Hendrik Steinigeweg und Philipp Schaefle treibt die gemeinsame Vision voran, dass alles im Heute Ressource für die Zukunft ist. Als Studio Noun machen sie diese Überzeugung durch ihre Projekte sichtbar.
Als Philipp Schaefle und Hendrik Steinigeweg mit ihrem gemeinsamen Büro Studio Noun den Schritt in die Selbstständigkeit wählten, haben sie sich eingehend damit auseinandergesetzt, für was sie mit ihrer Arbeit einstehen wollen. Ihr Claim «Sustainable strategies for human-centred architecture» ist viel mehr als eine Botschaft nach aussen; er steht nicht nur für ihre gebauten Objekte, sondern ist Ausdruck ihrer täglichen Strategie, mit der die Architekten alle ihre Aufgaben angehen. Die Auseinandersetzung mit den Themen Ressourcen und Nachhaltigkeit ist für Hendrik und Philipp sowohl in der Arbeit als auch privat entscheidend, genauso wie das Bewusstsein, Teil eines grossen Kreislaufs zu sein. Die Konsequenz und die erfrischend überzeugende Selbstverständlichkeit ihrer Haltung spiegelt das Regal 001 wider, das sie in Zusammenarbeit mit dem Schwyzer Schreiner Roger Lindauer entwickelt haben und für das sie mit dem Sonderpreis Schreiner Prix Lignum 2021 ausgezeichnet worden sind.
Das modulare Möbel ist ausschliesslich aus Holz gefertigt und kann ohne Werkzeug von Hand auf- und abgebaut werden. Die Konstruktion aus einheitlichen Stäben, die sowohl über ein Aussen- wie ein Innengewinde verfügen, und aus eingespannten Massivholzplatten mit speziellem Klicksystem kommt ganz ohne Klebstoffe und Metallteile aus. Das Holz stammt aus einem Wald in unmittelbarer Nähe der Schreinerei, wo die Bestandteile effizient verarbeitet werden. «Lowtech durch Hightech. In gewisser Weise steht das Regal stellvertretend dafür, was für uns gutes Bauen bedeutet: Etwas wird für einen gewissen Nutzen hergestellt, doch kann es jederzeit erweitert oder umgewandelt werden. Und hat es einmal ausgedient, kann es ohne Schadstoffe wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden», erklärt Philipp. «Vor 100 Jahren war das ein natürlicher Prozess.» Auslöser der intensiven Auseinandersetzung mit Holz waren zwei Projekte in Toggenburg: ein Ersatzneubau für ein ehemaliges Ferienhaus aus den 1970er-Jahren und der Umbau eines Bauernhauses aus dem 19. Jahrhundert. Zwei komplett unterschiedliche Ausgangslagen, was den Bestand angeht, jedoch mit demselben Materialwunsch seitens der Bauherrschaften. «Unsere ersten Auftraggeber wollten mit einem Vollholzbausystem arbeiten. Wir haben die Idee weitergesponnen und dem Haus den Anschein geben wollen, aus einem Stück Holz geschnitzt zu sein», erklärt Hendrik. Dies lässt sich in der Gebäudehülle, im Innenausbau, sogar in den Leuchten erkennen, die aus den Holzdecken «gefräst» wurden. Anlehnung an die regionale Bautradition findet sich nicht nur im Material, sondern auch in formalen Elementen wie der Neuinterpretation der regional bekannten Abwurfdächer. Beim Umbau des Bauernhauses griffen die Architekten die Idee des Scheunenanbaus auf und schufen für die Familie einen grosszügigen Ess- und Wohnraum, der einen spannenden Kontrast zur restlichen Kleinteiligkeit darstellt. Verschiedene Stellen legen bewusst das Aufeinandertreffen der alten Holzstrickwände und der neuen Vollholzelemente offen.
Bei allen Aufgaben stellen sich Studio Noun die Frage, was sie für einen Beitrag an das Umfeld leisten können. Bei den hier gezeigten Projekten ging es darum, lokale Traditionen, Fertigungstechniken und die Vollholzbauweise ins Heute zu übersetzen. In anderen Kontexten suchen sie andere Lösungen – etwa bei einem Mehrparteienhaus in Kaltbrunn, das komplett aus einer homogenen Gebäudehülle mit Einsteinmauerwerk gebaut wird. «Unser Anliegen ist es, etwas dazu beizutragen, dass der Kreislaufgedanke nicht ein Sonderweg bleibt, sondern in der Baubranche das neue Normal werden kann», so Hendrik.