Als ich Richard Robatel, Pascal Berchtold und Sandra Villiger vor zwei Jahren kennengelernt habe, hatten sie gerade kurz vorher ihr Architekturbüro gegründet. Ein Bericht über ihr Erstlingswerk, den Umbau eines 1980er-Jahre-Hauses, war der Anlass für unser Treffen. Und dieses Erstlingswerk war zugleich auch der Anlass für ihre Bürogründung 2018. Mit dem Büronamen «KYMA Architektur und Objekte» zeigen die drei Architekten bereits, dass sie am Entwerfen, Planen und Bauen von Gebäuden ebenso interessiert sind wie an Design. Sechs Fragen an Richard Robatel zu ihrer Arbeit und ihren ersten Möbelstücken, die übrigens direkt über die Homepage der drei bestellt werden können.
Wo liegt der Schwerpunkt in eurer Arbeit?
Richard Robatel: Der Schwerpunkt liegt klar bei der Architektur. Da wir aber unsere Konzepte bis ins kleinste Detail weiterverfolgen, vom Entwerfen der Türgriffe bis zum Handtuchhalter, verschiebt sich unser Fokus im Verlauf des Prozesses immer mehr von der Architektur zum Objekt. Zusätzlich wollten wir der Bauherrschaft die Möglichkeit bieten, dass sie massgeschneiderte Möbel passend zu der Architektur bekommt. Und natürlich bereitet es uns Freude, Möbel zu entwerfen.
Bringt denn einer von euch Erfahrung im Bereich Möbeldesign mit?
RR: Erfahrung haben wir ausschliesslich von den Möbeln, die wir über die Jahre für den Eigenbedarf entwickelt und gebaut haben. Das von der Architektur geschulte Auge für Materialien, Handwerk und Formen ist sicher von Vorteil. Meine Erfahrung als gelernter Zimmermann war für den Bau von Prototypen und das Entwickeln von Holzverbindungen sehr praktisch.
Gab es einen speziellen Anlass dafür, dass ihr den Hocker und den Tisch entwickelt habt?
RR: Der Tisch wurde noch vor der Bürogründung für den Eigenbedarf entworfen. Während der letzten Jahre haben wir mit mehreren Prototypen die Stabilität und die Holzverbindungen verbessert. Hierbei half uns ein Schreiner aus Brienz, der auch für die gesamte Produktion zuständig ist. Die Reststücke der Tischproduktion sollten nicht weggeworfen werden, da kam die Idee für den Hocker.
Habt ihr die Möbel gemeinsam entworfen?
RR: In all unseren Projekten gibt es einen Projektverantwortlichen, bei Hocker und Tisch war ich der Initiant. Jedoch diskutieren, skizzieren und entwickeln wir zu dritt. In unserem Büro stehen etliche Arbeitsmodelle, die von jedem von uns umgebaut, ergänzt oder neu beklebt werden.
Wie seid ihr auf die Idee zum Tisch «KYMA 002» gekommen?
RR: Holzverbindungen und der Verzicht auf Metall waren Grundlage der Idee. Wir wollten keinen Materialmix. Zudem sollte alles mit einem simplen Stecksystem funktionieren. Mit dieser Vorstellung als Grundlage sind uns schnell einige gute Ideen gekommen, die wir dann mit Malerklebeband, wie ein Skelett, 1:1 überprüft haben. Als alle Details klar waren, haben wir die ersten zwei Prototypen in Angriff genommen. Per CNC-Maschine wurde alles in meinem ehemaligen Lehrbetrieb ausgeschnitten.
Habt ihr schon weitere Pläne in puncto Möbeldesign?
RR: Als nächstes wird sicher noch ein Salontisch im selben Stecksystem wie der Tisch und der Hocker folgen. Eine Liege mit Stahlkonstruktion wäre ebenfalls seit langem im Hinterkopf, mehr Zeit müsste man haben …