In diesem Frühling darf die Messesaison wieder aufblühen und wir haben die Qual der Wahl, in welche Stadt wir als nächstes pilgern, um die neusten Trends zu entdecken. Im Mai haben wir es uns deshalb nicht nehmen lassen, nach München zu reisen, um auf dem Münchner Stoff Frühling durch die neusten Textiltrends zu stöbern und uns auf der Munich Creative Business Week (mcbw) inspirieren zu lassen.
Wenn hochwertige Textilien und Farben Ihr Herz höher schlagen lassen, ist der Münchner Stoff Frühling die ideale Messe, um Neuheiten rund um Stoffe, Tapeten und Farben ausfindig zu machen. Obwohl es mir persönlich kaum bunt genug sein kann, muss ich eines bereits vorwegnehmen, wenn es um die Farbwahl für die Wohngestaltung geht, sind wir hier in Zentraleuropa leider immer noch zurückhaltend, wenn nicht zu sagen langweilig unterwegs – das haben wir beim Trend-Talk bei Little Greene von dessen Inhaber und Gründer, David Mottershead, erfahren. Alleine fünf abgestufte Weisstöne gehören in Deutschland zu den Top-Ten-Farben.
Dabei hält gerade Little Greene eine breite Auswahl an Wandfarben sowie musterreichen Tapeten bereit, die oftmals eine ganz besondere Geschichte erzählen. Seit 2018 arbeitet die Farb- und Tapetenmanufaktur mit der Wohltätigkeitsorganisation National Trust zusammen, die in England für die Erhaltung von historischen Anwesen verantwortlich ist und es Little Greene ermöglicht, Originalfarben und Tapeten von auserlesenen Häusern zu konservieren und neu aufzusetzen, um diese wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Auch bei Textilherstellern wie Kvadrat, Christian Fischbacher, Nobilis oder Création Baumann war Farbe Trumpf. Mit der neuen «Capri»-Kollektion, die in Zusammenarbeit mit dem italienischen Architekten Giuliano Andrea Dell’Uva entstanden ist, entführte Christian Fischbacher in den Süden und zelebrierte mit der«Capsule Collection», die grösstenteils aus Hanf hergestellt ist, die Schönheit der Natur. Ein weiteres Highlight war die neue Kollektion von Sahco, die von Creative Director Bengt Thornefors entworfen wurde. Die Vorhangstoffe wurden wie Couture präsentiert und zeigten ein spannenden Mix aus Unistoffen, Streifen oder zarten Blüten. Mein Favorit: Der Stoff «Vivus», der mit jedem Anblick neue Sujets – wie Schmetterlinge, Blumen oder Früchte – enthüllt.
Was nichts Neues ist, und auch auf dem Münchner Stoff Frühling seh- und spürbar war: Gelebt wird mit allen Sinnen. So rückt in diesem Jahr vor allem die Haptik in den Fokus. Ob Teppiche, Stoffe, Tapeten oder Wandpanels – raffinierte Konturen und Oberflächen machten die Produktneuheiten fühl- und erlebbar.
Die Besucher*innen bekamen bereits einen Einblick in die Kollektion «Babylon» vom belgischen Wandbekleidungshersteller Arte, die erst im Herbst auf den Markt kommt. Das dreidimensionale Wandpanel enthüllte eine faszinierende Dschungellandschaft mit Elefanten. Auch die Kollektion «Alaya» erzählte eine magische Geschichte und entführt in die Vergangenheit auf eine abenteuerliche Reise entlang der Seidenstrasse.
Parallel zum Münchner Stoff Frühling fand unter dem Jahresmotto «Why disruption unleashes creativity» zum 12. Mal Deutschlands grösstes Designevent, die munich creative business week (mcbw) statt. In spannenden Ausstellungen, Installationen und Diskursen inspirierte und förderte das Design-Festival den interdisziplinären Austausch in der ganzen Innenstadt.
Der Design-Talk von Hay und rpc liess uns aktuelle Arbeitsstrukturen hinterfragen und uns für neue Perspektiven öffnen: Die Runde um Designer Stefan Diez, Katja Thoring (TUM), Samir Ayoub (Designfunktion) und Vladimir Moldovanu (rpc) ging der Aussage nach «Why disruption unleashes creativity» und diskutierte dabei aktuelle Herausforderungen und Chance von Designschaffenden aber auch die Nutzung von AI im beruflichen Kontext. Höhepunkt war die Präsentation des neue «BOA» Table für HAY von Stefan Diez. Ein Interview mit Stefan Diez folgt in den nächsten Tagen hier auf meter.
Im Rahmen der mcbw eröffnete in der Pinakothek der Moderne die Ausstellung «Phoenix – Reborn Beauty» von Hella Jongerius in Zusammenarbeit mit der Porzellanmanufaktur Nymphenburg. In der Installation wird das Thema Re-Use sprichwörtlich auf den Tisch gebracht. Eine geschmückte Tafel zeigt Geschirr der Porzellan Manufakur Nymphenburg. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Teller mit Originaldekor nochmals bearbeitet wurden: mit den zwei neuen Designs «Dripping» und «Weeds» verleiht die Designerin Hella Jongerius dem Traditionsgeschirr einen neuen modernen Look, der auch für eine junge Generation wieder spannend wird. So wollen sie der Verschwendung wertvoller Ressourcen entgegenwirken und dem Geschirr eine längere Lebensdauer ermöglichen.
Die Neue Sammlung - The Design Museum zeigt die Installation «Phoenix – Reborn Beauty» von Hella Jongerius noch bis 18.06.23.
Eine weitere Kooperation mit Die Neue Sammlung – The Design Museum war die Panel Diskussion «New Modes II / New Collaborations» von BMW Group Design im X-D-E-P-O-T. Dabei erkundeten David Zilber (food scientist), Kai Langer (BMW i Design) und die Designerin Hella Jongerius gemeinsam mit Quentin Walesch (The Futures Collaborative) die verbindende Qualität von Design. Ein ausführliches Interview mit David Zilber finden Sie in Kürze hier auf meter.