Junge Designspitze

Swiss Design Award 2019

Ansicht des Buchs «Sounds like a Choice» der Grafikdesignerin Ann Kern.

Die grafische Arbeit «Sounds Like a Choice» von Ann Kern kombiniert verschiedene Arten von Texten und Bildern, die sich mit dem Thema Privilegien, Rasse und Geschlechterdiskriminierung befassen. 

Eine Fotografin, die komplette Bücher gestaltet, ein Industriedesigner, der auf seinem Rucksack ein ganzes Unternehmen aufgebaut hat oder ein Produktdesigner, der mit seinem politisch aufgeladenen Entwurf in die Rolle eines Aktivisten schlüpft. Beim Rundgang durch die Ausstellung der Nominierten des Swiss Design Awards trifft man auf Positionen junger Designer, die den Designbegriff dehnen.

«Drinking Hydrant» von Dimitri Nassisi ist ein blauer Trinkbrunnen für den urbanen Raum.

Der «Drinking Hydrant» von Produktdesigner Dimitri Nassisi liefert einen Vorschlag, wie sich die Nutzung urbaner Infrastrukturen erweitern liesse. 

Eins ist klar: Das immer diverser werdende Betätigungsfeld des Designs lässt sich nicht in starre Kategorien ordnen und geht längst über die Bedeutung der reinen Formgebung hinaus. Umso sinnvoller, dass die Leiter des Swiss Design Awards die eingereichten Arbeiten nicht mehr nur in ihre angestammte Disziplinen «Mode», «Grafik», «Vermittlung», «Fotografie», «Produkt und Objekt», sowie «Szenografie» verorten, sondern diese auch mit herauskristallisierten, thematischen Schwerpunkten – wie etwa Identität, Nachhaltigkeit oder soziales Engagement – verknüpfen.

Fotografie eines Mehrfamilienblocks mit Feuerflamme der Fotografin Solène Gün.

Mit ihrer Serie «Turunç» (Bitterorange) taucht die Fotografin Solène Gün in den Alltag junger türkischer Immigranten in den Städten Paris und Berlin ein. 

So setzt sich etwa der Produktdesigner Iskander Guetta mit der Ausstattung von Flüchtlingsunterkünften auseinander, und damit, wie diese das Leben des Individuums verbessern könnten, während die Fotografin Solène Gün in ihren Arbeiten ihre Begegnungen mit Jugendlichen in Banlieues portraitiert.

Auch das Thema Nachhaltigkeit kommt bei den nominierten Projekten nicht zu kurz. Der Kerngedanke des Modedesigners Rafael Kouto beispielsweise ist die Konfektionierung und Wiederverwertung von massenproduzierten und ausrangierten Kleidungsstücken zu Unikaten. Das Label Qwstion – wie es der Name schon vermuten lässt – hinterfragt die oftmals verwendeten, schädlichen Materialien und Produktionsverfahren und liefert ressourcenschonende Alternativen.

Ein Outfit des Designers Rafael Kouto, welches aus textilen Abfällen aus der Sortieranlage von Texaid entstand.

Das Modelabels Rafael Kouto konzentriert sich auf nachhaltige und umweltfreundliche Gestaltungsprozesse und kombiniert Upcycling mit Couture-Techniken.

Aus den 48 Nominierten hat das Bundesamt für Kultur gestern Abend 17 Positionen ausgezeichnet. Um den Diskurs anzuregen, werden die Arbeiten und Projekte durch diverse Rahmenveranstaltungen in einen weiteren Kontext gebracht sowie auf Fragen des aktuellen Designs untersucht.

Ein Teppich aus Naturfasern, gewoben in einer historischen Manufaktur, der Designerin Julie Richoz.

Julie Richoz ist eine Produktdesignerin, die sich der Erforschung alter Handwerkskunst verschrieben hat und diese in zeitgenössisches Objektdesign, wie hier in der Teppichkollektion «Binaire» integriert.

 

In der Halle 3 des Messegeländes Basel vergibt das Bundesamt für Kultur zeitgleich zur Art Basel die Swiss Design Awards und zeigt die nominierten und ausgezeichneten Arbeiten.

Die Ausstellung der Swiss Design Awards 2019 läuft noch bis zum 16. Juni 2019.