue räume 24» findet vom 26. bis zum 29. September 2024 in der Halle 550 in Zürich Oerlikon statt. In der Sonderschau «Eileen Gray – Non Conformist Artist» beleuchtet ClassiCon das Leben und Werk von Eileen Gray anhand einer Ausstellung von Gouachen und Collagen der legendären Gestalterin.
Inspiriert von den Kunstwerken hat ClassiCon einige dieser Zeugnisse ihres lebenslangen künstlerischen Schaffens in handgeknüpfte Teppiche aus feinster Wolle umgesetzt. Eileen Grays berühmte Möbelentwürfe wie der «Bibendum Armchair» oder der «Adjustable Table E1027» stehen dazu in der Schau in einem spannenden Dialog.
Teppiche aus Pflanzen
Die Ausstellung zeigt neben ikonischen Möbelentwürfen von Eileen Gray Gouachen und Collagen, die sie zwischen den 1920er- und den 1960er-Jahren als Webvorlagen anfertigte, und die daraus abgeleiteten Teppiche, die ClassiCon von Hand knüpfen liess.
Die Modelle «De Stijl», «Cassis», «La Lune», «Monolith», «Faubourg» und «Castellar» wirken wie Gemälde aus feinster Wolle in natürlichen Farbnuancen. Neu ist ausserdem eine 100 Prozent pflanzliche Variante aus nepalesischer Nessel. Die Sonderschau im Rahmen der «neue räume 24» gibt zudem Einblicke in das Werk Eileen Grays, die als Designerin und Architektin weltbekannt wurde, ursprünglich jedoch Kunst studiert hatte und ihr Leben lang im Privaten malte und zeichnete.
Eileen Gray, die nonkonforme Künstlerin
Mit ihren Design- und Architekturtheorien prägte die irische Gestalterin Eileen Gray (1878–1976) unsere Vorstellung vom Wohnen; ihr Schaffen gilt als Inbegriff der Moderne. Als Gestalterin und als Frau, im Beruf wie in der Liebe lehnte die 1878 geborene Irin starre Grenzen ab und war in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit voraus. Gegen gesellschaftliche Vorurteile setzte sie ein Spiel mit Identitäten.
Nach dem Kunststudium in London zog Eileen Gray Anfang des 20. Jahrhunderts nach Paris. Sie fuhr Auto, reiste über den Ozean nach Amerika, zu Feldstudien nach Afrika und war eine der ersten Frauen, die ein Flugzeug lenkten.
Bereits während der Artdéco-Zeit fertigte sie Gouachen und Collagen an, die als Webvorlagen dienten. Als 44-Jährige eröffnete Eileen Gray eine Galerie mit dem männlich klingenden Namen «Jean Désert», in der sie unter anderem ihre avantgardistischen Teppiche verkaufte. Stillstand kannte die Künstlerin nicht, als Autodidaktin baute sie an der Mittelmeerküste nahe Monaco die Villa E1027, heute das ikonische Gray’sche Gesamtkunstwerk schlechthin.
Während des Zweiten Weltkrieges geriet Eileen Gray als Architektin und Designerin in Vergessenheit, arbeitete und malte dennoch drei Jahrzehnte lang diszipliniert weiter. Sie blieb dabei stets eine «private Malerin», ihre Bilder wurden nie öffentlich ausgestellt. Doch die Gouachen und Collagen bewahrte sie für die Nachwelt auf, sorgfältig auf Karton geklebt, auf der Rückseite beschriftet und manche auch signiert.
Mit der Aufnahme erster Teppiche nach ihren Entwürfen ins Sortiment von Aram Design im Jahre 2003 und ClassiCon 200 erfüllte sich auch der letzte grosse Wunsch der Gestalterin, dass aus ihren «alten Entwürfen» noch einmal neue, ganz besondere textile Kunstwerke entstehen mögen. Mit den neuen Teppichen führt ClassiCon diesen Wunsch nun fort.
«E.1027 – das Haus am Meer
Apropos Eileen Gray: Am 28. Oktober 2024 startet der doku-fiktionalen Architekturfilm «E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER». Die Schweizer Filmemacherin Beatrice Minger hat den Film in Co-Regie mit Christoph Schaub realisiert. In dem Film baute Eileen Gray zusammen mit Jean Badovici an der Côte d’Azur ein Haus mit dem verklausulierten Namen E.1027. Mit ihm stellt Gray als Akt absoluter Avantgarde der gängigen, geometrischen intellektuellen, eine emotionale soziale Architektur gegenüber.
Der bekannte Architekt Le Corbusier fühlte sich von Gray konkurrenziert. Nach ihrem Auszug überzog er die charakteristischen weissen Wände mit Wandmalereien. Ihren Wunsch nach Rücknahme dieser Malereien ignoriert er und baut stattdessen sein berühmtes Le Cabanon direkt hinter E.1027, das bis heute die Erzählung des Ortes dominiert.
Der Film erzählt eine Geschichte über die Macht des weiblichen Ausdrucks und den Wunsch der Männer, ihn zu kontrollieren. Den Trailer zum Film gibt es hier.
ClassiCon setzt mit der Sonderschau «Eileen Gray – Non Conformist Artist» vom 26. bis 29. September an der Designplattform «neue räume 24» in der Halle 550 Zürich Oerlikon ein besonderes Highlight.
Weitere Informationen: